Am 13. November 1898 standen sich in der ersten offiziellen Schweizer Fussballmeisterschaft der Serie A der F.C. Old Boys und der FC Basel gegenüber. Die einzige Begegnung der Gruppe «Zentral» war eine höchst ausgeglichene Sache – die im ersten Forfait der Schweizer Fussballgeschichte endete.
Die Anfänge einer Schweizer Fussballmeisterschaft waren bescheiden. Im ersten, noch inoffiziellen Wettbewerb in der Saison 1897/98 waren mit dem Grasshopper Club Zürich und dem FC Zürich nur zwei Deutschschweizer Teams beteiligt, die Romandie war mit acht Teams ganz klar dominant: Lausanne und Genf stellten je drei Vereine, dazu kamen Yverdon und Vevey. In drei Gruppen wurden die Finalisten ermittelt. Bei den Finalspielen setzte sich der Grasshopper Club gegen Villa Longchamp Lausanne (6:1) und La Châtelaine Genève (2:0) durch.
Speziell war, dass diese Meisterschaft nicht etwa von der 1895 gegründeten Schweizerischen Fussball-Association (SFA) durchgeführt wurde, sondern von der Genfer Zeitung «Suisse sportive» und ihren Redaktoren François-Jean Dégérine und Dr. Aimé Schwob. Gespielt wurde um einen von der Firma Ruinart gestifteten Pokal.
Die groben Old Boys
Im folgenden Jahr meldeten sich, nun bereits unter der offiziellen Ägide der SFA, erstmals auch zwei Basler Vereine für das Championat der Serie A an. Der F.C. Old Boys, erst am 8. Januar 1898 in die nationale Association eingetreten, und der FC Basel trafen in der Gruppe «Zentral», die nur aus diesen beiden Teams bestand, aufeinander. Die erste Partie, bei der es um den Einzug in die landesweiten Finals ging, stieg am 13. November 1898 auf dem Basler Landhof.
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Die Old Boys verfügten über eine gute Verteidigung, die «im groben Stil» agierte, wie der linke Flügel und Aktuar des FC Basel, Ernst Thalmann, festhielt und gleichzeitig einen Ausfall beklagte: «Es wurde wirklich einer unserer Forwards kampfunfähig.» 1:1 endete die Partie, einen Sieger gab es keinen, gefeiert wurde trotzdem – und über einen Monat später, am 18. Dezember 1898 wiederum auf dem Landhof, kam es zum Wiederholungsspiel.
Auch hier gab es nach 90 Minuten keine Entscheidung, das Spiel endete 2:2. Auch eine unter den beiden Captains ausgemachte 20-minütige Verlängerung verlief torlos. Weil die Old Boys monierten, dass eines der beiden FCB-Tore per Hand erzielt worden sei, und deshalb Protest einlegten, musste sich der Verband mit der Sache befassen. Tatsächlich wurde der Protest der Old Boys gutgeheissen – und das strittige Tor vom Endergebnis einfach abgezogen.
Dank des 2:1-«Erfolgs» durfte sich OB «Meister der Zentralschweiz» nennen und zog in die nationale Finalrunde ein. Böses Blut schien deswegen zwischen den beiden Clubs nicht entstanden zu sein, bei der sogenannten «Neujahrskneipe» des FC Basel am 21. Januar 1899 im oberen Saal der Safranzunft sollen sich auch einige Gäste der Old Boys mitvergnügt haben.
Lausanne wollte nicht sonntags
In der Finalrunde kam es dann nur zu einem Spiel, weil sich die mehrheitlich englischen Spieler des Lausanne Football and Cricket Club weigerten, gegen die Old Boys an einem Sonntag anzutreten. Der Verband beharrte auf der Ansetzung, die Lausanner auf ihrem Standpunkt. Sie reisten nicht zum geplanten Finalspiel auf dem Berner Sportplatz Beundenfeld an. Und die noch junge Schweizer Football Association hatte den ersten Forfait-Fall ihrer Geschichte.
Die Basler hatten schon während der Anreise zum Match davon Wind bekommen, dass sie als Sieger feststehen, ohne spielen zu müssen. Auch deshalb wurde zuvor ein «oppulentes Mittagsmahl mit einem Eisdessert» eingenommen, wie der OB-Chronist festhielt. Auf dem Weg zum Spielort gab es zur weiteren Stärkung noch einen Umtrunk im Kornhauskeller.
Gespielt wurde an jenem Sonntagnachmittag doch noch. Eine kombinierte Mannschaft des FC Bern und der Young Boys stellte sich zur Verfügung, die Old Boys würdigten die Gastfreundschaft nach einer 2:0-Führung mit drei Eigentoren und liessen die Berner so gewinnen.
Eine Woche später ging es dann bedeutend ernster zu und her. Am 12. März 1899 wurde in Zürich gegen den dortigen Anglo-American Club um die Schweizer Meisterschaft gespielt. Die Basler blieben ohne Chance, nach einem 0:7 ging der erste offizielle Schweizer Meistertitel an den Gegner.
Die Anglo-Americans bestanden schon ein Jahr nach dem Triumph nicht mehr. Mangels Nachwuchs wurde der Club aufgelöst. Auch der FC Basel verzichtete 1899/1900 auf die Teilnahme an der Serie-A-Meisterschaft. Die Anfänge im Schweizer Clubfussball boten noch keine stabilen Verhältnisse.
Rückkehr in die NLB
Die Old Boys wurden 1904 und 1913 noch zweimal Zweiter der Schweizer Meisterschaft. Sie scheiterten in der Finalrunde am FC St. Gallen und an Lausanne-Sports. 1916 wurde die Finalrunde als Zentralschweizer Meister auf Rang 3 abgeschlossen. Es sollte der letzte Erfolg auf höchster Schweizer Fussballebene sein. 1932 erfolgte der Abstieg – fortan wurde die Meisterschaft in der neuen Nationalliga ausgerichtet.
1987 gab OB ein Comeback in der damaligen Nationalliga B und war zwischenzeitlich noch einmal das beste Team der Stadt. Als die Krise des FC Basel 1994 vorbei war und die Rückkehr in die oberste Spielklasse gelang, stieg OB im gleichen Jahr ab.
Heute spielt OB in der Promotion League, der dritthöchsten nationalen Spielklasse – gehört zu den grössten Clubs der Schweiz mit einer sehr erfolgreichen Nachwuchsabteilung. Mit acht Titeln ist der Club von der Schützenmatte auch Rekordhalter bei den Regionalmeisterschaften der 2. Liga.
Gruppe Zentral
FC Basel–F.C. Old Boys 1:1
13. November 1898. – Landhof. – Torschützen nicht bekannt.
FC Basel: Hofer; Iselin, Gass; Sommer, Rittmann, Reber; Schneider (Captain), Montbaron, Schiess, Billetter, Thalmann.
Old Boys: Frey; Devick (Captain), Bienz; Hedinger, Banga, Buser; Koch, Burnier, Weber, Gautschi, Bächlin.
Vom Wiederholungsspiel (2:2) gibt es keine näheren Angaben.