Wie soll der FC Basel dieses Arsenal stoppen?

Von seiner Schokoladenseite präsentierte sich Arsenal am Wochenende, und zu den fünf Toren gegen West Ham trug Alexis Sanchez deren drei bei. Als Zweiter der Premier League und für die Achtelfinals der Champions League längst qualifiziert, werden die Londoner am Dienstag im St.-Jakob-Park zu einer harten Nuss für den FC Basel.

Arsenal's Alexis Sanchez celebrates after scoring a goal during the English Premier League soccer match between West Ham United and Arsenal at The London Stadium in London, Saturday Dec. 3, 2016. (AP Photo/Tim Ireland)

(Bild: Keystone/TIM IRELAND)

Von seiner Schokoladenseite präsentierte sich Arsenal am Wochenende, und zu den fünf Toren gegen West Ham trug Alexis Sanchez deren drei bei. Als Zweiter der Premier League und für die Achtelfinals der Champions League längst qualifiziert, werden die Londoner am Dienstag im St.-Jakob-Park zu einer harten Nuss für den FC Basel.

Mit einem Grinsen im Gesicht erschien Arsène Wenger, der sonst nicht gerade dazu neigt, seine Emotionen mit der Öffentlichkeit zu teilen, zur Pressekonferenz des FC Arsenal. Sein Team hatte zuvor mit 5:1 bei Sorgenkind West Ham United gewonnen. Der Hattrick von Alexis Sanchez in den Schlussminuten stellt Wenger vor eine Denkaufgabe. Sein Team hat jetzt auswärts mehr Tore erzielt als zu Hause. «Es wird interessant sein, zu analysieren, woran das liegt», sagt Wenger.

Für dieses Phänomen hatte er tatsächlich keine Deutung parat, obwohl es Wenger in mittlerweile mehr als 20 Dienstjahren bei den Gunners nie an Erklärungen gemangelt hat. Die Künstlertruppe hatte es am Samstagabend wieder geschafft, ihren Schöpfer zu verblüffen: auf positive Weise.

In der Tabelle hat sich Arsenal auf Rang zwei vorgeschoben, drei Punkte fehlen noch bis zu Chelsea. Die Premier League rätselt, ob der rote Teil Londons bereit ist für die erste Meisterschaft nach zwölf Jahren. Eine Prognose wagt kaum jemand, weil Arsenal voller Launen sein kann und Konstanz nur darin besitzt, Hoffnungen zu enttäuschen. Deswegen wird der Verein in der Gegenwart von der Konkurrenz eher geschätzt als gefürchtet.

Die Verbindung von Schönheit und Effizienz

Arsenal Manager Arsene Wenger during the English Premier League soccer match between West Ham United and Arsenal at The London Stadium in London, Saturday Dec. 3, 2016. (AP Photo/Tim Ireland)

Arsène Wenger am Samstag beim 5:1-Sieg seines Teams im Londoner Derby bei West Ham. (Bild: Keystone/TIM IRELAND)

In dieser Stimmungslage reist Arsenal nach Basel zum verbleibenden Gruppenspiel in der Champions League am Dienstag. Auch in diesem Wettbewerb befinden sich die Gunners hinter dem punktgleichen Spitzenreiter Paris St. Germain auf Rang zwei. Zum Erscheinungsbild der entschlusslosen Schönheit passt es, dass der direkte Vergleich mit Paris durch ein Eigentor von Alex Iwobi verloren ging. Nur ein Aussetzer der Franzosen im Parallelduell gegen Razgrad könnte Arsenal dazu verhelfen, das Rückspiel im Achtelfinale doch im eigenen Stadion austragen zu dürfen.

In fünf der vergangenen sechs Spielzeiten startete Arsenal vom zweiten Platz aus ins K.o.-System, was jeweils unmittelbar zum Aus in der Königsklasse führte. Die Ausnahme bildete die Saison 2011/12, bei der sich die Nord-Londoner jedoch die Panne erlaubten, das Hinspiel in Mailand gleich mit 0:4 zu verlieren. Wieder wurde es nichts mit dem Einzug ins Viertelfinale.

Längst spotten die Fussballfreunde auf der Insel, die Gunners würden im Profifussball den Olympischen Gedanken vertreten: Dabei sein, ist alles. Für den Verein steht die Ästhetik des Spiels an erster Stelle. Nur lässt sich totaler Erfolg mit diesem hohen Anspruch verbinden?

Um den FC Arsenal besser zu verstehen, lohnt sich ein Blick auf das Tor zum 3:2 gegen Razgrad am vierten Spieltag. Der Treffer von Mesut Özil besitzt so viel Kunstfertigkeit, dass selbst Arsène Wenger in einem solchen Moment ganz ergriffen ist und sagt: «Es sah mir nicht nach der richtigen Lösung aus, aber als der Ball im Netz lag, dachte ich mir: Sie war es doch.»

Im Sommer 2013 hat Arsenal für Özil etwa 50 Millionen Euro Ablöse an Real Madrid überwiesen. Nie zuvor und auch danach nicht haben die Gunners für einen Spieler derart viel Geld ausgegeben. Die Vorlagen und Tore des Kreativlings haben den Gunners einen debattenfreien Herbst eingebracht. In den Vorjahren gab es zu diesen Zeitpunkten schon die üblichen Diskussionen um den Trainer, dessen Vertrag zum Ende dieser Saison ausläuft.

«Die besten Stürmer kommen aus Südamerika»

Özil profitiert von der kongenialen Verbindung zu Alexis Sanchez, den Wenger vom Aussenstürmer zum zentralen Angreifer ummodeliert hat. Gegen West Ham gelang Sanchez ein persönlicher Hattrick, der erste seit September 2015. «Alexis ist nicht der grösste Spieler, aber er ist schnell, kann dribbeln und hat einen Killerinstinkt», sagt Wenger, «an ihm lässt sich erkennen, warum die besten Stürmer aus Südamerika kommen.»



Britain Football Soccer - West Ham United v Arsenal - Premier League - London Stadium - 3/12/16 Arsenal's Alexis Sanchez celebrates with Petr Cech and the match ball at full time after scoring a hat trick Action Images via Reuters / John Sibley Livepic EDITORIAL USE ONLY. No use with unauthorized audio, video, data, fixture lists, club/league logos or

Mit seinen 1,69 Metern nicht der Grösste, schon gar nicht neben Goalie Peter Cech, aber mit ungeheuerem Torinstinkt ausgestattet: Alexis Sanchez mit dem Ball, den er gegen West Ham dreimal versenkte. (Bild: Reuters/John Sibley)

Noch ist der Chilene Arsenals einziger Offensivspieler von diesem Kontinent. Wenger tut sich nach wie vor schwer damit, die im Fussball immer weiter nach oben drehende Geldspirale nicht nur zu akzeptieren, sondern zu füttern. Um die Banknoten der Gunners kümmert sich der Elsässer, als müsste er bei erfolglosen Investitionen mit seinem Privatvermögen haften.

Zwei Basler für das defensive Gewissen

Mehrere Wechselperioden hat es an Zeit benötigt, bis Wenger die defensive Tauglichkeit einigermassen den Bedürfnissen der Gegenwart angepasst hat. Das hat auch mit zwei Spielern zu tun, die einst beim FC Basel unter Vertrag standen. Die Verpflichtung des fleissigen Teamarbeiters Granit Xhaka, 24, hat die Optionen im verletzungsanfälligen Mittelfeld erweitert. Aus Sorge vor Kontern agierte Arsenal zuletzt teilweise mit zwei defensiv orientierten Profis vor der Abwehr.

Das hat Xhakas Spielzeit erhöht, und gelegen kommt ihm diese Position ebenfalls. Seine grösste Fähigkeit ist es ja, die Abwehr zu beschützen. So wie der Klub das mit ihm macht.

Zwei Ex-Basler im Trikot der Gunners: Mohamed Elneny (links) und Granit Xhaka.

Zwei Ex-Basler im Trikot der Gunners: Mohamed Elneny (links) und Granit Xhaka. (Bild: Skysports.com)

Bei Arsenal spüren die Neuankömmlinge zügig, dass ihr Mitbestimmungsrecht ausserhalb des Platzes begrenzt ist. Die eigene Entfaltung stösst in diesem anonym geführten Verein auf Widerwillen. Arsenal führt seine fussballerischen Angestellten wie Marionetten durch den Stadiontrakt. Vielen Profis ist das nicht unrecht, sie möchten sich sowieso nicht verbal in der Öffentlichkeit äussern.

Einsatzzeit muss Xhaka teilen – etwa mit Elneny

Zum unbestrittenen, zum gesetzten Spieler hat sich Xhaka allerdings bislang noch nicht entwickelt. Die Einsatzminuten muss er sich mit den Kollegen teilen, dazu gehört Mohamed Elneny. Seine erste Rückkehr nach Basel seit dem Weggang im vergangenen Januar könnte Elneny weitere Spielpraxis einbringen. Der 24-Jährige steht häufig in der Anfangself, wenn Wenger seiner Bestbesetzung eine schöpferische Pause verordnet.

Am vergangenen Mittwoch durfte der Ägypter im League Cup ran, als Arsenal das Viertelfinale gegen Southampton mit einer Reserveelf 0:2 abschenkte. Xhaka und Elneny ergeht es derzeit so wie dem Arsenal FC selbst: Sie werden geschätzt, aber nicht gefürchtet.

Die Tabellenspitze der Premier League:




(Bild: Screenshot weltfussball.com)

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