Wie Tipp-Kick sich bei der Generation Playstation zu behaupten versucht

Bei der Generation Playstation hat es das Tischfussballspiel Tipp-Kick nicht leicht. Auf einem Weltmeisterschaftsjahr ruhen Umsatzhoffnungen, und demzufolge hat Mathias Mieg dem Metallkicker Dante ein Gesicht gegeben. Ein Besuch bei der kleinen Firma im Schwarzwald-Baar-Kreis.

Ein Tischfussballspiel mit ungebrochenem Reiz: Tippkick. (Bild: Imago)

Bei der Generation Playstation hat es das Tischfussballspiel Tipp-Kick nicht leicht. Auf einem Weltmeisterschaftsjahr ruhen Umsatzhoffnungen, und demzufolge hat Mathias Mieg dem Metallkicker Dante ein Gesicht gegeben. Ein Besuch bei der kleinen Firma im Schwarzwald-Baar-Kreis.

Wer kennt sie nicht, die kleinen Männchen mit dem roten Knopf im Kopf? Wenn man ihn drückt, schnellt ein Bein nach vorn, trifft den Ball und bewegt ihn in die gewünschte Richtung. Im besten Fall. So geht Tipp-Kick und das seit genau neun Jahrzehnten. Ein filzgrünes Spielfeld, pro Mannschaft ein Spieler und ein Torwart. Wer die meisten Tore schiesst, gewinnt. Simpel. Schlüssig. Perfekt.

Der Spielmacher dieser beliebten Tischfussballvariante heisst Mathias Mieg, ist 52 Jahre alt und Geschäftsführer der Edwin Mieg OHG. Besonders stolz ist er auf sein neuestes Produkt. Der Kicker trägt ein rotes Trikot, rote Hosen sowie rote Stutzen und verfügt erstmals auch über ein bekanntes Gesicht. Gestatten Dante, kein Spielmacher, sondern Innverteidiger beim FC Bayern München und in der brasilianischen Nationalmannschaft.

«Er ist die erste personifizierte Figur und hat durch seine markante Frisur einen hohen Wiedererkennungswert», erzählt Mathias Mieg. Wie die anderen Figuren ist auch Dante 42 Gramm leicht und knapp acht Zentimeter gross und soll natürlich auch den Verkauf von Tipp-Kick in seinem Heimatland Brasilien ankurbeln.

Neun Festabgestellte, 30 Minijobber und der Patron

Er hat schon seinen Platz gefunden in einer der zahlreichen Glasvitrinen in der kleinen Fabrikhalle in Schwenningen, in denen Kicker verschiedener Epochen ausgestellt sind. Hier führt Mathias Mieg zusammen mit seinem Cousin Jochen die Geschäfte. Er ist eine Arbeitsbiene, zieht wie der klassische Spielmacher auf dem Feld fast alle Fäden, übernimmt Einkauf und Verkauf, die Verhandlungen mit den Fachhändlern, stellt sein Produkt persönlich auf Messen vor und fotografiert selbst für die Kataloge. Nur den Internetauftritt überlässt er einer Agentur.

So funktioniert Tipp-Kick:

Tipp-Kick from bunlardanistiyorum on Vimeo.

In Schwenningen arbeiten neun Festangestellte und in der Region am Rande des Hochschwarzwalds 30 Minijobber. Die Rohlinge werden in einer Firma in Villingen gefertigt und in Tunesien von Hand bemalt. Zurück in Schwenningen wird jede Figur noch einmal geprüft, damit Farbreste nicht den optimalen Kick verhindern. In der kleinen Fabrikhalle werden zudem Schussbeine montiert und der rote Schussknopf befestigt.

So entstand auch Dante. Er ist Teil der Samba-Edition mit einer Auflage von 5000 Spielen, in denen auch der Soundchip mit der Hymne Brasiliens für die spezielle Uhr enthalten ist, eine Neuerung, die ebenfalls zur WM entwickelt wurde. Den Chip gibt es für alle Mannschaften, die am Turnier teilnehmen.

Diesem Dante darf man auf den Kopf hauen.


 

Hoffen auf das WM-Geschäft

Das Geschäft ist gut angelaufen. Insgesamt rechnet Mathias Mieg im WM-Jahr mit einem Absatzplus von 30 bis 50 Prozent. Mit 70’000 verkauften Exemplaren wäre der innovative Mittelständler schon zufrieden.

So blendend wie beim Sommermärchen 2006, als das Unternehmen ein Rekordergebnis mit 200’000 verkauften Spielen einfuhr, kann es gar nicht werden. Bei der Heim-WM wurden eine Million Flaschenetiketten des Kräuterlikörs Ramazotti mit den Kickern bedruckt und 100’000 VW-Golf-Modelle damit bestückt. «Das war eine einmalige Sache», sagt Mathias Mieg.

Deutsche Meisterschaft im Tipp-Kick von 1961:

TIPP-KICK Profiturnier 1961 from Mathias Mieg on Vimeo.

2014 gibt es aber zahlreiche Sonderaufträge von Unternehmen, die Tipp-Kick-Männchen an Firmenkunden verschenken. Dieses eher exklusive Segment macht rund 50 Prozent vom Umsatz aus. Zudem kramen in einem WM-Jahr viele Tipp-Kick-Fans ihre alten Spiele wieder aus und stellten fest, dass Teile verschlissen oder verloren gegangen sind. Dann wird erst einmal nachgeordert.

In Jahren ohne internationalen Fussball-Event gehen zwischen 30’000 und 40’000 Spiele über die Ladentheke. Dann ist der Markt gesättigt und Schwankungen sind normal.

Die Herausfordung: Das Internet und die Playstation

2013 war dennoch ein ungewohnt schlechtes Jahr war für die Miegs. Da half auch der ungebrochene Charme des Spiels nicht weiter – Tipp-Kick kam nur schwer ins Spiel, Mieg musste für die neun Festangestellten sogar Kurzarbeit anmelden. «Die Fachhändlerlandschaft hat sich verändert, es läuft viel über das Internet», sagt Mieg.

Die Einbussen im stationären Handel lassen sich nicht so einfach ausgleichen, und der Nachwuchs widmet sich lieber der Playstation. Deshalb kann man die Tipp-Kick-Produkte auch auf der eigenen Website bestellen. «Wir wollen aber nicht in Konkurrenz zu den Händlern treten, bei uns sind die Sachen sogar teurer –aber dafür immer lieferbar», sagt Mathias Mieg.

2013 war ein ungewohnt schlechtes Jahr war für die Miegs. Da half auch der ungebrochene Charme des Spiels nicht weiter.

Tipp-Kick ist eigentlich ein ausgereiftes Produkt. Doch es kann auch ein Fluch sein, wenn es nichts mehr zu verbessern gibt. «Man darf die Marke nicht verändern, sonst wird etwas Beliebiges daraus», sagt Mieg. Am Spiel kann und will er nichts ändern, korrespondierend zur Deutschen Fussball-Liga (DFL), die sich beispielsweise gegen die Torlinientechnik ausgesprochen hat.

Aber auch Tradition braucht immer eine Spur Innovation. Dafür tüftelt er am Drumherum, an Werbebanden, Stadionuhr oder Fluchtlichtmasten. Und in diesem Jahr soll es Dante richten. Mieg wäre aber nicht Mieg, wenn er nicht schon wieder etwas Neues ausgebrütet hätte: Ab Herbst darf auch ein Schiedsrichter mitmischen auf dem grünen Filz – natürlich hat auch er einen roten Knopf im Kopf – und er pfeift, wenn man ihn drückt.

Wer hats erfunden? Eine Firma in Schwenningen, die auf ihrer Website ein berühmtes Tor der Deutschen mit ihren Metallfiguren nachstellt: Das 2:1 im WM-Final 1974.

Wer hats erfunden? Eine Firma in Schwenningen, die auf ihrer Website ein berühmtes Tor der Deutschen mit ihren Metallfiguren nachstellt: Das 2:1 im WM-Final 1974. (Bild: Mieg) (Bild: Tippkick/EDWIN MIEG OHG)

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