Am Donnerstag spielt der FC Basel gegen die ACF Fiorentina (21.05 Uhr, Stadio Artemio Franchi). Vor der Partie gegen seinen Vorgänger Paulo Sousa spricht Fischer über seine Arbeitsmethoden – und diese beinhalten insbesondere einen pikanten Aspekt.
Der FC Basel bestreitet am Donnerstag das erste Spiel in der Europa League. Um 21.05 Uhr geht es im Stadio Artemio Franchi gegen Paulo Sousas ACF Fiorentina.
(Bild: Kestone/GEORGIOS KEFALAS)Eindrücke von der Reise des FC Basel nach Florenz: Davide Calla.
(Bild: Kestone/GEORGIOS KEFALAS)Eindrücke von der Reise des FC Basel nach Florenz: Luca Zuffi (links) und Yoichiro Kakitani.
(Bild: Kestone/GEORGIOS KEFALAS)Eindrücke von der Reise des FC Basel nach Florenz: Shkelzen Gashi.
(Bild: Kestone/GEORGIOS KEFALAS)Eindrücke von der Reise des FC Basel nach Florenz: Mohamed Elneny, dahinter Jean-Paul Boëtius.
(Bild: Kestone/GEORGIOS KEFALAS)Eindrücke von der Reise des FC Basel nach Florenz: Marek Suchy (links) und Tomas Vaclik.
(Bild: Kestone/GEORGIOS KEFALAS)Eindrücke von der Reise des FC Basel nach Florenz: Behrang Safari.
(Bild: Kestone/GEORGIOS KEFALAS)Eindrücke von der Reise des FC Basel nach Florenz: Suchy, Birkir Bjarnason und Calla (von links).
(Bild: Kestone/GEORGIOS KEFALAS)Eindrücke von der Reise des FC Basel nach Florenz: Walter Samuel, Safari und Matias Delgado (von links).
(Bild: Kestone/GEORGIOS KEFALAS)Eindrücke von der Reise des FC Basel nach Florenz: Zdravko Kuzmanovic.
(Bild: Kestone/GEORGIOS KEFALAS)Urs Fischer kennt die Namen der elf Spieler, die er am Donnerstag um 21.05 Uhr gegen die ACF Fiorentina auf den Rasen schicken wird. Nicht erst seit Mittwoch, als er das Flugzeug in Richtung Toskana besteigt. Sondern bereits seit Tagen.
Gegen St. Gallen verteidigte Michael Lang wegen Behrang Safaris Verletzung auf der linken Seite. Der Schwede sei auf gutem Weg zurück in die Mannschaft, sagt Urs Fischer. Zdravko Kuzmanovic habe am Dienstag Probleme gehabt – welcher Art behält der Trainer für sich.
Preis gibt er die Startformation gegen die Mannschaft seines Vorgängers Paulo Sousa freilich nicht. Aber nach der Ankunft in Florenz erzählt Fischer, mit welchen Methoden er seine Aufstellung bestimmt.
Alles beginnt mit der Beobachtung des Gegners. Wie vor den Spielen gegen Lech Posen und Maccabi Tel Aviv ist Fischer aus terminlichen Gründen nicht selbst zum Scouting nach Italien gereist, obwohl er das gerne getan hätte.
Fischer könnte kontrollieren, welche Spieler seine Videos studieren
Fischer liess Sousas Team also beobachten. Gegen Posen hat diese Arbeitsteilung funktioniert, der FCB spielte sich ohne grosse Mühe durch die dritte Qualifikationsrunde der Champions League. Gegen Florenz erhofft sich Fischer den gleichen Effekt, auch wenn er sich des begrenzten Nutzens bewusst ist.
«Manchmal sehen meine Kollegen einen Aspekt, den ich zwar auch bemerke, über dessen Bedeutung ich mir aber nicht sofort bewusst bin.»
«Man zieht aus den Videos gewisse Erkenntnisse, aber wirklich schlauer wird man nicht. Natürlich kann Paulo etwas ganz Verrücktes machen. Aber wenn man ihn kennt, tut er das nicht, er bleibt seiner Linie treu», sagt Fischer. «So mache ich das ja auch.»
Der Beobachter brachte vom Spiel gegen Genua 90 Minuten Material über Fiorentinas Mannschaft mit nach Basel. Dabei ist Fischer wichtig, dass über die ganze Spielzeit das komplette Feld zu sehen ist – und nach Möglichkeit die Spieler trotzdem noch erkennbar sind.
Die Frage, ob der Aufwand den Ertrag rechtfertigt
Fischer und sein Trainerteam stellen aus dem Rohmaterial Sequenzen her, die sie den Spielern kommentiert per Mail schicken. Muss ein FCB-Akteur wichtige spezifische Merkmale des Gegenspielers kennen, so erhält er diese ebenfalls per Mail. «Ist der Gegenspieler ein guter Dribbler, ist er schnell, muss man ihn bei der Ballannahme stören oder reicht es, ihm zwei Meter Platz zu lassen», führt Fischer Beispiele solcher Spezifizierungen an.
Die Mails an die Spieler enthalten Links zu einem System, auf dem sich die vorbereiteten Sequenzen befinden. Fischer, und das ist das Pikante daran, kann sehen, wer sich die Videos ansieht und wer nicht. «Ich mache das aber nicht», versichert er.
Für Fischer ist der Fussball etwas «Persönliches, etwas Emotionales».
Die Aufbereitung des Videomaterials sei aufwendig, sagt Fischer, der das System schon lange kennt. Und von früheren Erfahrungen berichtet er: «Wenn man den Spielern all dieses Material auf den Weg gibt und 50 Prozent schauen es sich nicht an, dann fragt man sich schon: Rechtfertigt das den Aufwand?»
Hoffmann und Walker müssen Fischer ihre Aufstellung liefern
Ohnehin ist Fischer hin- und hergerissen, was die Verwissenschaftlichung seines Sports angeht. Die Pulsmessung aus Sousas Zeit in Basel hat er beibehalten, GPS-Daten werden hingegen nicht mehr erfasst.
Für Fischer ist der Fussball etwas «Persönliches, etwas Emotionales». Alles mit Zahlen, Statistiken und Grafiken belegen könne man nicht. Der menschliche Aspekt ist Fischer wichtig, denn wenn ein Computer zu allem fähig wäre, dann könne er sich gleich die Startaufstellung für das kommende Spiel ausdrucken lassen.
Kann er nicht. Und deswegen arbeitet Fischer bezüglich der Startaufstellung eng mit seinen Assistenten zusammen. Von Markus Hoffmann und Marco Walker verlangt Fischer, ihm eine Aufstellung für das anstehende Spiel abzuliefern. Diese vergleicht er mit der eigenen.
Das Resultat langer Bürobesprechungen: die Konsensformation
Unterscheiden sich die drei Aufstellungen zu stark, kommt es im Trainerbüro zu langen Sitzungen. Das Resultat dieser Besprechungen ist eine Konsensformation, die bis zum Spiel nicht mehr verändert wird – ausser es geschieht im Training noch Aussergewöhnliches.
Seine Assistenten bindet Fischer deswegen stark in die Aufstellungsfindung ein, weil er nicht knapp 30 Spieler im Training über eine ganze Woche genau beobachten könne. «Manchmal sehen meine Kollegen einen Aspekt, den ich zwar auch bemerke, über dessen Bedeutung ich mir aber nicht sofort bewusst bin.»
«Dann will ich Konsument sein»
In den Aufstellungen berücksichtigt wird zudem die längerfristige Planung. «Wir schauen zwar Match für Match, aber es geht auch um den gesamten Spielplan», erklärt Fischer, der mindestens zwei Partien im Voraus plant – nach Möglichkeit mehr.
Weg vom Planen und Analysieren kommt Fischer, wenn er sich im Fernsehen Fussball anschaut, an dem er nicht selbst beteiligt ist. Ein TV-Sender, der für Taktikinteressierte nur die Totale auf das Spiel zeigt, interessiert den 49-Jährigen dabei nicht. «Ich habe die gleichen Bedürfnisse wie alle anderen Zuschauer auch, will Wiederholungen sehen und einen Kommentar hören. Dann will ich Konsument sein.»
Vorerst ist Fischer am Donnerstag wieder Produzent. Und auch wenn er seine Aufstellung bereits gemacht hat; wir erlauben uns, folgend einen Vorschlag zu machen.