Wild entschlossen, aber im Abseits: Marek Suchys Siegtreffer in Zürich

Die Meisterparty in Basel ist um mindestens eine Woche verschoben, weil die Young Boys gegen St. Gallen mit 3:1 gewinnen. Der FC Basel wiederum wahrt den Abstand dank des 2:1-Erfolgs beim FC Zürich, den Marek Suchy in der 94. Minute mit seinem ersten Saisontor in der Liga sicherstellt. Damit reicht dem FCB kommenden Sonntag im Gipfeltreffen mit YB schon ein Remis, um den Titelgewinn perfekt zu machen.

10.05.2015; Zuerich; Fussball Super League - FC Zuerich - FC Basel; Marek Suchy (Basel) erzielt das 2-1; (Steffen Schmidt/freshfocus) (Bild: Steffen Schmidt/Freshfocus)

Die Meisterparty in Basel ist um mindestens eine Woche verschoben, weil die Young Boys gegen St. Gallen mit 3:1 gewinnen. Der FC Basel wiederum wahrt den Abstand dank des 2:1-Erfolgs beim FC Zürich, den Marek Suchy in der 94. Minute mit seinem ersten Saisontor in der Liga sicherstellt. Damit reicht dem FCB kommenden Sonntag im Gipfeltreffen mit YB schon ein Remis, um den Titelgewinn perfekt zu machen.

Es ist angerichtet für ein grosses Fest nächsten Sonntag in Basel: Wenn die Young Boys in den St.-Jakob-Park kommen, dann reicht dem FC Basel gegen seinen letzten, klar distanzierten Verfolger schon ein Unentschieden, um in der viertletzten Runde die sechste Meisterschaft in Folge unter Dach und Fach zu bringen.

Für Fabian Frei hatte der glückliche Ausgang des Klassikers, das 2:1 gegen den FC Zürich, dennoch schon so etwas wie feierlichen Charakter. Das Tor in der Nachspielzeit, von Marek Suchy nach einer Abseitsposition erzielt, löste bei den Baslern im Letzigrund grosse Emotionen aus, die Frei so beschreibt: «Es fühlt sich etwa so wie eine gewonnene Meisterschaft an.»

Sousa preist die Entschlossenheit seiner Spieler

Zurückhaltender äussert sich Paulo Sousa. «Es ist ein weiterer Schritt zu unserem Ziel», sagte der FCB-Trainer nüchtern, monierte, dass sein Team es dem FCZ nach dem Seitenwechsel erlaubt habe, aufzukommen. Dann aber holte er doch zu einer kleinen Eloge aus: «Nur die Entschlossenheit meiner Spieler, die ich seit Beginn meiner Arbeit in Basel erkenne, bringt uns so einen Sieg.»



Die Basler Mohamed Elneny, Shkelzen Gashi, Fabian Schaer, Marco Strelle, Torschuetze Marek Suchy, Adama Traore und Breel Embolo jubeln nach dem Tor zum 1-2 beim Fussball Meisterschaftsspiel der Super League zwischen dem FC Zuerich und dem FC Basel am Sonntag, 10. Mai 2015, im Stadion Letzigrund in Zuerich. (KEYSTONE/Valeriano Di Domenico)

Vorgeschmack auf nächste Woche? Mohamed Elneny, Shkelzen Gashi, Fabian Schär, Marco Streller, Torschütze Marek Suchy, Adama Traore und Breel Embolo feiern den Siegtreffer in Zürich. (Bild: Keystone/VALERIANO DI DOMENICO)

Es war der vierte Basler Sieg im vierten Aufeinandertreffen in dieser Saison mit dem FCZ (Torverhältnis: 13:4), mit dem einstmals als Herausforderer erachteten Erzrivalen. Und es war fast ein Abziehbild des letzten Gastspiels, als Shkelzen Gashi im späten November ebenfalls in der Nachspielzeit zum Basler 2:1 traf.

Bis in die Schlussphase hinein hatte sich diese Klassiker-Ausgabe allerdings ihren Namen nicht verdient. Der FC Zürich trat vor den 11’500 Zuschauern so auf, wie eine Mannschaft eben spielt, die seit über einem halben Jahr kein Heimspiel (zehn an der Zahl, acht Niederlagen) mehr gewonnen hat: übervorsichtig, zuweilen zaghaft und spielerisch medioker. «Ich habe dafür auch keine Erklärung», sagte ein sichtlich enttäuschter Davide Chiumiento.

Sinnbild der offensichtlichen Verunsicherung war Yanick Brecher im FCZ-Tor, der sich in der Anfangsphase zwei grobe Unsicherheiten erlaubte. Derlis Gonzalez verstand diese aber jeweils nicht umzumünzen.

Der FCB wusste vor dem Anpfiff, dass es mit der Meisterfeier an diesem Tag nichts werden konnte. Weil die Young Boys ihre Hausaufgaben mit dem 3:1-Sieg gegen St. Gallen erledigten und den Abstand auf Basel so hielten, dass die Rotblauen frühestens beim Direktduell den Sack zumachen können.

Calla entwischt Chikhaoui

So also plätscherte das Spiel dahin, weitgehend kontrolliert von den Gästen, bis auf die Ausnahme einer grossen Chance von Franck Etoundi (31.). Wegbereiter war Yassine Chikhaoui, doch es blieb eine der ganz wenigen Szenen, in denen der FCZ-Captain ansatzweise seine Qualität auf den Rasen brachte. Im Gegenteil: Beim Basler Führungstor schaltete Chikhaoui zu langsam und liess Davide Calla entwischen.

Dieser Calla, erneut rechter Offensiverteidiger und in Hochform, vollendete nach einem Einwurf und glänzender Vorarbeit von Breel Embolo einen Querpass von Shkelzen Gashi völlig freistehend vor dem leeren Tor.

Rhythmus eines Kaffeekränzchens am Muttertag

Nach dem Seitenwechsel hatte das Geschehen im Letzigrund, beschienen von einer milden Mai-Sonne, den Rhythmus eines Kaffeekränzchens zum Muttertag. Die gegenseitigen Schmähungen der beiden Fanlager und ein paar Knallpetarden sorgten dafür, dass niemand einschlief, und nach einer Stunde forderten die FCB-Fans die Einwechslung des mit Wadenproblemen auf der Bank sitzenden Marco Strellers.



Der Basler Marek Suchy, mitte, schiesst das Tor zum 1-2 gegen die Zuercher Torhueter Yanick Brecher, Ivan Kecojevic, Burim Kukeli und Alain Nef, von links, daneben die Basler Fabian Schaer und Marco Streller, von links, beim Fussball Meisterschaftsspiel der Super League zwischen dem FC Zuerich und dem FC Basel am Sonntag, 10. Mai 2015, im Stadion Letzigrund in Zuerich. (KEYSTONE/Valeriano Di Domenico)

Marek Suchy (Mitte) stochert den Ball zum Siegtreffer über die Linie. Der Makel dabei: Der FCB-Verteidiger stand zuvor im Abseits. (Bild: Keystone/VALERIANO DI DOMENICO)

In der 72. Minute versiebte Etoundi seine zweite Grosschance, diesmal abgewehrt von Tomas Vaclik. Streller kam dann auch in der 75. Minute, ohne dass sich Weltbewegendes ereignete. Bis zur 86. Minute und dem Zürcher Ausgleichstor aus dem Nichts, beziehungsweise aus einer Freistossflanke Francisco Rodriguez‘. Ivan Kecojevic löste sich von seinem Bewacher Fabian Frei, und der ebenfalls eingewechselte Adama Traoré, einen Kopf kürzer als der Zürcher, war nicht die geeignete Gegenwehr.

Die späte Belebung des Klassikers

Mit dem 1:1 erfuhr der Klassiker eine späte Belebung, für ein paar (Nachspiel-)Minuten zwar nur, aber immerhin. Dass sich die Zürcher den Ausgleich aus einer eigenen Einwurfsituation und anschliessendem Eckball einhandelten, ärgert Trainer Urs Meier genauso wie die Abseitsposition Suchys vor dem Treffer: «Das 1:2 war unnötig und nicht verdient», sagte der entnervt wirkende FCZ-Coach und haderte: «Es ist den Spielern nicht so einfach zu erklären, warum sie schon wieder verloren haben.»

«Geht nicht. Urs Meier akzeptiert das einfach nicht mehr. Verstosch?» – Die Reaktion des FCZ-Trainers auf das entscheidende Gegentor im Video:

Die umstrittene Szene wird die Basler nicht gross kümmern. Paulo Sousa jedenfalls nicht. Er liess sich nur zu der sarkastischen Einlassung hinreissen, dass es ja sowieso immer heisse, dass die Schiedsrichter für Basel pfeifen würden: «Deshalb kommentiere ich das nicht.»


liveticker

fixtures

table

calendar

Nächster Artikel