«Wir verfallen jetzt nicht dem Jugendwahn»

Die neue sportliche Leitung des FC Basel um Marco Streller, Alex Frei und Massimo Ceccaroni skizziert in groben Zügen, wie ihr Modell von mehr Basel und mehr Identifikation funktionieren soll. Und sie relativiert die Verjüngungskur: «Wir werden eine schlagkräftige Truppe auf den Platz bekommen.»

Die neue sportliche Fuehrung des FC Basel mit Marco Streller, Alex Frei und Massimo Ceccaroni, von links, beantwortet Fragen der Medienvertreter im Stadion St. Jakob-Park in Basel, am Montag, 10. April 2017. (KEYSTONE/Georgios Kefalas)

(Bild: Keystone/Georgios Kefalas)

Die neue sportliche Leitung des FC Basel um Marco Streller, Alex Frei und Massimo Ceccaroni skizziert in groben Zügen, wie ihr Modell von mehr Basel und mehr Identifikation funktionieren soll. Und sie relativiert die Verjüngungskur: «Wir werden eine schlagkräftige Truppe auf den Platz bekommen.»

Am Freitag bei der ausserordentlichen Mitgliederversammlung wirkten Alex Frei und Massimo Ceccaroni nur als Staffage, als zwei weitere prominente Gesichter neben dem Volkshelden und designierten Sportchef Marco Streller. Der richtete ein paar Worte an die rund 2500 Mitglieder, beseelt von dem Gedanken, künftig die sportlichen Geschicke bei «seinem» Club mitbestimmen zu können.

Da war von Feuer die Rede und davon, dass Streller «brennt für die neue Herausforderung». Im Organigramm des neuen Clubbesitzers Bernhard Burgener tauchen neben Streller (35) auch Frei (37) und Ceccaroni (48) als Verwaltungsräte der FC Basel 1893 AG auf. Darin ist der Ex-Nationalspieler unter dem Titel «Strategie» aufgeführt, der Kultverteidiger früherer Tage in der Funktion, in der er schon länger für den FCB tätig ist: als Leiter der Nachwuchsarbeit.

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In verantwortlicher Funktion war auch Alex Frei schon einmal: als Sportchef des FC Luzern. Diesen Job trat er am Montag, 15. April 2013 an, einen Tag nachdem er im Dress des FCB sein letztes Tor erzielt hatte. 20 Monate später war das Intermezzo in Luzern zu Ende und Frei mental zermürbt, gesundheitlich angeschlagen und desillusioniert.

Für «kein Geld der Welt» noch einmal Sportchef werden 

Mit dieser Erfahrung im Rucksack hätte er «für kein Geld der Welt» den Posten Strellers als neuer Sportchef des FCB antreten wollen, das betonte Alex Frei nun an diesem Montag noch einmal. Aber dem alten Kumpel seit gemeinsamen Aescher Jugendtagen und glanzvollem Karriereende in Rotblau zur Seite stehen beim grossen Umbruch im FC Basel – das dann schon. 



Die neue sportliche Fuehrung des FC Basel mit Marco Streller, Alex Frei und Massimo Ceccaroni, von links, beantwortet Fragen der Medienvertreter im Stadion St. Jakob-Park in Basel, am Montag, 10. April 2017. (KEYSTONE/Georgios Kefalas)

Der Chef, der Stratege und der Ausbildungsleiter: Marco Streller, Alex Frei und Massimo Ceccaroni am Montag im St.-Jakob-Park. (Bild: Keystone/Georgios Kefalas)

Unter dem «Strategen» Frei – eine Bezeichnung, die ihm nicht sonderlich behagt – werde der FC Basel nun, so Frei, aber keineswegs Büros in Hongkong oder Schanghai eröffnen, wie das andere, grössere Clubs gerade in Goldgräberstimmung tun.

Alex Frei: Im Campus sein Glück gefunden

Frei sieht sich einerseits in beratender Funktion in der Technischen Kommission, in der vorerst Streller, Ceccaroni, Chefscout Ruedi Zbinden, Administrator Roland Heri sowie Clubchef Burgener sitzen. Ansonsten will sich Frei um Infrastrukturfragen bis hin zu den Trainingsplätzen kümmern. «Da gibt es immer noch viel Arbeit, um der Konkurrenz ein Stück voraus zu sein.» Sein «Hauptanliegen» bleibt die U15. Auf dem Campus hat Frei offenbar sein Glück gefunden, und dort leistet er gute Ausbildungsarbeit, wie Beobachter schildern. 

In dieser U15, sagt der Trainer Alex Frei, gäbe es ein paar Talente, die den Sprung in die nächsten Alterstufen schaffen könnten. «Aber ich masse mir nicht an zu behaupten, dass sie eines Tages in der ersten Mannschaft spielen werden. Wer das kann, dem sollte man viel Geld geben.»

Ceccaroni: «Wir wollen Platz schaffen für die Jungen» 

Eigene Jugendspieler in die erste Mannschaft bringen – das ist ein zentrales Postulat der neuen Führung. Oder, wie es Massimo Ceccaroni ausdrückt: «Wir wollen mehr Platz schaffen im Kader der ersten Mannschaft.» Auf eine Anzahl von Spielern, die im Sommer aufrücken, wollte er sich nicht festlegen lassen. «Es geht darum, dass der Campus grosses Potenzial hat und es dort viele Spieler mit Qualität gibt.»



Die neue Clubfuehrung des FCB mit Massimo Ceccaroni, Bernhard Burgener, Marco Streller und Alex Frei, von links, nach der Abstimmung an der ausserordentlichen Mitgliederversammlung des FC Basel in der St. Jakobshalle in Basel am Freitag, 7. April 2017. (KEYSTONE/Georgios Kefalas)

Das Führungsquartett, wie es sich am Freitag der Mitgliederversammlung des FC Basel präsentierte: der designierte Clubbesitzer Bernhard Burgener (Zweiter von links), flankiert von Massimo Ceccaroni, Marco Streller und Alex Frei (von links). (Bild: Keystone/Georgios Kefalas)

Ceccaroni weiter: «Wir werden nicht viel ändern im Nachwuchs-Campus. Wir haben sehr gute Ausbilder, wir haben eine klare Strategie und Philosophie, wie wir Spieler weiterbringen wollen. Jetzt geht es darum, dies umzusetzen und die Spieler noch effektiver in der ersten Mannschaft zu integrieren.»

Um den notwendigen Platz zu schaffen, «werden wir sicher eine Kaderbereinigung vornehmen», so Ceccaroni. Gespräche mit den Spielern will Streller eigentlich ab sofort aufnehmen.

Man kann sich an fünf Fingern abzählen, wer zu den grössten Wackelkandidaten zählt: Torhüteroldie Germano Vailati, Innenverteidger Daniel Hoegh, der den Durchbruch nicht geschafft hat, Omar Gaber, der als ägyptischer Nationalspielerheld im Schatten von Michael Lang auf zu wenig Einsatzzeit kommt, Adama Traoré, der einen schweren Stand beim Publikum hat, oder ausgeliehene Spieler wie Jean-Paul Boëtius. 

Streller: «Brauchen ein Gerüst an erfahrenen Spielern»

Nun wird es aber nicht so sein, dass der FCB mit einem Haufen von Novizen in die nächste Saison geht. Der neue Sportchef relativiert die Vision von einer mit Baslern oder zumindest in Basel ausgebildeten Spielern besetzten Mannschaft. Schliesslich lauten die sportlichen Ziele nicht anders als bisher: Meister werden, den Cup holen und international überwintern.

«Wir werden eine schlagkräftige Truppe auf den Platz bekommen, davon sind wir überzeugt. Aber wir brauchen ein gutes Gerüst aus erfahrenen Spielern», sagt Streller und betont: «Wir dürfen jetzt nicht in einen Jugendwahn verfallen. Wir müssen versuchen, den einen oder anderen talentierten Jungen aus dem Campus in den nächsten ein, zwei Jahren einzubauen.»

Das geht dann bei genauerem Hinschauen nicht sehr weit über das hinaus, was bisherige Clubleitung und Trainerstab in den vergangenen Jahren auch geleistet haben. 

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Und noch etwas wird sich nicht verändern unter den neuen Herren: Dass der Cheftrainer nicht Präger der Clubphilosophie, sondern deren Träger sein soll. Diese Gewichtsverschiebung haben in der Nach-Gross-Ära Bernhard Heusler und Georg Heitz forciert, und daran will sich auch das neue Triumvirat orientieren. «Wir bestimmen den Trainer, der dieses Konzept umsetzen soll», so Frei.

Bedenken, dass die drei Kumpels zu kumpelhaft agieren könnten, versucht Streller zu zerstreuen: «Wir sind zwar drei Alphatierchen, aber wir wissen auch, dass wir eine sehr grosse Verantwortung übernehmen.» Das Zusammenwirken beschreibt Streller so: «Wichtig ist, auf einen gemeinsamen Nenner zu kommen, und das heisst nicht, dass man immer der gleichen Meinung sein muss. Aber wir vertrauen uns und können uns aufeinander verlassen.» 

Und am Ende des Tages hat Bernhard Burgener noch ein Vetorecht.



Bernhard Burgener bei der Präsentation seiner Visionen als Club-Besitzer und -Präsident des FC Basel vor den Mitgliedern am Freitag in der St. Jakobshalle. » Das Konzept als PDF

Bernhard Burgener bei der Präsentation seiner Visionen als Club-Besitzer und -Präsident des FC Basel vor den Mitgliedern am Freitag in der St. Jakobshalle. » Das Konzept als PDF (Bild: Keystone/GEORGIOS KEFALAS)

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