Er habe immer zur Stadionuhr geschaut und gehofft, die Zeit würde schneller verstreichen. Sie tat es nicht. «Es war der Horror», sagt FCB-Stürmer Marco Streller nach dem 0:7 gegen Bayern München.
Marco Streller, was hat der FC Basel gegen die Bayern falsch gemacht?
Es muss jeder mit sich selber ausmachen, was er gut und schlecht gemacht hat. Vor allem, was er schlecht gemacht hat. Aber ich lasse mir das jetzt nicht miesreden, wir haben eine wunderbare Kampagne gespielt.
Sie könnten die Bayern wegen Ehrverletzung anzeigen. Die haben den FCB regelrecht gedemütigt.
Ich schäme mich nicht. Hoffenheim (hat 1:7 verloren am letzten Bundesligaspieltag in München; d.Red.) wurde genauso verprügelt. Ich hab noch kurz mit Mario Gomez geredet, er hat mir gesagt, dass das Hoffenheimspiel sehr wichtig war für sie. Das hat sie in Fahrt gebracht und heute waren sie schwierig zu stoppen.
Wie fühlt sich das an, wenn man merkt, dass das Schicksal seinen Lauf nimmt und es immer schlimmer und schlimmer wird?
Man schaut ständig auf die Stadionuhr und hofft, dass die Zeit runterläuft. Das hilft einem dann auch irgendwie, die Demütigung am Schluss zu ertragen. Aber solche Spiele gehören dazu. Das wird uns nicht umhauen. Am Schluss können wir stolz sein, aber heute sind wir verprügelt worden.
Am Schluss ist die Mannschaft zusammengestanden. Was wurde da besprochen?
Wir gingen zu den Fans, die auch enttäuscht waren, aber uns trotzdem gefeiert haben und uns so Respekt gezollt haben für die erfolgreiche Kampagne. Also haben wir ihnen auch Respekt gezollt für die tolle Stimmung. Am Anfang des Spiels hat man nur die FCB-Fans gehört.
Ab wann können Sie wieder das Positive sehen?
Wahrscheinlich ab Morgen. Man darf das nicht zu fest analysieren. Wir waren die schlechtere Mannschaft und Bayern war sehr, sehr gut. Dann passieren solche Dinge manchmal.
Wieso ging heute alles schief, was im Hinspiel noch geklappt hat?
Bayern war besser drauf. Im Hinspiel haben sie genauso Druck gemacht, aber damals hat Yann Sommer ein paar unmögliche Dinger gehalten. Das war ein Signal. So etwas hat uns heute gefehlt, da ging der erste Ball gleich rein.
War das 3:0 der Schlüsselmoment, als den Spielern klar wurde, dass nichts mehr geht?
Nein, ich denke die beste Phase, die wir hatten, waren die ersten fünf Minuten nach der Pause. Wenn man von einer Phase sprechen kann. Da hab ich gedacht, vielleicht wird es nochmals eng. Dann ist das 4:0 gefallen und es war klar: Jetzt ist es vorbei. Dann muss man eigentlich versuchen, mit Anstand zu verlieren. Nun… es gelang ihnen auch alles. Mario hatte einen unglaublichen Tag. In dieser Verfassung zählt er zu den besten Stürmern Europas. Ich bin auch Stürmer, ich kann das beurteilen.
Die höchste Niederlage in der Geschichte der Champions League blieb Ihnen zumindest erspart, das war ein 8:0 von Liverpool gegen Besiktas. Haben Sie während des Spiels daran gedacht?
Ja, das ist mir wirklich durch den Kopf gegangen. Zum Glück ist uns das nicht widerfahren.
Besteht nun die Gefahr, dass durch diese schwere Niederlage eine eigentlich höchst erfolgreiche Champions League Saison überschattet wird?
Jetzt kommen die FCB-Gegner aus den Löchern raus. Die werden schiessen, wo sie nur können. Zuletzt waren sie still, weil wir so erfolgreich waren. Jetzt lassen wir sie ein bisschen austoben, dann gehen wir zur Realität über.