Wolfsburg gewinnt unverdient – Ferati geht vergessen

Obwohl sich die Abwehrprobleme des SC Freiburg auch bei der 2:3-Niederlage beim VfL Wolfsburg offenbaren, darf Beg Ferati nicht spielen. Der ehemalige Innenverteidiger des FC Basel geht sogar beim eigenen Trainer vergessen.

Kein Foto fürs Poesie-Album: Der Wolfsburger Mario Mandzukic (r.) im Luftkampf mit dem Freiburger Jonathan Schmid. (Bild: Keystone)

Obwohl sich die Abwehrprobleme des SC Freiburg auch bei der 2:3-Niederlage beim VfL Wolfsburg offenbaren, darf Beg Ferati nicht spielen. Der ehemalige Innenverteidiger des FC Basel geht sogar beim eigenen Trainer vergessen.

Es gibt Sportarten, die besser zu den derzeit herrschenden Temperaturen passen als Fussball. Das dachten sich offenbar auch viele Wolfsburger Dauerkarteninhaber – die VW-Arena war allenfalls zur Hälfte gefüllt. Die angeblich 23’057 Zuschauer, die sich von den minus zwölf Grad nicht abhalten liessen, dürften ihr Kommen immerhin nicht bereut haben, denn sie sahen beim Wolfsburger 3:2-Sieg eine Partie, die hoch unterhaltsam und bis zum Schluss spannend war.

Doch das lag nicht zuletzt an der Fehleranfälligkeit beider Defensivformationen. Dennoch fand der ehemalige Basler Beg Ferati erneut keine Berücksichtigung beim SC Freiburg. Im Vorfeld der Partie war Christian Streich gefragt worden, wer den verletzten Pavel Krmas in der Innenverteidiger vertreten könne. Der neue Freiburger Coach zählte Immanuel Höhn, Fallou Diagné und Oliver Barth auf. Erst auf Nachfrage fügte er Ferati («Den habe ich vergessen») an. Das jedoch, bat Streich, möge man nicht überinterpretieren. Und nach der Niederlage in Wolfsburg wollte er noch einmal betont haben: «Ich bin total zufrieden mit ihm. Er kommt.».

Kritik an und von Benaglio

Da hatte der vom Co- zum Cheftrainer aufgestiegene gebürtige Märkt-Eimeldinger noch das jüngst Erlebte in den Knochen. Schon nach fünf Minuten führten die Norddeutschen durch Petr Jiracek, gnädig begünstigtdurch die Freiburger Abwehr, die den Tschechen, im Winter von Viktoria Pilsen gekommen, im 16-Meter-Raum sträflich allein liess.

Nach dem frühen Ausgleich durch Mittelfeldmann Johannes Flum (12.) folgte eine Szene, die nicht nur SC-Manager Dirk Dufner «unglaublich» fand. Das Schiedsrichtergespann übersah gleich eine doppelte Wolfsburger Abseitsposition. Die von Giovanni Sio, der die Hereingabe von Mario Mandzukic verlängerte. Und die von Marcel Schäfer, der abschloss (14.).

Entmutigen liess sich der Sportclub vom erneuten Rückstand nicht. Mit Macht drängte er auf den Ausgleich. Nach schönen Vorarbeit von Jonathan Schmid, der nicht zum ersten Mal erstaunlich viel Platz auf der rechten Aussenbahn hatte, stand Daniel Caligiuri reichlich frei im Strafraum und zirkelte den Ball vorbei an VfL-Keeper ins lange Eck (38.) zum 2:2-Ausgleich.

Diego Benaglio, vom Stadionsprecher als «unser Mister Zuverlässig» anmoderiert, zog sich im ersten Durchgang mehrfach den Unmut des Wolfsburger Publikums zu. Gleich drei Mal schlug er eine Rückgabe unbedrängt zum Gegner oder ins Seitenaus. «Wir haben Freiburg zu viele Möglichkeiten gelassen», befand der Schweizer Nationalgoalie nach Schlusspfiff, «und waren zu weit von den Gegenspielern weg.»

Magaths Spielersammlung

Auch die Zuschauer trauten zuweilen ihren Augen nicht. Zumal Profivereine, die in der gleichen Spielklasse agieren, kaum unterschiedlicher arbeiten können. Der SC Freiburg hat schliesslich im Januar allen Ernstes überlegt, ob er als Tabellen-18. Überhaupt Ersatz für den nach Newcastle abgewanderten Papiss Demba Cissé verpflichten solle. Dessen Weggang brachte zwischen 10 und 12 Millionen Euro ein. Schliesslich wurde der Kroate Ivan Santini – der auch mal beim FC Basel im Probetraining war und durchfiel – für 200‘000 Euro von NK Zadar ausgeliehen.

Auf der anderen Seite unterhält der Werksclub ein luxuriös ausgestattetes Kader, aus dem  Felix Magath in dieser Saison bereits 36 Spieler eingesetzt hat. Damit hat der VfL-Trainer vor dem 21. Spieltag seinen eigenen in der Saison 2000/2001 aufgestellten Rekord (35) als Trainer von Eintracht Frankfurt überboten.

Insgesamt hat Magath, dessen Transferpolitik schon bei seiner letzten Station Schalke 04 kaum noch vermittelbar war, in dieser Spielzeit 20 Spieler geholt; allein im Winter verpflichtete Magath noch einmal acht. Darunter Ricardo Rodriguez, der für siebeneinhalb Millionen Euro vom FC Zürich kam und Giovanni Sio (5,8 Millionen/ FC Sion). Insgesamt soll die Einkaufstour über 50 Millionen Euro gekostet haben.

Rodriguez bei den besten Wölfen

Immerhin: Rodriguez zählte neben Petr Jiracek (im Winter von Viktora Pilsen/Tschechien gekommen) zu den besten Wolfsburger Akteuren gegen Freiburg. Sio, der nach den ersten Trainingseindrücken feststellte, er müsse sich «noch an das höhere Niveau in der Bundesliga gewöhnen», hat hingegen noch erkennbare Anpassungsschwierigkeiten.

Die Wolfsburger kamen mit mehr Schwung aus der Pause, abermals vom Glück und von Freiburger Defensivschwächen begünstigt. Nach einem Zuspiel des eingewechselten Makoto Hasebe zog Jiracek ab. Und da der Ball noch von Fallou Diagné abgefälscht wurde, war SC-Keeper Oliver Baumann chancenlos (61.).In der Folgezeit erspielte sich der Gast noch zahlreiche Möglichkeiten, doch Santini (63.) und Michael Lumb (67.) scheiterten ebenso knapp wie wenig später Daniel Caligiuri (78.).

Zu diesem Zeitpunkt hatte der VfL längst wieder den Faden verloren und sich auf das Verteidigen des knappen Vorsprungs verlegt und kam kaum noch über die Mittellinie. Dennoch reichte es schliesslich zum zweiten Sieg der Niedersachsen gegen Freiburg in den vergangenen acht Partien. Doch das hinderte Felix Magath nicht an einer ebenso schonungslosen wie berechtigten Analyse: «Freiburg war die bessere Mannschaft, und wir haben unverdient gewonnen.» Den Gästen ist das schwacher Trost: Sie bleiben Letzer.

Bundesliga, 21. Runde
VfL Wolfsburg–SC Freiburg 3:2 (2:2)
Volkswagen Arena. – 23‘057 Zuschauer. – SR Dingert. – Tore: 5. Jiracek 1:0, 11. Flum 1:1, 14. Schäfer 2:1, 38. Caligiuri 2:2, 61. Jiracek 3:2.
Wolfsburg: Benaglio; Träsch, Russ, Felipe, Rodriguez; Josué (46. Hasebe), Jiracek; Dejagah (74. Ochs), Schäfer; Mandžukić, Sio (62. Polter).
Freiburg: Baumann – Sorg, Diagné, Höhn, Lumb (79. Freis) – Flum, Makiadi – Schmid (63. Rosenthal), Caligiuri – Jendrisek, Santini (65. Reisinger).
Bemerkungen: Hitz bei Wolfsburg Ersatz; Freiburg ohne Ferati (nicht im Aufgebot).

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