Zwei waren am Freitag nicht im Training des FCB: Trainer Heiko Vogel tüftelte im stillen Kämmerlein an Aufstellung und Taktik für das Spiel am Sonntag in Genf – und Granit Xhaka weilte in Mönchengladbach, wo mit sportmedizinischer Untersuchung und Autogramm unter den Vertrag bis 2017 der Wechsel zum Bundesligisten perfekt gemacht wurde.
Über die Einigung zwischen dem FC Basel und Borussia Mönchengladbach wurde schon vor einigen Tagen berichtet, nun kam es heute, Freitag, auch zu den letzten, entscheidenden Schritten des Spielers und seines neuen Vereins: Granit Xhaka fehlte im Training des FCB, hat nach Auskunft von Heiko Vogel frei bekommen, und ohne dass der FCB-Trainer präziser werden wollte, konnte man sich an einem Finger ausrechnen, wo sich der 19-jährige Mittelfeldspieler befand.
Der Niederrhein und der Borussia-Park in Mönchengladbach sind das Ziel von Xhaka, wo Lucien Favre sein neuer Trainer wird. Der Schweizer Trainer wollte das Ausnahmetalent unbedingt in seinem Kader sehen, da die Gladbacher – Überraschungs-Vierter der zurückliegenden Saison – einige namhafte Abgänge zu kompensieren haben.
Teuerste Transfer der Clubgeschichte
Die Ablösung aus Xhakas bis 2015 datierten Vertrag mit dem FCB dürfte die Gladbacher weit über zehn Millionen Franken kosten. Die Rede ist von 8,5 Millionen Euro, die Gladbach im ersten Schub überweist. Wie im Transferfall von Xherdan Shaqiri zu Bayern München wird sich Basel auch für sein zweites hochkarätiges Eigengewächs die Beteiligung an einem allfälligen Weiterverkauf gesichert haben. Am Markt Mönchengladbach geht man davon aus, dass Xhaka der teuerste Transfer der 112-jährigen Clubgeschichte ist.
«Ich bin überglücklich, dass der Vertrag jetzt unterschrieben ist», sagt Xhaka in einer Mitteilung auf der Website seines neuen Clubs, «die Entscheidung ist mir nicht schwer gefallen. Ich habe mich von Anfang an für Borussia entschieden, weil es ein fantastischer Verein ist.»Das hatte sich vor noch nicht allzu langer Zeit auch schon einmal ein wenig anders angehört, als der Hamburger SV mit Ex-FCB-Trainer Thorsten Fink um Xhaka gebuhlt hatte. «Bei unseren Bemühungen um Granit Xhaka standen wir in Konkurrenz zu einer ganzen Reihe von europäischen Topclubs», schildert Max Eberl, Sportdirektor der Borussia, «und deshalb freuen uns, dass es gelungen ist, ihn zu Borussia zu holen.»
Der HSV beisst auf Granit
Weil die Hanseaten nur mit grösster Mühe überhaupt die Klasse erhalten konnten und die Teilnahme an den europäischen Wettbewerben in weiter Ferne liegt, ist es nachvollziehbar, dass sich Xhaka anders orientiert hat – und der HSV klein beigab und in die Röhre schaut. Mit der Borussia, bei der er wie schon in Basel die Rückennummer 34 tragen wird, hat Xhaka nun über die Qualifikationsrunde die Chance zum Sprung in die Champions League.
Granit Xhaka wurde wie sein Bruder Taukant Xhaka (an die Grasshoppers ausgeliehen) im Kosovo geboren und kam mit seinen Eltern früh nach Basel, wo sie seither gemeinsam im Kleinbasel wohnen. 2003 stiess Granit Xhaka mit elf Jahren vom FC Concordia zu den FCB-Junioren, wo sein aussergewöhnliches Talent früh erkannt wurde und wo er schon mit 16 Jahren in der U21 debütierte. Gleich in seinem ersten Spiel für die Profis – beim 2:0-Sieg in der Champions-League-Qualifikation gegen Debrecen – schoss er am 28. Juli 2010 auch sein erstes Tor.
Seither sind es 66 Wettbewerbsspiele für den FCB geworden, darunter 13 Partien in der Champions League, und Xhaka wechselt nun mit zwei Meistertiteln und einem Cupsieg im Rucksack in den Gladbacher Fohlenstall. Auch unter Favre werden die strategischen Fähigkeiten, das grossartige Ballgefühl des Linksfuss Xhakas im Spielaufbau gefragt sein.
FCB profitiert von langfristigen Verträgen
Der FC Basel verliert neben dem 20-jährigen Shaqiri damit auch den zweiten, noch blutjungen Hochkaräter aus der Arbeit der Nachwuchsabteilung. Was angesichts ihres Potentials und ihres bereits beeindruckenden Leistungsausweises niemand überraschen dürfte. Der FCB seinerseits hat es geschafft, die Talente frühzeitig mit langfristigen Verträgen auszustatten – und profitiert nun davon mit den gewaltigsten Ablösessummen, die je für Schweizer Profis aus der Schweizer Liga heraus bezahlt wurden.
Im Verlautbarungsjargon des FCB heisst das so: «Die Clubleitung hielt deshalb auch in Xhakas Fall an ihrer Praxis fest, Spielern den Weg zu einem Transfer in eine höher eingestufte Liga nicht zu verbauen, wenn der Zeitpunkt, die Konditionen und die neue Adresse des Spielers für alle Beteiligten gleichermassen Sinn machen.» Sprich: wenn genügend Kohle locker gemacht wird, für den Spieler und für den abgebenden Verein.