Den obligatorischen Check hat Xherdan Shaqiri am Dienstag bereits hinter sich gebracht, die Bekanntgabe des Wechsels im Sommer von Basel zu Bayern München, über den seit geraumer Zeit gemutmasst wird, dürfte unmittelbar bevorstehen.
Seinen trainingsfreien Tag beim FC Basel hat Xherdan Shaqiri am Dienstag zu einer Stippvisite in München genutzt und zu einem Schritt, der in seiner noch jungen Karriere von Bedeutung ist. Wie aus seinem engsten Umfeld am Montagabend bestätigt wurde, absolvierte der 20-Jährige beim FC Bayern München einen medizinischen Check. Und der fiel beim quietschfidelen Shaqiri so aus, dass der Bekanntgabe seines Wechsels im Sommer zum deutschen Rekordmeister nichts mehr im Wege steht.
Vorbehaltlich, dass sich die beiden Vereine auf einen Ablösebetrag aus dem bis 2014 laufenden Vertrag Shaqiris beim FC Basel einigen. Von den Summen, die herumgereicht werden, und den nachträglichen Zahlungen je nach Erfolg des FC Bayern mit Shaqiri, dürften die umgerechnet 13 bis 14 Millionen Franken durchaus realistisch sein. Die «Süddeutsche Zeitung» will ausserdem wissen, das sich Spieler und Verein auf einen Vier-Jahres-Vertrag bis 2016 verständigt haben.
Man darf davon ausgehen, dass FCB-Präsident Bernhard Heusler ein zäher Verhandlungspartner sein wird, genauso wie Karl-Heinz Rummenigge, der Vorstandsvorsitzender des FC Bayern. Den Kontakt und die vertrauensvolle Zusammenarbeit in der Europäischen Clubvereinigung ECA, die beide seit geraumer Zeit pflegen, werden sie wohl für diesen Deal kurz beiseiteschieben. Wenn man sich nicht schon längst auf einen Betrag geeinigt hat.
Shaqiri löst Müller ab
So oder so dürfte Shaqiri zum Fussballer mit dem höchsten Transferpreis werden, den je ein Schweizer Verein erzielt hat. Das überrascht nicht mehr angesichts des Talents, der Konstanz und des Leistungsnachweises mit drei Titeln, die er mit dem FC Basel bereits gewonnen hat, und 17 Länderspielen für die Schweiz.
Als teuerster Transfer eines Schweizer Spielers von einem Schweizer Club ins Ausland gilt bis anhin Patrick Müller, der im Sommer 2000 für 12,5 Millionen Franken von den Grasshoppers zu Olympique Lyon ging. Den Wechsel von Nationalmannschaftscaptain Gökhan Inler von Udinese liess sich Neapel vor gut einem halben Jahr 21 Millionen Franken kosten.
Von der Schweiz ohne Umweg zum deutschen Rekordmeister hat es noch kein Schweizer Spieler geschafft: Ciriaco Sforza wechselte 1993 von GC nach Kaiserslautern und zwei Jahre weiter später zu den Bayern. Von GC über Nürnberg führte Alain Sutter 1994 der Weg nach München. Direkt zu einem Topclub schaffte es 2003 auch der damals 18-jährige Philippe Senderos von Servette Genf zum Champions-League-Teilnehmer FC Arsenal.
Drei Angebote…
Vor zehn Tagen, als sich das Transferfenster zum 31. Januar langsam schloss, lagen bei Shaqiri drei Angebote auf dem Tisch: von Galatasaray Istanbul, Zenit St. Petersburg und offenbar einem weiteren europäischen Topclub, die ihn sofort verpflichten wollten. Wie es aus seinem Umfeld heisst, war es aber Shaqiris Wunsch, die Saison auf jeden Fall in Basel zu Ende zu spielen. Der Interessent, der dies akzeptiert und solange warten kann, mit dem sollte weiterverhandelt werden.
Das war das Ergebnis des Familienrats, in dem Bruder Erdin Shaqiri eine wichtige Rolle hat, und der Beratung durch den Deutschen Wolfgang Vöge, der seit 20 Jahren als lizensierter Spielerberater tätig ist, mit seiner Agentur in Winterthur ansässig ist und Grössen wie Tranquillo Barnetta, Jakub Blaszczykowski oder Dimitar Berbatov zu seinen Klienten zählt.
… und die Bayern
Nachdem ihnen der Wunschkandidat Marco Reus (nächste Saison von Gladbach zu Dortmund) von der Angel gegangen war, haben sich die Bayern offenbar erst in den letzten Tagen konkret an Shaqiri gewendet. Was und wie lange es hinter den Kulissen schon zwischen den Vereinen läuft, darüber haben sich die Parteien stets nur in Allgemeinplätzen geäussert. «Es kann sein, dass sich die Situation schnell ändert», sagte FCB-Sportkoordinator Georg Heitz im TagesWoche-Interview vom vergangenen Freitag, «Xherdan Shaqiri und sein Umfeld haben sich sehr genau überlegt, was er will.»
Zu diesem Anforderungsprofil gehört auch, es als nächsten Karriereschritt bei einem Spitzenclub zu probieren, bei dem es keine Verständigungshürden gibt. Da blieben ausser den Bayern nicht mehr viele übrig – zumal kaum ein anderer Club in der Lage ist, den Preis zu bezahlen, den sich der FC Basel für sein Ausnahmetalent vorstellt. Eine ähnliche Ausgangslage dürfte es geben, wenn der noch ein Jahr jüngere, aber ebenso hochveranlagte Granit Xhaka wechseln will. Der Hamburger SV, wohin Thorsten Fink Xhaka gerne holen möchte, wird ähnlich tief in die Taschen greifen müssen. Und die sind bei weitem nicht so prall gefüllt wie in München.
Das Duell in der Champions League
Der im Kosovo geborene und mit einem Jahr nach Augst verpflanzte Shaqiri wird in Deutschland als «Kraftwürfel für müde Bayern» (SZ) angekündigt, als «Super-Talent» (Bild)und als einer, der «die Lücken findet», mithin ein Spieler, den «die Bayern nicht erst in der kommenden Saison gut gebrauchen könnten» (Spiegel online). Wie schnell nun auch immer die Tinte unter die Verträge gesetzt wird: bei den Achtelfinal-Begegnungen zwischen Basel und München wird Xherdan Shaqiri das grosse Thema sein. Er kann dazu beitragen, sich in Basel unsterblich zu machen und gleichzeitig seinem neuen Arbeitgeber den Traum vom Champions-League-Endspiel im Mai im eigenen Stadion ruinieren.
Die Bayern live im Pokal
Bayern München spielt am Mittwoch (8. Februar), im DFB-Pokal-Viertelfinal beim VfB Stuttgart (20.30 Uhr, ARD live). Meister und Bundesliga-Tabellenführer Borussia Dortmund erreichte mit einem lockeren 4:0 (2:0) beim Viertligisten Holstein Kiel erstmals seit 2008 wieder die Halbfinals. Weiter spielen: 1899 Hoffenheim–Greuther Fürth, Hertha Berlin–Bor. M‘gladbach.