Xherdan Shaqiri über das Karriereende in Basel, Mamas Küche und Pyro in der Kurve

Zwischen einer Niederlage mit Inter Mailand und dem Zusammenzug des Schweizer Nationalteams schaut Xherdan Shaqiri kurz in der Heimat vorbei, um an der «Baselworld» seinen Verpflichtungen als Werbeträger nachzukommen. Dabei springen für uns nach ein paar Umwegen immerhin neun Minuten und dreissig Sekunden Interview heraus.

Xherdan Shaqiri an der Baselworld, Hublot. Ricardo Guadalupe (l.) erklärt Xherdan Shaqiri etwas. Der versteht glaub’s nur Bahnhof. (Bild: Hansjörg Walter)

Zwischen einer Niederlage mit Inter Mailand und dem Zusammenzug des Schweizer Nationalteams schaut Xherdan Shaqiri kurz in der Heimat vorbei, um an der «Baselworld» seinen Verpflichtungen als Werbeträger nachzukommen. Dabei springen für uns nach ein paar Umwegen immerhin neun Minuten und dreissig Sekunden Interview heraus.

Viel geschlafen hat Xherdan Shaqiri in der Nacht auf Montag nicht. Nach der Niederlage mit Inter Mailand am späten Sonntagabend bei Sampdoria Genua hat er sich kurz vor Mitternacht auf die Heimreise in die Schweiz gemacht. Am Steuer: Mathias Walther. Der Ex-Spieler (FC Basel, Pratteln, Höngg), Ex-Trainer (Liestal, Winterthur, GC-Junioren) und Ex-Sportchef (GC, Winterthur, zuletzt Shkendija Tetovo in Mazedonien) kümmert sich mit der in Stans ansässigen Firma Codama AG seit 2013 um die Vermarktung von Shaqiri.

Nach kurzer Nacht bei den Eltern in Augst gibt es für Shaqiri am Montagmorgen zum Frühstück Interviews am laufenden Band. PR-Auftritt des Marken-Botschafters Xherdan Shaqiri an der «Baselworld».

Zweiter Stock im Messestand der Uhrenmanufaktur Hublot. Wobei: Stand ist ja keine angemessene Bezeichnung mehr für diese palastartigen Aufbauten. Im Zehn-Minuten-Takt nehmen Kolleginnen und Kollegen neben Shaqiri Platz. Der trägt einen roten Pullover, zerschlissene Jeans vom Feinsten, weisse Turnschuhe und gibt ausdauernd Auskunft.

Am Ende landen wir im Büro des CEO

Das TagesWoche-Trio steht in der Schlange und nimmt die kleine Geduldsprobe lässig. Bis Shaqiri plötzlich verschwunden ist. Promo-Kick mit ein paar FCB-Junioren auf einem extra erstellten Fussballfeld in der Isteinerstrasse. Michel Pont, der Ex-Assistenztrainer der Nationalmannschaft, gibt den PR-Clown. Shaqiri steht etwas verloren herum, tippelt dann doch noch ein bisschen hin und her. Stoff für die Fotografen.

Zurück in der teppichbodengedämpften Welt der Uhren, des Schmucks und der AnzugträgerInnen. Der Termin platzt ein weiteres Mal. Statt des Zusammentreffens mit Shaqiri gibt es als Trost einen Kaffee und Lachs auf zwei Quadratzentimeter Salzgebäck.

Um 11.15 Uhr sind wir eine Dreiviertelstunde über der verabredeten Zeit und werden unvermittelt weg von den Häppchen und hinein ins Innerste, das Büro von CEO Ricardo Guadalupe gebeten. In der einen Ecke bekommt ein entzücktes Einkäufertrio die Kollektion vorgeführt («très sympa, cette lunette»), am Tisch des Chefs unterschreibt Shaqiri einen neuen Zwei-Jahres-Vertrag mit Hublot. Er darf sich mal das Modell für 300’000 Franken überstreifen.

Um 11.29 Uhr dreht sich Shaqiri um: Es ist soweit. Shakehands. «Na, wie geht’s?» Wir ahnen: Viel Zeit wird jetzt nicht mehr bleiben, schliesslich wird der junge Mann, der dieses Jahr 24 wird, um 13 Uhr bei der Nationalmannschaft in Feusisberg erwartet. Deshalb ein spontan (wir hatten ja genügend Zeit) entwickeltes Entweder-Oder:

Xherdan Shaqiri, wir haben nur fünf Minuten, also spielen wir entweder oder.

Ja genau.

1. Mailand oder München?

Im Moment Mailand (lacht).

Und nach dem Sommer?

Auch Mailand. Das Essen ist besser. Fussballerisch ist es natürlich nicht Bayern München. Aber das habe ich ja so gewollt. Und ich will diesen Club wieder dorthin führen, wo er mal war.

Sie bleiben definitiv?

Ja, ja.

2. Guardiola oder Fink?

(lange Pause). Das waren beide wichtige Trainer für mich.

Haben Sie noch Kontakt mit Fink, unter dem Sie Ihr Profidebüt gegeben haben?

Nein, nicht mehr gross. Er ist ja jetzt in Zypern Trainer, habe ich gesehen. In München, als er noch arbeitslos war, habe ich ihn ein paarmal gesehen. Aber seither nicht mehr.

3. Windsor-Knoten oder T-Shirt?

Klar sind T-Shirts für mich angenehmer. Aber der Windsor-Knoten gehört natürlich auch ab und an dazu.

Wir fragen, weil Sie vor ihrem Profidebüt mit dem FC Basel 2009 eben erst den Windsor-Knoten von Valentin Stocker erlernt hatten – und damals noch nicht ganz zufrieden waren mit Ihren Knüpf-Künsten.

Ja, aber jetzt kann ich ihn.

4. Traumpass oder Fallrückzieher-Tor?

Traumpass. Weil das ein wichtiger Moment auf dem Weg zum Tor ist. Und einen Fallrückzieher machst du vielleicht einmal im Jahr. Traumpässe kannst du mehrfach machen.

5. Köfte oder Pizza?

Beides, finde ich beides gut.

Aber wenn Sie mal zu Hause bei Ihren Eltern sind, dann kommt schon gut-albanisches Essen auf den Tisch?

Also jetzt sicher nicht Pizza. Das wäre zu einfach, das kann ich auch selber. Mamas Küche halt.

6. Sponsoren-Termin oder mit den Kumpels in Ihre alte Stammdisco Fame?

Wäre schön, mal wieder mit den Kumpels irgendwohin zu gehen. Aber die Sponsoren-Termine gehören nun mal dazu.

Haben Sie es in letzter Zeit wieder mal in einen Club geschafft?

Nein, nein. Früher konnte ich mich leichter mal reinschleichen als jetzt. Aber nein, ich habe ja auch keine Zeit. Am Wochenende ist meistens ein Spiel, einen Tag vorher bist du im Hotel. Und am Sonntag läuft ja nichts, da ist tote Hose.

7. Chauffeur oder selber fahren?

Selber fahren, ich fahre gerne. Ich habe einen VW Touareg.

Hatten Sie nicht mal einen BMW?

Nein, einen Mercedes. Den habe ich auch noch, einen Jeep, es sind beides Jeeps. Also, ich fahre nicht aus Spass in der Gegend rum. Und in Mailand herrscht sowieso Chaos auf den Strassen.

8. Landhaus oder Loft in der Stadt?

Ich bin auf dem Land aufgewachsen. Aber jetzt werde ich in Mailand in der Stadt wohnen, in einem Appartement. Ich bin ja jetzt auch schon zwei oder drei Monate dort. Aber noch wohne ich im Hotel, die Wohnung ist noch nicht eingerichtet.

9. Single oder Ehemann?

Im Moment Single. Eher. Aber irgendwann dann schon mal Ehemann (lacht)!

10. Karriereende in Basel oder in Barcelona?

Basel.

Ist das realistisch?

Ja, das ist realistisch.

Aber Sie sind doch viel zu teuer für den FCB.

Zum FC Basel kommt man ja nicht, um Geld zu verdienen. Sondern eher, weil man hier zu Hause ist. Von daher wird es früher oder später nicht am Geld liegen, wenn ich nicht zurückkomme.

11. Paparazzi-Presse oder TagesWoche?

TagesWoche.

Sie haben ja Ihre Erfahrungen in Mailand gemacht, Sie wurden heftig abgeknipst seit sie zu Inter gewechselt sind.

Ja, das stimmt alles nicht. Alles Chabis. Die sind nicht ganz dicht dort. Nein, wirklich. Das ist schon nochmals anders als in Deutschland.

12. Lieber Stammspieler beim Neuntplatzierten oder Ersatzspieler beim Leader?

Lieber spielen. Das war ja auch der Grund, weswegen ich gewechselt habe.

«Wir sollten jetzt dann fertig machen», setzt Séverine de Rougemont, die Hublot-Presseverantwortliche, leichten Druck auf.


13. Hip-Hop oder Balkan-Pop?

Beides abwechselnd. Auch sehr oft albanische Sachen. Wenn ich alleine im Auto bin, dann singe ich mal mit, obwohl es nicht so gut klingt. Aber wenn du laut aufdrehst, klingt es besser, dann hörst du dich selber nicht so gut (lacht).

14. Cristiano Ronaldo oder Messi?

Schwierig. Im Moment sicher Messi.

Und vom Spielstil her?

Diese zwei sind für mich auf der selben Ebene.

15. Sommer oder Neuer?

Da sage ich: beide. Neuer ist derzeit sicher der beste Torwart der Welt. Und Yann – da muss ich noch Roman (Bürki, die Red.) noch dazu nehmen, sind beides super Goalies, die für uns im Nationalteam grosse Stützen sind.

16. Sommer oder Winter?

Sommer! Obwohl – Winter mag ich schon auch noch. Aber klar: Sommer.

17. Pyro in der Kurve oder Cüpli in der VIP-Loge?

(Pause.) Pyro in der Kurve.

Da stehen Sie dazu, obwohl es mal eine riesengrosse Aufregung gab, als Sie an einer FCB-Meisterfeier auf dem Barfi eine brennende Fackel in der Hand hielten?

Ja. Klar, ich bin nicht so wahnsinnig wie einige andere. Aber wenn ich die Wahl zwischen diesen beiden Dingen habe, dann wähle ich das.

Damit ist das Gespräch beendet. Wir haben in neun Minuten dreissig immerhin 17 von 30 Fragen gestellt.

«Ich sehe euch ja in Feusisberg», sagt Shaqiri noch. Nein, entgegnen wir, wir fahren nicht zur Schweizer Nationalmannschaft. «Ja, macht ihr keinen Sport mehr?» Doch, doch, sagen wir, aber das lassen wir jetzt einfach mal aus. «Ach so. Ja, das würde ich manchmal auch gerne machen. Einfach was auslassen.»

Dann verschwindet Xherdan Shaqiri aus dem Hublot-Luxuskasten, begleitet von drei Sicherheitsleuten. Raus, in Richtung Isteinerstrasse, vorbei an dem Fussball-Kleinfeld, in dem er nicht richtig mitspielen durfte, weil er sich hätte verletzen können. Ab zum nächsten Termin bei der Nationalmannschaft.

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