Der Kurztrip hat sich für Murat Yakin gelohnt: Was er in Tel Aviv vom Gegner des FC Basel in der Qualifikation zur Champions League gesehen hat, fand er eindrücklich. Eine offene Frage bleibt im Moment, ob die beiden Ägypter in Reihen des FCB beim Rückspiel in Israel dabei sein werden.
Schlaf gab es nicht viel mehr als zwei Stunden. Um zwei Uhr in der Nacht von Dienstag auf Mittwoch musste Murat Yakin bereits wieder aus den Federn. Drei Stunden vor Abflug, so die Massgaben, musste der FCB-Trainer sich am Airport von Tel Aviv einfinden. Die Flugverbindungen von Zürich-Kloten in die Mittelmeer-Metropole waren jedoch zeitlich so günstig gelegen, dass sich Yakin die persönliche Inaugenscheinnahme des nächsten Europacup-Gegners nicht entgehen lassen wollte.
Heute, Mittwoch, um 19.00 Uhr tritt der FCB auf der Schützenmatte gegen den FSV Mainz 05 zu einem Testspiel an, bei dem Murat Yakin vor allem jenen Spielern zu Einsatzzeit verhelfen wird, die bisher zu kurz kamen. Dazu gehören David Degen und Marcelo Diaz, die in den ersten beiden Pflichtspielen nicht zum Zug kamen. Die Mainzer, auf dem Weg in Kurztrainingslager in Évian-les-Bains, werden mit Joo Ho Park erwartet, der erst kürzlich vom FCB zum Bundesligisten gewechselt ist. (cok)
Mittwochvormittag stand Yakin dann bereits wieder auf dem Trainingsplatz in Basel. «Ich bin froh, bin ich in Tel Aviv gewesen», sagt er, «das war sehr spannend.» Grosses Spektakel bekam der Gast aus der Schweiz im nicht ganz gefüllten Bloomfield-Stadium mit seinen knapp 18’000 Sitzschalen nicht geboten. Nach dem 2:0-Auswärtssieg erledigte Maccabi Tel Aviv das Rückspiel gegen den ungarischen Meister souverän, mit dem Führungstor nach 25 Minuten und am Ende mit einem 2:1 und einem weiteren ungefährdeten Sieg.
Wendig, schnell und dribbelstark
Was auf den FC Basel am kommenden Dienstag (19.00 Uhr, St.-Jakob-Park) in der dritten Ausscheidungsrunde zukommen wird, beschreibt Yakin so: «International besitzt diese Mannschaft vielleicht noch nicht die Erfahrung, und Györi war nicht der Gegner, der Maccabi gross gefordert hat. Aber es ist spielerisch eine gute Mannschaft, und in der Offensive sind ein paar gute Spieler dabei: klein, wendig, schnell und dribbelstark.»
Tal Ben-Haim, der Schütze des 1:0, gehört dazu, oder Omri Altmann, den Vorbereiter des zweiten Treffers, der 2011 als 17-Jähriger zum FC Arsenal wechselte und nun zurück an Maccabi ausgeliehen wurde.
Nach Tel Aviv begleitet wurde Yakin vom Tessiner Jean-Pierre Gerosa, dem Mister Europacup-Gegner-Beobachter des FCB. Und was neben dem kompakten Stadion, dem exzellenten Rasen und der Stimmung Eindruck hinterliess, war der Strippenzieher im defensiven zentralen Mittelfeld: Gal Alberman, ein 30-Jähriger mit Vergangenheit in Spanien (CD Teneriffa), Deutschland (Borussia Mönchengladbach) und fast 30 Länderspielen für Israel. «Er lanciert seine Mitspieler und macht keine Fehler. Ein Typ, auch vom Aussehen, wie früher Pep Guardiola beim FC Barcelona», urteilt Yakin über Israels «Fussballer des Jahres» 2008.
Paulo Sousas kleine Wette
«Ganz und gar nicht», so Yakin, sei Maccabi mit dem FC Videoton zu vergleichen. Bei den Ungarn sass vergangene Europa-League-Saison jener Paulo Sousa auf der Trainerbank, der nun seit ein paar Wochen bei Maccabi die sportliche Verantwortung hat. Gegen Videoton bestritt Yakin sein erstes europäisches Spiel als Trainer des FCB. In Székesfehérvár gab es eine 1:2-Niederlage, das Heimspiel gewann der FCB im Spätjahr 2012 mit 1:0 auf seinem Weg, der ihn bis in die Halbfinals des Wettbewerbs führte.
Mit Blick auf diese beiden Spiele gönnte sich Paulo Sousa am Dienstag nach dem Schritt in die dritte Qualifikationsrunde zur Champions League eine kleine Frotzelei gegen den Basler Trainer: «Yakin hat bereits zu meiner Zeit bei Videoton erfahren, dass eine von mir trainierte Mannschaft nur schwer zu schlagen ist.» Aber er fand am Dienstag auch lobende Worte: «Über Basel muss man nicht viel sagen: Ein grosses Team mit einem grossen Trainer.» Trotzdem ist sich der Portugiese auch sicher: «Ich wette, dass Basel nicht besondern erfreut darüber ist, gegen diese Ausgabe von Maccabi antreten zu müssen.»
Damit liegt er wahrscheinlich nicht falsch. Unter dem Strich hat Yakin in Tel Aviv ein unbekümmert aufspielendes Maccabi gesehen, «ein Team von Nonames», wie er sagt, «in der sich keiner über den anderen stellt. Das war eindrücklich.»
Unbeeindruckte Maccabi-Spieler
Mit diesen Impressionen und weiterem Videomaterial vom Hinspiel in Ungarn und dem jüngsten Derby in der Ligat ha’Al gegen Hapoel, das Maccabi mit 4:2 beim Lokalrivalen gewann, wird Yakin nach dem Lausanne-Spiel (Samstag, 19.45 Uhr, St.-Jakob-Park) seine Spieler auf den Dienstag und den ersten Gang gegen den israelischen Rekordmeister vorbereiten.
Eran Zahavi, kreativer Aufbauer bei Maccabi mit zwei Jahren in Palermo in den Beinen und einer der am höchsten eingeschätzten israelischen (National-)Spieler, liess am Dienstag keinen Zweifel an der Angrifflust von Maccabi: «Ich habe Basel vor zwei Jahren gesehen, und ich könnte nicht sagen, dass sie für mich der Favorit sind. Wir werden in diese beiden Spiele nicht mit geringeren Erwartungen an uns selbst gehen als gegen die Ungarn.»
Die offene Ägypter-Frage
Darüber, ob im Rückspiel in der ersten Augustwoche in Israel die beiden Ägypter in Reihen des FC Basel dabei sein werden, hat sich ein letztlich auch medial aufgeladener Fall entwickelt. Mohamed Salah wird im «Blick» zitiert, es sei «eine schwierige Situation». Diese gemeinsam mit dem derzeit verletzten Mohamed Elneny intern zu erörtern, wird der nächste Schritt der Clubführung des FC Basel sein.
Die Schlagzeilen, die zum Teil auf dubioser Grundlage in Umlauf gesetzt wurden, haben in Tel Aviv bereits dazu geführt, dass Beobachter vor Ort damit rechnen, dass eine ungemütliche Atmosphäre entstehen könnte – nicht für den Gast aus Basel, aber wohl doch für die beiden Ägypter.
Zu den politischen Hintergründen will sich Murat Yakin nicht äussern, schon gar nicht, bevor er mit den beiden Spielern geredet hat. Er sei in Tel Aviv darauf ansprochen worden, und sei ihm versichert worden, dass es keinerlei Probleme geben werde. «Aber man muss das dem persönlichen Empfinden der beiden Spieler überlassen. Es bringt ja nichts, wenn sie nicht mit dem Kopf bei der Sache sind. Aber jetzt kommt erst einmal das Heimspiel in Basel – und da könnte Mohamed Salah ja spielen.»