Yakin zum GC-Fehltritt: «Davon müssen wir profitieren»

Nicht schlecht gestaunt hat Murat Yakin als Augenzeuge der GC-Pleite in Bern – nun ist seine eigene Mannschaft dazu aufgefordert, im Klassiker heute Abend beim FC Zürich (20.30 Uhr) daraus Nutzen zu ziehen.

Der Mann, der Bälle schweben lässt und jetzt auch noch Träume wahrmachen will: Murat Yakin, mit dem FCB auf dem besten Weg zum vierten Titel in Folge. (Bild: EQ Images/Pascal Müller)

Nicht schlecht gestaunt hat Murat Yakin als Augenzeuge der GC-Pleite in Bern – nun ist seine eigene Mannschaft dazu aufgefordert, im Klassiker heute Abend beim FC Zürich (20.30 Uhr) daraus Nutzen zu ziehen.

Als ob Murat Yakin in diesem Frühjahr nicht schon ausgiebig Reisekilometer gesammelt hätte, nahm er am Dienstagabend von Basel nach Zürich einen kleinen Umweg über Bern. Kaum waren Training und Medienarbeit absolviert, machte sich der Cheftrainer auf ins Stade de Suisse, wo es zwei der Mannschaften zu besichtigen gab, auf die der FC Basel im Saisonendspurt noch treffen wird. Und viel Gelegenheit zur Gegnerbeobachtung vor Ort war Yakin beim Programm des FCB nicht geboten.

Super League, 31. Runde

FC Zürich–FC Basel
Mittwoch, 20.30 Uhr (SRF2 live)
Letzigrund. – SR Hänni.

Mögliche Aufstellungen
Zürich: Da Costa; Philippe Koch, Raphael Koch, Djimsiti, Benito; Buff, Kukuruzovic; Schönbächler, Gavranovic, Drmic; Chermiti.
Basel: Sommer; Steinhöfer, Schär, Dragovic, Park; F. Frei; Salah, Diaz, Elneny, Stocker; Streller.

Bemerkungen: FCZ ohne Chiumiento und Kukeli (beide verletzt); FCB komplett. – Letzter Heimsieg des FCZ gegen den FCB: 3:2 am 26.11.2006. Seither acht Basler Siege, zwei Remis bei 29:13 Toren.

Was er in Bern zu sehen bekam, wird ihm gefallen haben. Auch wenn er das so nicht ausdrücken wollen würde. Aber die kolossale 0:4-Klatsche für die Grasshoppers spielt Yakins Mannschaft in die Karten. Jetzt muss sie nur noch diese Steilvorlage nutzen und mit einem Sieg heute in Zürich nachlegen. Dass das nicht unmöglich ist, zeigt schon der Blick auf die Statistik: Seit sechs Jahren haben die Basler nicht mehr beim FCZ verloren.

«Es hat nicht nach einem 0:4 ausgesehen»

«Es hat in der ersten Halbzeit nicht nach einem solchen Ergebnis ausgesehen, GC war überlegen und hat Druck gemacht», schilderte Yakin der TagesWoche seine Eindrücke, als er am späten Dienstagabend auf dem Weg nach Zürich ins Hotel Dolder war, wo die Mannschaft die Nacht auf Mittwoch verbracht hat. «Manchmal ist die Liga ein bisschen verrückt», findet Yakin, und dachte dabei vielleicht an die jüngste Heimniederlage seiner eigenen Mannschaft, als sie von Luzern 0:3 abgefertigt wurde.

Dass der Fehltritt der Grasshoppers einer Aufforderung an seine Mannschaft gleichkommt, liegt auf der Hand. Auf sechs Punkte kann der FCB mit einem Sieg im Letzigrund davonziehen. Und schon beginnen die ersten hochzurechnen, dass der FCB im günstigsten Fall aus seiner Sicht schon Donnerstag in einer Woche im Heimspiel gegen Lausanne die Meisterschaft unter Dach und Fach bringen könnte. 

Das Restprogramm im Titelkampf
Runde FC Basel (60 Punkte)
Grasshoppers (57)
FC St. Gallen (53)
31 FCZ (a) YB-GC 4:0 Luzern (a)
32 Servette (h) FCZ (h) Sion (h)
33 Lausanne (h) Sion (a) Thun (a)
Cup GC (in Bern) Basel (in Bern)  
34 GC (a) Basel (h) Servette (h)
35 YB (a) St. Gallen (a) GC (h)
36 St. Gallen (h) Lausanne (h) FCB (a)

Yakin will vom GC-Ausrutscher profitieren, warnt aber vor dem FCZ

«Wir müssen davon profitieren», sagt Yakin angesichts des fehlgeschlagenen Halalis der Grasshoppers, «aber das wird nicht einfach gegen den FC Zürich.» Er sagt warnend, wie schwer sich der FCB jüngst beim 3:1 daheim gegen den FCZ getan hatte, bei Alex Freis Abschiedsgala mit dem fulminaten Freistosstor des abtretenden Goalgetters, das erst tief in der zweiten Halbzeit den Ausgleich und damit die Wende brachte.

Auch FCZ-Trainer Urs Meier erlaubt sich, an den keineswegs eindeutigen Spielverlauf zu erinnern: «Wir haben in diesem Spiel sehr vieles richtig gemacht. Nun müssen wir schauen, dass wir nicht nur grösstenteils, sondern auch einmal 94 oder 95 Minuten alles richtig machen. Dann bin ich überzeugt, dass unsere Mannschaft dem FCB alles abverlangen wird.» Darauf ist Murat Yakin vorbereitet.

Das Erstaunliche: Der FCB hat keine Verletzten

Dieser FCB, und das ist eine der erstaunlichsten Feststellungen eines Frühjahrs mit jeder Menge Staunenswertem, geht ohne jede personellen Sorgen in diesen Klassiker. Es gibt keine gesperrten und schon gar keine verletzten Spieler, was angesichts des Mammutprogramms einerseits für einen professionellen Lebenswandel spricht und andererseits Murat Yakins Lob an das Team hinter dem Team herausfordert.

Also die Co-Trainer, die für die Dosierung des Trainings zuständig sind, die Ärzte und die Physiotherapeuten. «Sie sind Tag und Nacht nonstop für die Spieler da», sagt Yakin, «und die Spieler sprechen optimal auf die Methoden an.»

Captain Marco Streller etwa, vergangenen Freitag auf der Heimreise von London mit seinem Oberschenkelmuskel noch ein Sorgenkind, hat sich laut Yakin «sehr gut erholt», und auch Philipp Degen (Knie) ist einsatzfähig, wobei sich Markus Steinhöfer wie auch Kay Voser als echte Alternativen auf den Aussenverteidigerpositionen aufgedrängt haben.

«Wir müssen niemanden schonen»

«Wir müssen niemanden schonen», sagt Yakin vor dem Schlussspurt mit den letzten sechs Punktenspielen und dem Cupfinal am Pfingstmontag, für den seit Montag der Ticketverkauf läuft. Einzige Ausnahme könnte Geoffroy Serey Die sein, der als Neo-Nationalspieler zu denen gehört, der in diesem Frühjahr auf vier Hochzeiten getanzt hat. «Er kennt diese Belastung nicht», ist Yakin nachsichtig mit dem Ivorer, der nicht mehr so dominant spielt wie noch nach der Winterpause.

Gut möglich, dass Serey Die heute im Letzigrund auf der Bank Platz nimmt, und Mohamed Elneny beginnt neben Marcelo Diaz, der zwar noch nicht den ganz grossen Einfluss auf FCB-Spiel hat, aber zuletzt immerhin Abschlussqualitäten demonstrierte.

Training im Joggeli

Den zweiten «Zwischentag» (Yakin) vom Sion-Spiel bis zum Zürich-Spiel nutzte der FCB-Trainer zu einer Taktikeinheit hinter verschlossenen Türen – und zwar im St.-Jakob-Park. Yakin musste schmunzeln, als er sagte: «Das habe ich noch gar nie erlebt», denn unter Walter Lehmann, Platzwart im Joggeli zu Yakins Profizeiten, sei ein Training auf dem heiligen Rasen undenkbar gewesen. Am Dienstag durfte in einer ungewohnten Umgebung geübt werden, das schärft nach Yakins Auffassung die Konzentration – und auf einem vernünfigten Rasen fand die Einheit ausserdem statt.

Denn Zustände wie auf den Plätzen der Sportanlagen St. Jakob, wo vergangene Woche kräftig die Rasensoden aerifiziert und vertikutiert wurden, wären andernorts – sagen wir bei einem Europacup-Halbfinalisten – so nur sehr schwer vorstellbar.

Wie sich der FC Zürich beim 60.Geburtstag von Präsident Ancillo Canepa auf den Klassiker einstimmt:

 

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