YB gegen FCB: Lackmustest im Stade de Suisse

Zeigt der FC Basel, wer Herr im Haus ist, oder erlaubt der Tabellenführer der Super League den Young Boys, noch einmal Blut zu lecken? Antworten liefert der Spitzenkampf im Stade de Suisse am Donnerstag (20.15 Uhr).

Manchmal fällt es eben schwer, sich zu entscheiden. (Bild: Keystone)

Zeigt der FC Basel, wer Herr im Haus ist, oder erlaubt der Tabellenführer der Super League den Young Boys, noch einmal Blut zu lecken? Antworten liefert der Spitzenkampf im Stade de Suisse am Donnerstag (20.15 Uhr).

Während in Basel der Regen den Schnee weggewaschen hat, ist Bern am Mittwoch Morgen noch einmal in Weiss getaucht worden. Trotzdem ist die Sorge klein, dass das zweite FCB-Spiel innerhalb von weniger als einer Woche verschoben werden könnte. Die Berner haben ihren neuen (Natur-)Rasen rechtzeitig mit Blachen abgedeckt und für den Spieltag ist kein weiterer Schneefall vorausgesagt.

Eine erste Ernüchterung für Christian Gross hat der Vorverkaufsbarometer in Bern parat. «Ich wäre enttäuscht, wenn weniger als 25‘000 Zuschauer im Stadion wären», sagte er dem «Bund» in Bern, aber am Mittwoch waren erst 18’500 Tickets (davon 13’400 Jahreskarten) abgesetzt.

Dennoch ist in all der Kälte, die die Schweiz in den letzten Tagen durchgerüttelt hat, bei den Young Boys die Temperatur angestiegen. Nicht nur bei Trainer Christian Gross, der trotz einer schweren Bronchitis weiter jeden Tag auf dem Platz steht («natürlich») und bei dem sich der Körper laut «Blick»-Recherche auf 38,5 aufgeheizt hat.

Mit sechs Punkten aus den ersten beiden Spielen des neuen Jahres haben die Berner fünf ihrer ursprünglich elf Punkte Rückstand auf den FCB bereits aufgeholt. Wobei die Basler ein Spiel weniger ausgetragen haben. Je nach Rechenart und Resultat könnten die Berner am Donnerstag um 22 Uhr also zwischen drei Zählern und zwölf Verlustpunkten hinter dem FCB liegen.

Bloss keine Überinterpretationen

Aber solche Rechenspielereien können Gross nicht begeistern. Für ihn steht einfach mal fest, «dass wir dieses Spiel gewinnen wollen». Alles andere ist so grau wie die vielzitierte Theorie: «Über den Rest müssen wir uns gar keine Gedanken machen.»

Auch Heiko Vogel gibt sich alle Mühe, Überinterpretationen abzuwehren. «Es ist de facto ein ganz normales Meisterschaftsspiel an einem Donnerstagabend ohne Vorentscheidungscharakter, ein Spiel, an dem sich zwei sehr gute Mannschaften treffen. Und darauf freue ich mich.» Und wer so viel heruntergeschraubte Bedeutungskraft dieser Auseinandersetzung nicht so recht glauben will, dem schreibt der FCB-Trainer zur gerade einmal aufgenommen zweiten Saisonhälfte ins Stammbuch: «Die Meisterschaft ist dann entschieden, wenn es rechnerisch nicht mehr möglich ist, den Spitzenreiter einzuholen.»

Wie gewohnt behielt Vogel beim offiziellen Teil der Medienkonferenz Platz auf seinem Stuhl, auch für die Radiointerviews (siehe Bilderschau), das hält er so aus Aberglauben, genauso wie er seit der Heimniederlage gegen Benfica in der Champions League keine Krawatte mehr trägt. Geholfen hat es ja. Seither hat der FC Basel unter Vogel – erst interimistisch, nun als Cheftrainer – nicht mehr verloren und in der Super League noch überhaupt kein Spiel (sechs Siege, zwei Remis).

Vogel und das Zeichen an die Liga

Stellt man der FCB-Erfolgsserie und seiner mehr oder weniger entspannten Personalsituation den Fortgang bei den Berner Young Boys gegenüber, die mit zwei Siegen aus der Winterpause gestartet sind, dann steht im Stade de Suisse ein Lackmustest an. Die Partie und das Ergebnis werden dabei helfen, die Situation beider Teams einzuordnen. Nicht zuletzt aus Sicht der Basler, denen so oder so ein Polster bleiben wird und nächste Mittwoch eines der kapitalsten Spiele der Clubhistorie ins Haus steht.

«Wir wollen die Chance nutzen, unseren Vorsprung an der Tabellenspitze zu vergrössern oder zu halten», sagt Mittelfeld-Routinier Benjamin Huggel. «Bestehen wir in Bern», sagt Vogel, «dann ist das ein Zeichen an die Liga.» Gewinnt YB, das darf man genauso behaupten, wird man in Bern noch einmal Blut lecken.

Nach Spielschluss wird sich der Basler Fokus endgültig auf das erste Champions-League-Achtelfinal richten. Die Partie in Bern als Generalprobe für den kommenden Mittwoch zu betrachten, findet Basels Coach jedoch «despektierlich gegenüber YB».     

Neue Klasse im YB-Angriff

Dort ist den Worten von Christian Gross durchaus auch eine gewisse Zufriedenheit zu entnehmen. Die Wintertransfers scheinen die grösste der Berner Schwachstellen behoben zu haben: die Flaute im Angriff. «Wir haben mehr Zug nach vorne», freut sich Gross, «mehr Angriffslust, wenn man so sagen will.» Und das hat ganz konkret mit den Zuzügen von Raul Bobadilla (Mönchengladbach) und Matias Vitkieviez (Servette) zu tun.

Im Startspiel des Jahres gegen Servette (3:1) sorgten die beiden bereits vor der Pause für die Entscheidung. Bobadilla gelangen zwei Assists und ein Treffer, Vitkieviez traf zum 1:0 und zum 2:0. «Wir verfügen jetzt über einige Alternativen vorne», stellt Gross befriedigt fest. Und sein Gegenpart Heiko Vogel findet: «Bobadilla sorgt allein durch seine individuelle Klasse und durch seine Geradlinigkeit für Gefahr.»

Im Gegenzug haben die Berner gleich zwei Verteidiger abgegeben. Scott Sutter (zum FC Zürich) und François Affolter (Werder Bremen) hatten es bei YB zwar zum Schweizer Nationalspieler gebracht. Den Ansprüchen von Gross aber genügten sie ganz offensichtlich nicht.

Ohne Philipp Degen, dafür mit Yapi

Fürs erste hat sich YB Respekt verschafft, will Heiko Vogel zwar nichts von Negativtrend in Luzern mit einer Bilanz von neun Punkten aus den letzten zehn Spielen wissen («Sie haben nach der Winterpause zweimal nicht verloren – so kann man es ja auch sehen»), er erklärt aber die Young Boys zum Hauptkonkurrenten in diesem Frühjahr: «Auf YB gilt es ein Augenmerk zu legen.»

Bei YB absolvierte am Mittwoch der an Adduktorenbeschwerden laborierende Innenverteidiger Dusan Veskovac das Abschlusstraining. Für den gesperrten Pascal Doubai rückt der dänische Ex-Nationalspieler Michael Silberbauer wieder ins zentrale Mittelfeld.

Beim FCB steht Philipp Degen (Oberschenkelzerrung) nicht zur Verfügung. Der Trainer will keine Folgeverletzung riskieren. Nachdem David Degen von Christian Gross auf den linken Flügel versetzt worden ist, wird wieder einmal eine Gelegenheit für ein direktes Duell der Zwillinge verpasst. Dafür kehrt Gilles Yapi knapp sieben Monate nach seinem Kreuzbandriss zurück und wird an alter Wirkunsgsstätte erstmals wieder zum FCB-Kader gehören.

Super League, vorgezogene Partie der 21. Runde
Young Boys–FC Basel
Donnerstag, 16. Februar, Stade de Suisse, 20.15 Uhr (Teleclub)

Voraussichtliche Aufstellungen
YB: Wölfli; Zverotic, Nef, Veskovac, Spycher; Vitkieviez, Farnerud, Silberbauer, David Degen; Costanzo, Bobadilla.
FCB: Sommer; Steinhöfer, Abraham, Dragovic, Park; Shaqiri, Huggel, G. Xhaka, F. Frei; A. Frei, Streller.
Bemerkungen: YB ohne Pascal Doubaï (gesperrt, vierte gelbe Karte), Mayuka (nach Gewinn des Afrika Cup mit Sambia noch nicht zurück in Bern); FCB ohne Chipperfield, P. Degen, Jevtic (verletzt), Voser (Aufbau).

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