Nach rauschenden Europacup-Abenden bekommt es der FC Basel sonntags mit der nationalen Konkurrenz zu tun: Heute mit den Young Boys (16.00 Uhr, St.-Jakob-Park). Die waren die letzten, die in Basel gewinnen konnten.
Der Rhythmus der englischen Wochen bringt es mit sich: Sankt Petersburg ist weit weg und der kommende Donnerstag doch so nah. Aber 65 Stunden nach dem Glanzstück in der Europa League geht es für den FC Basel in der 23. Runde der Super League schon wieder um wichtige Punkte.
FC Basel–Young Boys (16.00, SRF 2)
St.-Jakob-Park. – Vorverkauf: 26’300. – SR Kever.
Mögliche Aufstellungen
FCB: Sommer; P. Degen, Schär, Sauro, Park; Cabral, Serey Die (Elneny); Salah, Diaz, Stocker; A. Frei.
YB: Wölfli; Sutter, Nef, Bürki, Raimondi; Zverotic, Doubai; Schneuwly (Gerndt), Costanzo (Farnerud), Nuzzolo; Frey.
Bemerkungen: FCB ohne Dragovic, F. Frei (gesperrt), D. Degen, Bobadilla (verletzt), Yapi (Aufbau nach Grippe); YB ohne Spycher, Afum, Affolter, Simpson, Zarate, Benito (verletzt).
«Zenit abhaken und auf das nächste Spiel fokussieren», sagt Murat Yakin zu diesem Umschaltprozess und es scheint, als ob der FCB-Trainer und seine Mannschaft Gefallen haben am dichten Takt der Herausforderungen: «Wir sind seit vier Wochen so programmiert.»
Die Erfolgswelle, auf der die Basler surfen, macht die Doppelbelastung einfacher. Seit Donnerstag hat der Trainer auch weitere Gewissheit erhalten, dass er sich auf die gesamte Breite seines Kaders verlassen kann, gibt es noch mehr Alternativen, wenn er auf seiner Taktiktafel die Figuren hin- und herschiebt.
Der listige Yakin
Da bereitet es nicht einmal allzu grosses Kopfzerbrechen, dass drei Spieler ausfallen: Aleksandar Dragovic und Fabian Frei gesperrt, David Degen verletzt. In der Innenverteidigung spielt Gaston Sauro, ein ausgeruhter Valentin Stocker kehrt auf den Flügel zurück, im Zentrum stünde auch bei einer Schonung für Serey Die (Muskelverhärtung) ein hungriger Kandidat (Elneny) parat, und darüber hinaus könnte auch einer wie Philipp Degen eine Verschnaufpause erhalten und durch Markus Steinhöfer ersetzt werden.
In vorderster Linie sieht es nach einem Comeback von Marco Streller aus. Im Kader steht der Captain auf jeden Fall und nach all den Debatten um seine Taktik, Grundordnung und Personalpolitik kündigte Yakin am Freitag listig an, dass ihm am Sonntagmorgen ja vielleicht eine «Blitzidee» kommen – und er Streller und Alex Frei (Yakin: «Ich habe ihn am Donnerstag für das YB-Spiel geschont») aufstellen könnte.
Die 18:0-Serie des FCB
Der Titelverteidiger steht nach dem samstäglichen Erfolg der Grasshoppers (3:1 gegen St. Gallen) einen Tag danach unter Zugzwang. Das sind die Basler mit ihrem vom Europacup vorgegebenen Donnerstag-Sonntag-Rhythmus gewohnt. Sie erwarten die Young Boys jedenfalls aus einer Position der Stärke heraus. Neun Heimspiele, fünf davon in der Meisterschaft, hat die Mannschaft unter Murat Yakin nicht verloren und kommt auf ein Torverhältnis von 18:0. Eindrücklicher kann eine Serie gar nicht aussehen.
Und diese Serie begann just gegen die Berner, am 3. November vergangenen Jahres erster Heimgegner (2:0) von Yakin, nachdem er zu seinem Einstieg als FCB-Trainer erst einmal drei Auswärtsspiele (0:1 in Luzern, 1:2, bei Videoton und 2:1 beim FCZ) zu bestreiten hatte. Und die Berner waren auch die letzten, die im St.-Jakob-Park gewinnen konnten: Mit 2:1 im letzten, für den alten und neuen Meister FC Basel unbedeutenden Spiel am 23. Mai 2012.
Desillusionierte Berner
Diese Young Boys kommen – mal wieder – als gestrauchelter Gipfelstürmer in der St.-Jakob-Park. Vom einst postulierten Angriff auf die Führerschaft des FCB im Schweizer Fussball ist – ein weiteres mal – nur Desillusion geblieben. Selbst von den internationalen Plätzen liegt YB derzeit fünf Punkten entfernt. Findet Murat Yakin, dass die Saison für die Berner bereits gelaufen ist, wenn er sagt: «Sie kommen unbekümmert»? Eine sehr wohlmeinende Einschätzung des Konkurrenten, der auch in der laufenden Saison weit von Ruhe und Konstanz entfernt ist.
Und dennoch: Goalie und Captain Marco Wölfli will Anzeichen erkennen, dass sich in der Post-Oertig-Ära, die auch eine Post-Gross- und eine Post-Kaenzig-Ära ist, die Dinge zum Guten wenden: «Die YB-Familie ist wieder da», sagte er im Interview mit «Der Bund», verströmte «Aufbruchstimmung» und meinte hoffnungsfroh: «YB wird wieder Bern».
Ein beeindruckter Rueda
Mit dem 2:0 gegen St. Gallen im Stade de Suisse, dem erst dritten Spiel in dieser Saison ohne Gegentor, festigten die Young Boys immer hin die Position als zweitbeste Heimmannschaft der Liga (hinter dem ungeschlagenen FCB). Mit seinem zehnten Saisontreffer, dem siebten in der Super League, hat sich Raphael Nuzzolo zum Topskorer der Berner aufgeschwungen.
Auswärts allerdings konnte YB bisher wenig Angst und Schrecken verbreiten: ein Sieg, drei Remis und sieben Niederlagen bei 9:20 Toren stehen zu Buche. Beeindruckt vom Basler Auftritt gegen Sankt Petersburg war auch Martin Rueda: «Überragend, wie sie die Russen im Griff hatten. Aber wir freuen uns trotzdem auf Basel.» Aus dem Spiel von Zenit leitet der YB-Trainer ab: «Wir müssen den FC Basel von Beginn an aggressiv bekämpfen – sonst werden auch wir Mühe haben.»
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