Zürich und Bern bedrängen Baschi Dürr

Der Berner Sicherheitsdirektor Hans-Jürg Käser will keine Polizisten mehr nach Basel schicken, der Zürcher Sicherheitsdirektor Mario Fehr will eine Basler Volksabstimmung zum Hooligan-Konkordat erzwingen. Der Druck auf Baschi Dürr wächst.

«Die Basler Regierung hat keine Möglichkeit, das Geschäft am Parlament vorbei vor das Volk zu bringen.» Der Basler Sicherheitsdirektor Baschi Dürr zur Forderung aus Zürich, eine Abstimmung über das Hooligan-Konkordat abzuhalten. (Bild: Nils Fisch)

Der Berner Sicherheitsdirektor Hans-Jürg Käser will keine Polizisten mehr nach Basel schicken, der Zürcher Sicherheitsdirektor Mario Fehr will eine Basler Volksabstimmung zum Hooligan-Konkordat erzwingen. Der Druck auf Baschi Dürr wächst.

85,4 Prozent der Zürcherinnen und Zürcher haben am Sonntag Ja zum verschärften Hooligan-Konkordat gesagt. Sicherheitsdirektor Mario Fehr (SP) nahm das deutliche Ja zum Anlass, um die Auftritte des FC Basel in der Europa-League gegenüber dem «Tages-Anzeiger» als «imageschädigend» für den Schweizer Fussball zu bezeichnen und den Druck auf Basel zu erhöhen.

Ein Bericht des «Regiojournal Basel» zum Thema: Rechtlicher Kniff nötig

Fehr verlangt von Amtskollege Baschi Dürr (FDP) eine Volksabstimmung zum Konkordat – weil die Basler Bevölkerung eine andere Haltung habe als die Basler Politik. Der Angesprochene reagiert kurz angebunden: «Wir haben als Regierung keine Möglichkeit, diese Vorlage am Parlament vorbei vor das Volk zu bringen. Das hat übrigens auch die Zürcher Regierung nicht.»

Ende Jahr im Grossen Rat

Das verschärfte Hooligan-Konkordat wird voraussichtlich Ende Jahr im Grossen Rat behandelt. Sagt das Parlament Ja zum Konkordat, wie das die Regierung beantragt hat, wird die Bevölkerung unter Umständen per Referendum Stellung nehmen können. Denkbar ist auch, dass der Grosse Rat Ja sagt und von sich aus eine Abstimmung verlangt – das war das letzte Mal beim Messeneubau der Fall.

Versenkt der Grosse Rat hingegen die Vorlage, dann braucht es eine Volksinitiative, damit der Kanton doch noch zum Konkordat beitreten kann. «Es ist nun am Parlament, das weitere Vorgehen zu bestimmen», sagt Dürr.

Nach dem eher irritierenden Ja der Basler Regierung zum Konkordat haben sich die Gegner der Verschärfungen Ende April zu einem überparteilichen und überkantonalen Komitee zusammengeschlossen. Die Gruppe «Nein zur Konkordats-Verschärfung» will erreichen, dass die Verschärfung des Konkordats bereits in den beiden Parlamenten scheitert, sagte Balz Stückelberger, FDP-Landrat und Co-Präsident des Komitees, an einer Medienkonferenz der Gruppe.

Die Erfolgschancen der Gruppe waren bisher intakt, die Mehrheit der Politiker beider Parlamente waren gegen die Verschärfung: In der Vernehmlassung zum Konkordat haben sich im Baselbiet ausser der CVP alle Parteien dagegen ausgesprochen; in Basel-Stadt war der Tenor der Parteien ähnlich.

Konkordat gilt auch ohne Basel

Nicht zum ersten Mal kommt der neue Basler Sicherheitsdirektor unter Druck seiner Amtskollegen. Nach den Ausschreitungen vor dem Cupfinal am Pfingstmontag wurde Dürr, der als Gegner des Konkordats gilt, vom Berner Sicherheitsdirektor Hans-Jürg Käser harsch kritisiert. Auch drohte Käser via «Sonntagszeitung», künftig keine Beamte mehr für Einsätze nach Basel zu schicken.

Dürr will das Verhalten seiner beiden Kollegen nicht kommentieren. Aber er weist darauf hin, dass es für das Hooligan-Konkordat nicht entscheidend ist, ob alle Kantone mitmachen. «Auch wenn Basel-Stadt aussen vor bleibt, können die Berner und Zürcher das verschärfte Konkordat bei Auswärtsspielen des FCB anwenden.»

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