Sehnsucht nach Delgado

Weit entfernt von der Ausstrahlung im Herbst präsentieren sich die FCB-Spieler bei der 0:2-Heimniederlage gegen St. Gallen. Van Wolfswinkel mit lausig geschossenem Elfmeter und Neo-Verteidiger Léo Lacroix mit dem Bock vor dem ersten Gegentor liefern die negativen Schlüsselszenen. Die Einzelkritik.

Ein Abend zum Vergessen, ein FCB in der Krise: Albian Ajetis Reaktion steht sinnbildlich für die Heimniederlage gegen St. Gallen.

Tomas Vaclik  |  Torhüter

Flog in der ersten Halbzeit unter ein paar hohen Hereingaben hindurch, wie man es von ihm nicht gewohnt ist. Griff dann beim ersten Gegentor auch nicht sicher zu und bot so ein Spiel, in dem er dem Team nicht die übliche Sicherheit und den entsprechenden Rückhalt bieten konnte.

Michael Lang  |  rechter Aussenverteidiger

Ein paar Willy-Sagnol-Gedächtnisflanken aus dem Halbfeld, einige davon mit etwas von dem leise rieselnden Schnee obendrauf auf dem Ball – viel mehr kam von ihm nicht. Merke: Wenn bei diesem FCB der Offensivverteidiger nicht den richtigen Tritt findet, gerät gleich das gesamte Team ins Wanken.

Léo Lacroix  |  rechter Innenverteidiger

Was für ein Bock, als er sich von Cedric Itten den Ball vom Fuss nehmen lässt wie ein Junior – unter dem Strich war das neben dem vergebenen Penalty die Schlüsselszene. Der erst seit 14 Tagen mit dem FCB trainierende Romand verteilt zwar die Bälle mit links wie mit rechts, kann das Spiel damit aber nicht so beschleunigen wie es Vorgänger Akanji oder der verletzte Balanta können. Dass er mit seinen fast zwei Metern schliesslich als Mittelstürmer endete, war reine taktische Verzweiflung.

Verteidigte neben Marek Suchy in einer Viererkette und verliert vor dem ersten Gegentor den Ball auf läppische Weise: Léo Lacroix (links), hier gegen Tranquillo Barnetta.

Marek Suchy  |  linker Innenverteidiger

Irgendwann hielt es ihn nicht mehr hinten. Er setzte zu einem individuellen Pressing an, das erst vor St.-Gallen-Goalie Stojanovic endete, und versuchte in zwei, drei weiteren Szenen selbst die Lücke in der gegnerischen Abwehr. Genutzt hat auch dieser Ausdruck zwischen Entschlossenheit und Ratlosigkeit nichts. «So geht es nicht», tadelte der Captain hinterher die Mannschaftsleistung, beeilte sich jedoch auch, seiner Position entsprechend anzufügen: «Wir müssen den Kopf oben behalten.»

https://tageswoche.ch/allgemein/naechster-tiefschlag-blutleerer-fcb-unterliegt-st-gallen/

Raoul Petretta  |  linker Aussenverteidiger

Bekam den Vorzug vor Riveros, der am Dienstag in der Champions League ran durfte. Hätte er bei seiner Chance in der Anfangsphase seinem ersten Tor als Profi (in Lugano) mal das zweite folgen lassen – es hätte womöglich Auswirkung auf den Spielverlauf gehabt. Im zweiten Durchgang war von ihm nicht mehr viel zu sehen bis zum zweiten Gegentor, bei dem er Itten nicht am Torschuss hindern kann.

Taulant Xhaka  |  zentraler Mittelfeldspieler

Wenn man von ihm behaupten kann, dass er in all den Jahren und unter all den Trainern, die er beim FCB erlebt hat und unter denen er ausnahmslos zum Stammpersonal zählte, selten unter ein gewisses Niveau abgetaucht ist, dann war das eines der schwächeren Spiele. Eine gute Flanke bleibt in Erinnerung, bei der Stocker einen Schritt zu spät kommt. Holte sich dann auch noch die achte gelbe Karte ab, womit er nächsten Samstag in Lausanne gesperrt sein wird.

Kein Durchkommen: St. Gallen wehrt sich nach Kräften, hier Cedric Itten bei einer Standardsituation gegen Valentin Stocker. Links dahinter Léo Lacroix.

Geoffroy Serey Dié  |  zentraler Mittelfeldspieler

Vielleicht war ihm noch schwindlig vom Dienstag und dem vergeblichen Unterfangen, hochkarätige Gegner in den Griff zu bekommen. Jedenfalls knüpfte er nicht an die gute erste Halbzeit in Thun an, tat sich eigentlich nur (negativ) hervor mit einem ziemlich sinnentleerten Volleyschuss aus gut und gerne 30 Metern und wurde in der 61. Minute folgerichtig ausgewechselt.

Mohamed Elyounoussi  |  linker Flügelstürmer

Ein paar Chancen hatte der Norweger, aber es bleibt dabei, dass er zu jenen gehört, die in einem persönlichen Formtief stecken und weit von der Ausstrahlung des Spätherbstes entfernt sind. Auch ihn ereilte die frühzeitige Auswechslung.

Valentin Stocker  |  rechter Flügelspieler

War zwar an einigen Szenen beteiligt, in denen der FCB Gefahr vor dem St. Galler Tor heraufbeschwören konnte, zu einer Hilfe ist der Rückkehrer jedoch noch nicht geworden und Schärfe im Abschluss bringt er auch nicht auf den Platz.

Lausig getreten: Ricky van Wolfswinkel verschiesst seinen zweiten Elfmeter im Trikot des FCB.

Ricky van Wolfswinkel  |  Angriffsspitze

Nach dem dritten verschossenen Elfmeter dieser Saison (zuvor van Wolfswinkel in Sion; Elyounoussi gegen Lugano) kommt Sehnsucht nach IHM auf: nach Matias Delgado und seinen lässig-chirurgisch vollstreckten Penaltys. Van Wolfswinkel flüchtete sich nach seinem Fehlschuss in Allgemeinplätze («Kann passieren im Fussball»), will sich keine Krise einreden lassen («Wir sind immer positiv») und taxiert die verbliebene Titelchance vorsichtig: «Wenn man gegen St. Gallen daheim verliert, wird es schwierig.» Galgenhumor erlaubte sich der Holländer über seinen lausigen Elfmeterschuss («Ich glaube, der Ball ist immer noch unterwegs»), kündigte aber an, wieder antreten zu wollen: «Wenn ich darf.» War ansonsten ein Stürmer, der seinen Meister in Stojanovic fand und dem Spiel seiner Mannschaft daneben nicht viel geben konnte.

Albian Ajeti  |  Angriffsspitze

Im Herbst, gerade aus St. Gallen zurückgeholt, war er beim 3:0 gegen seinen vormaligen Klub noch der gefeierte Matchwinner mit seinen zwei Toren gewesen. Diesmal zog ihm die gleiche Abwehr den Zahn. Der Elfmeter, den er herausholte, war korrekt, von Hefti aber völlig überflüssig verursacht, weil Ajeti wohl gar nicht an den Ball gekommen wäre.


Luca Zuffi   |  zentraler Mittelfeldspieler

Nach seiner Fussoperation im Dezember gab er in der 61. Minute als Einwechselspieler für Serey Dié sein Wettkampf-Comeback. Sorgte mit sicherem Passspiel für ein klein wenig mehr Struktur im Basler Spiel, den entscheidenden Impuls konnte jedoch auch er nicht mehr setzen.

Samuele Campo  |  rechter Flügelspieler

Für ihn gilt das Gleiche wie für Zuffi – ausser, dass er nach seinem Winterwechsel aus Lausanne die Vorbereitung beim FCB kerngesund mitmachte. Führte sich mit einem satten 30-Meter-Freistoss ein – allerdings in die Arme von Stojanovic.

Dimitri Oberlin  |  Angriffsspitze

«Dimi ist immer Vollgas» – so charakterisiert ihn sein Trainer, der ausserdem daran glaubt, dass der Vollgas-Stürmer mittelfristig auch jenes Element seinem Spiel beifügen wird können, das Not tut: die Ruhe am Ball und in seinen Aktionen. Eingewechselt für Ajeti in der 69. Minute konnte Oberlin in dieser Hinsicht noch keine Fortschritte melden – und auch keine nennenswerten Aktionen im Dickicht der St. Galler Deckung.

Nicht eingesetzt beim FC Basel: Mirko Salvi (Tor), Blas Riveros, Fabian Frei, Kevin Bua.

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