Die Ausgangslage: Eigentlich ein Spitzenspiel
Auch wenn es manchem nicht so vorkommen mag: «Eigentlich», sagt Raphael Wicky, «ist es ein Spitzenspiel.» Weil zum Ende des zweiten Saisonquartals der Super League der Zweitplatzierte den Vierten empfängt. Das «eigentlich» bezieht der Trainer des FC Basel auf die «Achterbahn», wie er sagt, auf der die Ostschweizer unterwegs sind. Zuletzt gab es die Enttäuschung beim Cup-Aus in Bern und eine Heimniederlage, bereits die vierte in dieser Saison, gegen den FCZ.
Beim FC Basel dagegen scheint es nur noch aufwärts zu gehen. Das erste Aufeinandertreffen mit St. Gallen markierte jedoch den Basler Tiefpunkt der ersten Saisonhälfte: Die 1:2-Niederlage in St. Gallen am 20. September war das vierte Spiel in Folge ohne Sieg, womit der FCB auf Platz 4 und damit in für ihn unbekannte Gefilde und Gefühle abrutschte.
Das Krisenszenario wurde drei Tage später mit einem 1:0 gegen den FCZ abgewendet, dann folgte das 5:0 gegen Benfica, und seither ist alles anders.
Die Tabelle nach acht Spielen des zweiten Saison-Quartals:
Auch wenn von dieser Niederlage in St. Gallen (Wicky: «Die ersten 45 Minuten waren sehr, sehr schlecht») ein gewisser Hallo-Wach-Effekt ausging, für den die Basler quasi dankbar sein müssten, so verspüren die Champions-League-Helden doch Lust, sich beim FC St. Gallen zu revanchieren. Der FCB-Trainer thematisiert den 20. September in der Spielvorbereitung nicht mehr: «Das ist weit weg und inzwischen ist viel passiert.»
Vorverkaufsstand am Freitag: 24’000
Die personelle Situation:
Verletzt: Geoffroy Serey Dié, Ricky van Wolfswinkel, Germano Vailati
Gesperrt: keiner
Bei der nächsten gelben Karte gesperrt: Eder Balanta
20 gesunde, ausgenüchterte und -geschlafene Feldspieler begrüsste Raphael Wicky am Freitag zum Training und sagte anschliessend: «Ich hatte nicht das Gefühl, dass jemand eine Pause braucht. Die Champions League hat zwar Energie gekostet, sie gibt aber auch viel Energie.»
Änderungen, die sich anbieten: Blas Riveros für Raoul Petretta im linken Couloir und im Angriffszentrum Albian Ajeti für Dimitri Oberlin. Oder der Trainer belässt es bei der Siegerelf von Lissabon.
Der Gegner
Still und heimlich hat sich der FC St. Gallen in der oberen Tabellenhälfte festgesetzt und kommt als Vierter nach Basel. Glücklich scheint in der Ostschweiz aber kaum jemand darüber. Nach der 1:3-Heimniederlage vergangenes Wochenende fühlte sich das «St. Galler Tagblatt» jedenfalls zu einer grundsätzlichen Betrachtung aufgefordert und sieht das «Kulturgut FC St. Gallen» ernsthaft bedroht:
Vor dem Gang nach Basel appelliert Trainer Giorgio Contini an den Glauben seiner Spieler. Ein Mitschnitt von der Medienkonferenz am Freitag:
«Müssen daran glauben, dass wir auch einen sehr starken Gegner vor Probleme stellen können», so #FCSG-Cheftrainer Giorgio #Contini vor dem #Auswärtsmatch beim @FC_Basel. pic.twitter.com/bVZ0VT19Vu
— FC St.Gallen 1879 (@FCSG_1879) 8. Dezember 2017
Die Statistik: Gern gesehener Gast
Ein einziges Mal seit Erfindung der Super League hat der FC St. Gallen im St.-Jakob-Park gewonnen. Das 2:0 am 14. August 2014 durch Tore von Albert Bunjaku für die damals von Jeff Saibene trainierten Sankt Galler beendete eine Reihe von 16 Basler Siegen und drei Unentschieden gegen die Ostschweizer. Dazu gehört auch die längste Siegesserie: Neun Mal hintereinander gewann der FCB seinerzeit – eine bessere Bilanz gibt es gegen keinen der aktuellen Super-League-Kontrahenten. Und die Rotblauen sind seit der ersten und einzigen Niederlage schon wieder auf gutem Weg: Zuletzt gab es im Joggeli fünf Siege in Folge.
Der (Haupt-) Nebenschauplatz: Die Transfergerüchteküche
Es wird eine unruhige Winterpause werden, darauf richtet man sich beim FC Basel ein. Hier wird am Kader der Zukunft gebaut, dort werden die Begehrlichkeiten anderer Clubs an FCB-Spielern immer lauter.
Zwei Heimholungen zeichnen sich ab: Schon seit Monaten wird Samuele Campo gehandelt, dessen Entwicklung im Trikot von Lausanne-Sport sowohl Sportchef Marco Streller als auch Kaderplaner Remo Gaugler überzeugt. Und nun kommt, wie der «Blick» berichtet hat, eine Rückkehr von Fabian Frei ans Rheinknie offenbar schneller zustande als gedacht.
Nach allem, was zu hören ist, soll Frei, der 2015 vom FCB zu Mainz 05 gewechselt war, zum Trainingsstart am 8. Januar – Freis 29. Geburtstag – zurück in Basel sein. Familiäre Gründe sind das eine – Frei ist im Sommer zum ersten Mal Vater geworden –, sportliche Aspekte das andere: In den letzten zehn Bundesligaspielen bekam Frei von Mainz-Trainer Sandro Schwarz nur 196 von 900 möglichen Einsatzminuten zugestanden. Sechs Mal sass er tatenlos auf der Bank. Das ist zu wenig für einen, der kommenden Sommer bei der WM in Russland dabei sein will.
Auf der Abgabeseite gehören Manuel Akanji und Mohamed Elyounoussi (frischestes Gerücht: Newcastle United) zu den am häufigsten genannten Spielern – einmal abgesehen von Dimitri Oberlin. Doch für den wird der FC Basel bis Ende April erst einmal die Übernahmeoption von RB Salzburg ziehen, ehe an einen Weiterverkauf zu denken ist.
Schon in der Wintertransferperiode bis Ende Januar könnte es im Fall von Manuel Akanji ernst werden. Neben der kolportierten Kaufneigung von Borussia Dortmund soll es dem Vernehmen nach noch potentere Interessenten aus Regionen geben, die keine Landverbindung zum europäischen Festland haben – und dabei handelt es sich weder um Korsika noch Sizilien.
Der Nebenschauplatz II: Omar Gaber ist schon weg
Das Jahr 2018 wird Omar Gaber als Leihspieler beim Los Angeles FC verbringen, das hat der FC Basel unlängst bekannt gegeben. Der ägyptische Nationalspieler und mutmassliche WM-Teilnehmer weilt bereits nicht mehr in Basel. Nach einer Infekterkrankung war klar, dass er für die letzten beiden FCB-Spiele in diesem Jahr keine Rolle mehr spielen werde, so Trainer Raphael Wicky.
Deshalb hat ihm der Club erlaubt, vorzeitig seine Zelte in der Schweiz abzubrechen und seinen Wechsel in die USA vorzubereiten. Die Major League Soccer beginnt im März, und Gabers Club, erst 2014 gegründet und vom ehmaligen ägyptischen Nationaltrainer Bob Bradley trainiert, wird zum ersten Mal am Spielbetrieb teilnehmen.