Zur langen Liste der Abwesenden kommt auch noch Sio hinzu

Fünf Verletzte, zwei Gesperrte und einer ohne Spielberechtigung – beim FC Basel ist die Spielerdecke vor dem Viertelfinal am Donnerstag gegen Valencia ausgedünnt. Die Frage wird sein: Ein System ohne klassischen Stürmer – oder mit der jugendlichen Frische eines Breel Donald Embolo?

Wer fällt als Nächster aus? Die Fehlenden beim FCB (im Uhrzeigersinn von oben links): Ajeti, Suchy, Ivanov, Safari, Sio, Streller, Calla und Voser. (Bild: Grossenbacher/Collage: Mustedanagic)

Fünf Verletzte, zwei Gesperrte und einer ohne Spielberechtigung – beim FC Basel ist die Spielerdecke vor dem Viertelfinal am Donnerstag gegen Valencia ausgedünnt. Die Frage wird sein: Ein System ohne klassischen Stürmer – oder mit der jugendlichen Frische eines Breel Donald Embolo?

Marek Suchy und seine abenteuerliche, übermotivierte Grätsche in die Beine eines Salzburger Spielers an einem Unort, fern von irgendwelchen Gefahrenherden, ist noch in frischer Erinnerung. Die Rote Karte im Achtelfinal-Rückspiel war das Schnellurteil des Schiedsrichters vor 14 Tagen, und die Uefa verhängte zwei Spiele Sperre über Suchy für die rüde Aktion.

Nicht mehr ganz so präsent aus einem der aufwühlendsten Europacup-Spiele der FCB-Geschichte, das schliesslich auch noch in dem Verdikt mündete, dass das Heimspiel gegen Valencia ohne Zuschauer stattfinden muss, ist eine gelbe Karte für Giovanni Sio in der 38. Minute. Es war die dritte für den Ivorer in den beiden Europacup-Wettbewerben, weshalb er am Donnerstag ebenfalls gesperrt sein wird.

Die lange Liste der Abwesenden

Die Personaldecke beim FCB nimmt damit die Form eines Stückes Seidenpapier an: Auf acht Spieler wird Trainer Murat Yakin – Stand Montag – verzichten müssen. Zu den beiden Gesperrten kommt seit dem Wochenende Marco Streller hinzu, der sich für den Monat April mit einem Muskelfaserriss abgemeldet hat.

Daneben figurieren auf der Verletztenliste der Langzeitabwesende Ivan Ivanov, der nach seinem Kreuzbandriss anfangs des Jahres in der Rehabilitation steckt, Arlind Ajeti (Zerrung) sowie Kay Voser und Behrang Safari mit jeweils hartnäckigen Entzündungsgeschichten. Hinzu kommt Davide Callà, der im Europacup keine Spielberechtigung hat.

Es ist eine veritable Ansammlung von Spielern, in der nur noch ein Goalie und zwei Mittelfeldspieler fehlen, um eine kompetitive Elf aufzustellen.

Fehlen noch ein Goalie und zwei Mittelfeldspieler: Mit seinen verletzten und gesperrten Spielern könnte der FCB eine kompetitive Elf aufstellen.

Fehlen noch ein Goalie und zwei Mittelfeldspieler: Mit seinen verletzten und gesperrten Spielern könnte der FCB eine kompetitive Elf aufstellen. (Bild: Florian Raz/Collage)

Es könnte dem FCB-Fan vor allem bange werden angesichts der Schwächung im Angriff. Marco Strellers Ausfall konnte in der Meisterschaft durch das (Tor-)Comeback von Giovanni Sio aus seinem mentalen Tief kompensiert werden. Der Ivorer entschied die Partie in Luzern am Sonntag mit seiner Doublette.

Bangemachen gilt nicht

Aber von Bangemachen will Georg Heitz nichts wissen: «Ich mache mir keine Sorgen. Beim FCB wird ja – wie das der Trainer in Luzern gesagt hat – nicht gejammert», sagt der Sportdirektor. Und: «Was hat für eine Aufregung geherrscht, als Marco Strellers Verletzung bekannt wurde? Alle unsere Spieler haben Qualitäten – sonst wären sie ja nicht bei uns.»

Die Viertelfinals in der Europa League (Donnerstag, 21.05 h)

AZ Alkmaar–Benfica
FC Basel–FC Valencia
Olympique Lyon–Juventus
FC Porto–FC Sevilla

Erstaunlich ist insbesondere, zu welcher Stabilität die Abwehr gefunden hat. In den letzten sechs Spielen, seit dem 0:0 daheim gegen Salzburg, hat der FCB ein einziges Gegentor kassiert – jenes im Rückspiel in Salzburg. Zuletzt hat er dreimal zu Null gespielt (0:0 in Zürich, 1:0 gegen Luzern, 2:0 in Luzern) – das ist der Mannschaft in dieser Saison noch gar nicht geglückt.

Und das mit einer Abwehrreihe, die nichts mehr mit jener zu tun hat, die noch im Herbst Champions League gespielt hat (Voser, Schär, Ivanov, Safari). Sportdirektor Heitz führt das auf die Arbeit des Trainers, dessen Stab und die Qualität der Spieler zurück, die seither in die Bresche sprangen: «Gaston Sauro zum Beispiel, von vielen schon abgeschrieben, zeigt, dass er doch kein so schlechter Innenverteidiger ist. Und hinten dran haben wir einen überragenden Torhüter.»

Die eine Baustelle: die Torhütersuche

Zur Suche nach dem Ersatz für den im Sommer nach Mönchengladbach abwandernden Yann Sommer will sich Heitz nicht konkret äussern, doch scheint der Kandidatenkreis eingeengt zu sein. Zum Anforderungsprofil des Nachfolgers, der in sehr grosse Fussstapfen treten wird, gehört neben des Nachweises von ausgeprägtem Talent auch ein europäischer Pass.

Heitz will «nicht in Abrede stellen», dass die Latte hoch liegt. «Ob wir in zwei oder erst in vier Wochen zu einem Abschluss kommen, hängt von vielen Faktoren ab», sagt der FCB-Sportchef zur Personalie Nummer 1, die erledigt sein will.

Warum nicht mit Embolo gegen Valencia?

Murat Yakin wird sich erst einmal eine Lösung für den Donnerstag ausdenken müssen. In Ermangelung eines bewährten Stossstürmers könnte sich Heitz auch ein System ohne klassischen Stürmer vorstellen.

Eine ganz andere Variante könnte sein, den jungen Breel Donald Embolo ins kalte Wasser zu werfen. Gegen Aarau hat er sich bei seinem Kurzeinsatz und seinem ersten Tor für die Profis zum 5:0-Endstand Ruckzuck in die Herzen der FCB-Fans geschossen. Und in Luzern hatte er einen weiteren, durchaus beeindruckenden 15-minütigen Kurzeinsatz. Und das in der Rolle eines zentralen Mittelfeldspielers.

«Er hat eine Eigenschaft, die auch andere Spieler auszeichnet, die gross herausgekommen sind», sagt Georg Heitz, «er lässt sich durch nichts aus der Ruhe bringen.» Im Winter nahm Murat Yakin den jungen Nachwuchsstürmer, der im U14-Alter von den Old Boys zum FCB stiess, mit ins Trainingslager. Und dort sammelte der gebürtige Kameruner, der auch für die Schweizer U-Nationalauswahlen spielt, Pluspunkte nicht nur durch sein Talent, sondern auch durch seine positive Ausstrahlung.

Den fussballerisch Hochbegabten hatten die Basler Verantwortlichen schon länger im Auge: «Adrian Knup, der für den Nachwuchs zuständig ist, erzählt nicht erst seit gestern von Embolo», sagt Heitz. Eine der vornehmsten Aufgaben wird sein, den bis 2016 mit einem Nachwuchsprofi-Vertrag ausgestatteten Embolo bei der Stange zu halten.

500 bis 600 Personen werden im Stadion sein

Man könnte sich also sehr gut vorstellen, dass Embolo am Donnerstag in der tristen Atmosphäre eines fast leeren Stadions für etwas Munterkeit sorgen könnte. Alles zusammengerechnet – inklusive Balljungen, den Kindern, die die Spieler aufs Feld begleiten, den Gästen der Uefa, Journalisten und Sicherheitspersonal – dürften es zwischen 500 und 600 Menschen sein, die die Partie im St.-Jakob-Park verfolgen dürfen.

«Dass wir ein Spiel ohne Zuschauer bestreiten müssen, finden wir alle traurig», so Heitz, «vor allem ist es für die Mannschaft traurig, für den Trainerstab und natürlich auch für unsere Fans. Aber ich hoffe trotzdem, dass die Mannschaft eine gute Leistung hinbekommt. Auch wenn ein Schweizer Club gegen einen spanischen immer Aussenseiter sein wird.»

Valencia – Priorität Europa League?

In allerbester Verfassung scheint der FC Valencia nicht in Basel aufzuschlagen. Als Neunter der Primera Division sind die internationalen Plätze (ab Rang 7) bereits neun Punkte entfernt. Die 1:3-Heimniederlage gegen Getafe am späten Sonntagabend könnte also darauf hindeuten, dass die Prioritäten der Spanier bei der Europa League liegen.

 

Der Torverteiler – präsentiert von weltfussball.com 
Alles über Fußball oder direkt zur Primera Division (ESP) 


Nächster Artikel