Vier Monate nach seinem ersten Titelgewinn steht der Prattler Schwergewichtsboxer Arnold Gjergjaj erstmals wieder im Ring. Sein Gegner hat bloss wenige Kämpfe vorzuweisen – und trotzdem eine beachtliche Rangierung.
Es war ein rauschendes Fest in der St. Jakobshalle Anfang Oktober. Zwar ging es für Arnold «the cobra» Gjergjaj bloss um einen kleinen Titel; um jenen für Nicht-EU-Bürger, den die Europäische Box Union EBU vergibt. Aber es war immerhin der erste Kampf um einen Gürtel für das Schwergewicht des Boxclub Basel. Die Halle war voll, Gjergjaj siegte standesgemäss durch K.o. – sein Traum von einem richtig grossen Kampf lebte weiter.
Die Geschichte des Prattler Boxers Arnold «the cobra» Gjergjaj haben wir an dieser Stelle ausführlich beschrieben:
Ein Titel soll Arnold Gjergjaj Türen öffnen, die ihm sein Name versperrt
Vier Monate später ist klar: Als Schweizer Profiboxer müssen sich Gjergjaj und sein Trainer und Manager Angelo Gallina weiterhin nach der Decke strecken. Die Party ist vorerst vorüber, es geht für das «Projekt Cobra» zurück ins Tagesgeschäft. Und dieses heisst an diesem Freitag im Grand Casino Basel Zoltan Csala.
Der Ungar gilt als «Mini Tyson», was allerdings weniger mit seinen Kampfkünsten, als viel mehr mit seiner Vorliebe für Gesichts-Tattoos zu tun hat, die er mit dem ehemaligen Schwergewichtsweltmeister Mike Tyson teilt.
Original und Kopie. Oben alt Weltmeister Mike Tyson, unten der Ungar Zoltan Csala.
Es ist der Kampf zweier Titelträger; Gjergjaj trifft als eine Art Nicht-EU-Europameister sogar auf eine Art Weltmeister: Csala ist seit seinem letzten Kampf Internationaler Meister der World Boxing Federation, einer der unbedeutenderen Box-Vereinigungen.
Im Grand Casino Basel aber wird um keinen Gürtel gekämpft, dazu fehlt dem Duo Gjergjaj/Gallina das Geld. Die Verteidigung des EE-EBU-Titels hätte rund 10’000 Franken gekostet, der WBF-Titel rund die Hälfte. «Diese Beiträge investieren wir lieber in unser Gesamtprojekt Weltmeister», erklärt Gallina.
Es geht mit kleinen Schritten weiter
Der Weg dorthin wird weiter mit kleinen Schritten begangen. Zwar ist Csala in der unabhängigen Boxweltrangliste der Boxrec auf Rang 59 geführt und damit bloss neun Plätze hinter Gjergjaj. Doch während der Prattler für diese Rangierung 26 Siege in 26 Kämpfen (20 K.o.) brauchte, reichten dem Ungarn 6 Siege in ebenso vielen Einsätzen (5 K.o.).
Mit ein Grund für den unterschiedlich schnellen Aufstieg: Während Gjergjaj des öfteren durch den Schweizer Boxverband «Swiss Boxing» untersagt wurde, gegen Gegner zu boxen, die 40-jährig und älter waren, sammelte Csala in seinem letzten Kampf gegen einen älteren Kontrahenten massig Punkte. Er durfte gegen seinen 48-jährigen Landsmann Zoltan Petranyi antreten, der dank seiner langen Karriere mit bis damals 51 Siegen in 71 Kämpfen eine immer noch respektable Rangierung aufwies. Entsprechend schnellte Csalas Rangierung nach seinem K.o. in der 3. Runde in die Höhe.
Csala mag Punch haben – aber hat er die Technik, um Gjergjaj gefährlich zu werden?
Das Video des Kampfes gegen Petranyi lässt allerdings den Schluss zu, dass Csala der Kobra vielleicht vom Punch und der Aggressivität her das Wasser reichen mag – ganz sicher aber nicht, was die Box-Technik betrifft.
Alles andere als ein Sieg des 30-jährigen Prattlers wäre eine Überraschung. Schliesslich soll es für Arnold Gjergjaj bis Jahresende unter die Top 20 der Welt reichen. Da darf ein Mini-Tyson nicht im Weg stehen.
Der Kampf zwischen Zoltan Csala und Zoltan Petranyi.