Zwei Trainer, eine Gemütsverfassung

Seit Sonntagabend und dem Gladbacher Sieg über Wolfsburg ist der FC Bayern München Deutscher Meister. Am anderen Ende Tabelle lieferten sich der VfB Stuttgart und der SC Freiburg ein Derby mit einer besonderen Geschichte.

Trainer Huub STEVENS (VfB Stuttgart), Trainer Christian STREICH (SC Freiburg). Deutschland, Stuttgart: Fussball, Bundesliga: VfB Stuttgart vs. SC Freiburg am 25.04.2015, Mercedes-Benz Arena . team manager Huub Stevens VfB Stuttgart team manager Christian Coup SC Freiburg Germany Stuttgart Football Bundesliga VfB Stuttgart vs SC Freiburg at 25 04 2015 Mercedes Benz Arena (Bild: Imago)

Seit Sonntagabend und dem Gladbacher Sieg über Wolfsburg ist der FC Bayern München Deutscher Meister. Am anderen Ende Tabelle lieferten sich der VfB Stuttgart und der SC Freiburg ein Derby mit einer besonderen Geschichte.

Huub Stevens gilt als Kauz, als «Knurrer», der nur selten gute Laune versprüht. Es gibt allerdings auch Menschen, die das für verkürzt halten. Der Mann ist zum Beispiel bei Trainerkollegen wie Christian Streich beliebt und soll gegenüber den Spielern weit einfühlsamer sein als Aussenstehende das annehmen würden.

Ganz sicher aber ist dieser Stevens kein Populist, keiner, der billige Ausreden suchen würde für ein 2:2 nach einer 2:0-Führung. «Das lag nicht am Schiedsrichter», sagte er, als er auf die «Schieber»-Rufe der Stuttgarter Fans angesprochen wurde. «Sowohl der Elfmeter als auch die gelb-rote Karte waren berechtigt. Wir sind selbst schuld.»

Tatsächlich konnte Schiedsrichter Wolfgang Stark nichts dafür, dass der VfB im zum Abstiegsendspiel stilisierten Baden-Württemberg-derby eine hochverdiente Pausenführung noch aus der Hand gab. Kurz hintereinander hatten Daniel Ginczek (24.) und Martin Harnik (27.) die Tore erzielt. Und wer sah, wie hilflos der SC verteidigte, wie halbherzig er nach vorne spielte und wie er sich einer weiteren Klatsche in Stuttgart entgegenzitterte, hätte sich vieles vorstellen können – nur nicht, dass das Spiel noch 2:2 enden würde.

epa04720225 Freiburg's goalkeeper Roman Buerki, of Switzerland, (R) in action during the German Bundesliga soccer match between VfB Stuttgart and SC Freiburg in Stuttgart, Germany, 25 April 2015. ....(EMBARGO CONDITIONS - ATTENTION - Due to the accreditation guidelines, the DFL only permits the publication and utilisation of up to 15 pictures per match on the internet and in online media during the match) EPA/BERND WEISSBROD

Freiburg Schweizer Keeper Roman Bürki versucht im Baden-Württemberg-Derby die Lufthoheit zu wahren. (Bild: Keystone/BERND WEISSBROD)

Doch so kam es. Auch, weil VfB-Verteidiger Adam Hlousek zunächst einen Elfmeter provozierte, den Nils Petersen verwandelte (58.). Und kurz darauf mit Gelb-Rot vom Platz flog (66.). Und weil der VfB über weite Strecken des zweiten Durchgangs so vogelwild verteidigte wie es Freiburg im ersten getan hatte, teilte man sich am Ende zwei Punkte.

Huub Stevens und die Wand

Nach dem Spiel gab es allerdings immerhin einen Augenzeugen, der von sich behaupten durfte, dass er alles geahnt habe: Huub Stevens zeigte sich «fassungslos». «Ich habe sogar in der Halbzeit genau davor gewarnt. Aber ich habe gegen eine Wand geredet.» Was er genau er vorhergesehen hatte, blieb offen. Stevens verweigerte eine genauere Angabe.

Lässig hatte der VfB gegen Ende des ersten Durchgangs Chancen für ein drittes Tor versiebt. Da fehlte die letzte Konsequenz und bei den Ballstafetten die Zielstrebigkeit. Es wirkte, als sei da eine Mannschaft von sich selbst berauscht, die es endlich mal schaffte, ihr Potential auch auf den Platz zu bringen. Denn bei aller notwendigen Einsicht und Selbstgeisselung (Martin Harnik: «haben den Gegner aufgebaut») hatte der VfB ja tatsächlich 45 Minuten lang einen schönen, hochwertigen Fussball gezeigt. Einen Fussball, mit dem man normalerweise nicht in Abstiegsnöte geraten dürfte.

Nils Petersen – Freiburgs Torversicherung

Bis Petersen in der 85. Spielminute mit seinem sechsten Treffer im achten Spiel für Freiburg, das Remis eintütete, durften die VfB-Fans auch hoffen, dass sie wenigstens Freiburg einholen würden. Mit 29 Punkten hätte man einen gehörigen Schub im Abstiegskampf bekommen. Den hat nun der Sportclub, der Stuttgart auf Distanz halten konnte und noch gegen Paderborn, Hannover und den HSV spielt, also drei Teams, die hinter ihm rangieren.



epa04720394 Freiburg's Nils Petersen (C) reacts after scoring the 2-2 equalizer during the German Bundesliga soccer match between VfB Stuttgart and SC Freiburg in Stuttgart, Germany, 25 April 2015. ....(EMBARGO CONDITIONS - ATTENTION - Due to the accreditation guidelines, the DFL only permits the publication and utilisation of up to 15 pictures per match on the internet and in online media during the match) EPA/BERND WEISSBROD

Acht Spiele, sechs Tore: Der in der Winterpause von Bremen ausgeliehene Nils Petersen (Mitte) könnte zu einem entscheidenden Faktor im Freiburger Abstiegskampf werden. (Bild: Keystone/BERND WEISSBROD)

Allerdings in Schlagdistanz. Christian Streich verblüffte, als völlig niedergeschlagen zur Medienkonferenz erschien und die Verantwortung für den schwachen ersten Durchgang übernahm: «Ich habe es offenbar nicht geschafft, der Mannschaft Ruhe und Selbstvertrauen und trotzdem die nötige Aggressivität zu vermitteln.» Er sei «masslos enttäuscht» und müsse nun erstmal «in Klausur gehen», liess er mit tief deprimiertem Blick wissen.

Beim Herausgehen murmelte er noch einen letzten Satz: «Wenn man nur eine gute Halbzeit spielt, steigt man ab.»

Die Bundesliga-Tabelle:

Nächster Artikel