Der Umschlagplatz der Rhenus AG am Westquai ist kaum wiederzuerkennen. Zwar lagern auf den Geleisen der Hafenbahn beim Dreiländereck noch immer Tausende mit Teeröl belastete Eisenbahnschwellen. Doch dort, wo vor wenigen Tagen noch Holzsplitter und Staub einen dicken Teppich bildeten, ist der Boden heute blitzblank gewischt. Die Holzabfälle wurden fein säuberlich in Mulden gefüllt.
Statt dem kleinen, angejahrten Occasions-Gleisbagger, der Öl verlor und den ganzen Boden mit einem schwarzen Film überzogen hat, steht ein neuer, deutlich grösserer Bagger bereit. Die Arbeiter tragen auf ein Mal alle grellorange Schutzhelme und Warnwesten.
Die Rhenus AG hat sich nicht ohne Grund herausgeputzt, am Mittwoch fand auf ihrem Areal eine Kontrolle des Arbeitsinspektorats statt. Auf Anmeldung. Dies sei so üblich, wie der dortige Leiter Michael Mauerhofer sagt. «Mit der Vorinformation wird bezweckt, dass die verantwortlichen Personen vor Ort sind.»
Es blieb also genügend Zeit für Kosmetik. Die beiden Situationen im Direktvergleich:
Als Schönfärberei will Rhenus-Chef Bruno Imhof den herausgeputzten Umschlagplatz nicht verstanden wissen. «Wir haben anlässlich dieser Kontrolle einfach ein wenig Platz geschaffen. Dieser Arbeitsplatz soll ja auch baldmöglichst aufgehoben werden.» Solche Kontrollen fänden regelmässig statt, diese Kontrolle sei jedoch aufgrund der Berichterstattung in der TagesWoche vorgezogen worden, sagt Imhof.
Neben den Arbeitsinspektoren des Kantons seien auch Vertreter der Suva sowie ein Chemiker vor Ort gewesen. «Im Fokus der Kontrolle stand die Sicherheit der Angestellten», sagt Imhof. Der Chemiker habe sich vor allem für den Staub interessiert, den die Arbeit mit den Bahnschwellen verursacht.
Das Holz der Schwellen ist zum Schutz vor Verrottung mit Teeröl, das sogenannte PAK enthält, imprägniert. Diese polyzyklischen aromatischen Kohlenwasserstoffe sind krebserregend und stehen unter anderem im Verdacht, die Fruchtbarkeit zu beeinträchtigen.
«Der Chemiker hat uns gesagt, dass wir im Umgang mit den Schwellen und dem Staub eine gewisse Vorsicht walten lassen sollen», sagt Imhof. Ob der Mann eine Probe genommen hat, um den PAK-Gehalt und damit die Giftigkeit des Staubes zu beurteilen, wisse er nicht.
Doch das ist die entscheidende Frage:
Wie schädlich ist dieser Staub, den die Rhenus-Mitarbeiter und die benachbarten Gewerbler seit Monaten einatmen?
Eine Anfrage beim Arbeitsinspektorat endet wie eigentlich alle Anfragen in dieser Sache: Wir werden weiterverwiesen. Für die Arbeitssicherheit sei die Suva zuständig. Dort spielt Mediensprecher Serkan Isik die Datenschutz-Karte. «Über Kontrollen bei Unternehmen geben wir keine Auskunft.»
So bleibt die wichtigste Frage in dieser Geschichte unbeantwortet. Und langsam kommt der Verdacht auf, dass deren Beantwortung bei den zuständigen Behörden keine Priorität geniesst. Das Amt für Umwelt und Energie (AUE), das der Rhenus die Bewilligung für den Umschlag der belasteten Bahnschwellen ausstellt, hat sich nie um eine Antwort bemüht. Zwar wurde die Einhaltung der Umweltschutzauflagen anlässlich einer Begehung im Mai überprüft, eine Staubprobe wurde aber auch damals nicht genommen, wie AUE-Leiter Matthias Nabholz auf Anfrage schreibt.