Beim Comité geht die Post ab – «aber ohne Pferde», fordern Tierschützer

«D Boscht goot ab», so lautet das Motto der Fasnacht 2018. Passend dazu ziert ein Kuvert die Plakette. Dicke Post geht auch an das Comité: Eine Fasnachtsgesellschaft schert aus und Tierschützer sorgen für Furore.

So sieht sie aus, die offizielle Fasnachts-Plakette 2018.

Eine nationale Institution mit Auswirkung bis in die Basler Innenstadt: Die Post ist das ideale Fasnachts-Motto. Sie habe sich von der Diskussion um die Hauptpost an der Rüdengasse inspirieren lassen, sagt Clelia Zoller, die die Plakette gestaltet hat. Ausserdem stünden der Institution Post grosse Umbrüche bevor, zum Beispiel mit Lieferdrohnen.

«Uns hat die Aktualität des Mottos überzeugt», sagt Fasnachtsobmann Christoph Bürgin. «Die Post ist schliesslich fast täglich im Stadtgespräch und in den Medien.» Mit ihrem Plakettenentwurf habe Clelia Zoller den originellsten Vorschlag eingereicht.

Zoller ist erst die dritte Frau, die die Ausschreibung gewinnt. «Wir können uns das nicht erklären», sagt der Obmann. «Wir wählen anonym, daher ist es ein offener Wettbewerb und der beste Vorschlag gewinnt.» Es müsse daran liegen, dass die Minderheit der Vorschläge aus weiblicher Hand stamme. Bürgin hofft, dass Zollers Sieg mehr Frauen zum Mitmachen motiviert.

Wie es die Tradition gebietet, wurde die Plakette auch in diesem Jahr mit einem Värsli kommentiert. 

Kritik von Fasnächtlern …

Rund um die Vernissage der Plakette muss das Comité dieses Jahr einiges an Kritik einstecken. Am Mittwoch distanzierte sich die Fasnachtsgesellschaft Olympia 1908 mit einem Schreiben von der Fasnachtsverwaltung. Sie boykottiert die offizielle Cortège-Route und finanziert sich mit einer eigenen Plakette. 

Damit protestieren die Olymper gegen die zu strenge Reglementierung der Fasnacht und die von ihnen wahrgenommene Intransparenz. Sie befürchten ausserdem, dass das Comité die Fasnacht zunehmend zur Zuschauerparade verkommen lässt. Diesen Effekt verstärke die Auszeichnung der Fasnacht als Unesco-Weltkulturerbe.

Mit dieser Kritik kann Obmann Bürgin nichts anfangen:

… und Tierschützern

Noch mehr Kritik kommt von Tierschützern, denen der Einsatz von Pferden an der Fasnacht ein Dorn im Auge ist. Sie setzen sich bereits seit der letztjährigen Fasnacht für ihr Anliegen ein. «Es ist nicht richtig, dass Fluchttiere wie Pferde in so lärmigen Veranstaltungen eingesetzt werden», sagt Kampagnenleiter Olivier Bieli. 

Dabei gehe es ihm nicht nur um den Tierschutz, sondern auch um die Sicherheit an der Fasnacht. Am Donnerstag warben die Tierschützer vor dem Volkshaus für ihre Petition.

Christoph Bürgin spricht von einem Interessenskonflikt. Die Tierschützer würden den Verteidigern der Chaisen-Tradition gegenüberstehen. «Wir nehmen die Kritik ernst und beraten uns mit dem Kantonstierarzt und suchen eine Kompromisslösung.» 

Obmann Bürgin schliesst aber aus, dass das Comité künftig auf Pferde verzichtet. «Sie gehören schlicht dazu. In Zürich sind am Sechseläuten gar 450 Pferde im Einsatz.» 

Bieli lässt dieses Argument nicht gelten:

Das Comité und der Kantonstierarzt sind bereit, Massnahmen zu ergreifen. Die will Christoph Bürgin aber erst am 9. Januar 2018 näher erklären. Dann trifft sich das Comité mit den Chaisen-Cliquen zur Beratung.

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