Die grossen Schweizer Städte werden für Familien attraktiver

Was wir längst zu spüren bekommen, ist jetzt statistisch belegt: Es wird immer enger in den städtischen Zentren und der Wohnraum wird knapp. Trotzdem zieht es immer mehr Familien in die Kernstadt.

Am engsten ist es in Genf. Aber in Basel sind die Wege zum nächsten Lebensmittelgeschäft fast so kurz. (Bild: SDA)

Dies zeigt eine Erhebung des Bundesamts für Statistik (BFS). Allein in den vergangenen fünf Jahren hat die Bevölkerungsdichte in acht grossen Städten der Schweiz um über 5 Prozent zugenommen. Fast jede zehnte Wohnung gilt dort heute im Urteil von Experten als überbelegt, wird also von mehr als einer Person pro Zimmer bewohnt.

Das geht aus der Publikation «Wohnen in den Städten: Ein Vergleich der Kernstädte und ihrer Agglomerationsgürtel» hervor, die das BFS am Dienstag veröffentlicht hat. Untersucht wurden die Wohnbedingungen in Basel, Bern, Genf, Lausanne, Luzern, Lugano, St. Gallen und Zürich.

Von diesen Städten mit jeweils über 50’000 Einwohnern weisen Genf mit 18 Prozent sowie Bern und Lausanne mit je 11 Prozent die höchsten Überbelegungsraten aus. Die hohe Anziehungskraft der Städte zeigt sich auch im tiefen Leerwohnungsbestand. Besonders wenige Leerwohnungen gibt es in Zürich, Lausanne, Basel, Bern und Genf mit weniger als 0,5 Prozent.

45 Prozent Einpersonenhaushalte

Am meisten Menschen teilen sich in Genf und Basel den knappen Raum. In Genf sind es 12’400 Einwohner pro Quadratkilometer, in Basel 7100. In Zürich liegt die Bevölkerungsdichte mit 4500 Personen pro Quadratkilometer knapp über dem Durchschnitt der acht grossen Städte (4400), in St. Gallen mit 1900 Einwohnern deutlich darunter.

Mit zunehmender Distanz zur Kernstadt nimmt die Einwohnerdichte ab, der Anteil der Einfamilienhäuser an den Wohneinheiten hingegen zu. In den Agglomerationsgürteln der acht Städte ist der Anteil dieses Gebäudetyps mit 25 Prozent viermal höher als in den Kernstädten.

Kennzeichnend für die Kernstadt ist der hohe Anteil von Singles an der Bevölkerung. In den acht grossen Städten umfassen die Einpersonenhaushalte fast die Hälfte (45 Prozent) aller Haushalte. In den Agglomerationsgürteln liegt der entsprechende Wert deutlich tiefer, nämlich bei 32 Prozent.

Familien machen mit 19 Prozent aller Haushalte zwar weniger als in den Agglomerationen (26 Prozent) aus. Anders als in den übrigen Gebieten hat ihr Anteil in den acht Kernstädten seit 1990 aber leicht zugenommen. Das grösste Plus verzeichneten Zürich mit 3,4 sowie Bern und Lugano mit je 1,7 Prozentpunkten.

Basler haben kurze Wege

Schweizweit hat der Familienanteil am Total der Haushalte im gleichen Zeitraum von 28 auf knapp 24 Prozent abgenommen. In Gebieten ohne städtischen Einfluss betrug der Rückgang sogar 10 Prozentpunkte.

Neben dem grossen Angebot an Arbeitsplätzen und kulturellen Angeboten prägt auch die gute Erreichbarkeit von Dienstleistungen die Attraktivität der Kernstadt. So finden sich dort Bushaltestellen und Lebensmittelläden fast immer weniger als 500 Meter, meist sogar weniger als 400 Meter vom Wohnort entfernt.

Die kürzesten Wege haben die Bewohner Basels und Genfs. Geht ein St. Galler zum Beispiel im Schnitt über 400 Meter zum nächsten Lebensmittelgeschäft, sind es für einen Genfer lediglich 156 Meter und für einen Basler 229 Meter.

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