Die Kälte kommt, was machen die Obdachlosen?

Trotz Kältewelle schlafen viele Obdachlose im Freien. Soziale Einrichtungen richten zusätzliche Notschlafplätze an, diese dürften aber kaum belegt werden.

Wer nicht draussen schlafen will, bekommt in Basel Hilfe. Sogenannte Rough Sleepers wählen aber die Kälte.

Nächste Woche soll das Thermometer auf minus zehn Grad fallen. Für Obdachlose, die unter freiem Himmel übernachten, bedeutet das Lebensgefahr. Trotzdem riskieren es einige und bleiben unter dem freien Himmel. Die sogenannten Rough Sleepers – die harten Schläfer.

«Wir schätzen, dass in Basel etwa 40 Personen bei jeder Temperatur draussen schlafen», sagt Michel Steiner, Gassenarbeiter beim Schwarzen Peter. Das sind rund zehn Prozent aller gemeldeten Obdachlosen. «Es gibt aber eine Dunkelziffer von Wanderarbeitern, die kaum abzuschätzen ist.» Diese Männer, meist aus Osteuropa, wandern auf der Suche nach Arbeit durch den Schengenraum und haben oft kein Geld für ein Dach über dem Kopf.

Sorgen um die Obdachlosen macht sich Steiner nicht. Sie wüssten, wo sie um Hilfe bitten können. «Ausserdem haben wir schon bei Wintereinbruch Material gegen die Kälte verteilt. Die meisten sind ausgerüstet», sagt Michel Steiner. Bei Notfällen seien sich die Obdachlosen selbst die erste Anlaufstelle. «Die Menschen auf der Strasse geben aufeinander acht und helfen sich gegenseitig.»

Wer einen Schlafplatz möchte, wird in Basel fündig. Aktuell gibt es in der Stadt 38 freie Notschlafplätze. Das melden die sozialen Einrichtungen und die Sozialhilfe, die sich gegenseitig über ihren Belegungsstand informieren. Rund 30 freie Betten bietet aktuell die Sozialhilfe in ihrer Notschlafstelle an.

«Viele helfen sich selber»

Hinzu kommen fünf weitere Plätze, welche die Heilsarmee in ihren Räumlichkeiten im Gundeli wegen der Kältewelle einrichtet. Sollten auch die nicht reichen, könnte sie spontan noch weitere Schlafplätze einrichten.

Dass dieser Fall eintrifft, bezweifelt Markus Muntwiler, Leiter der Heilsarmee Gundeli: «Wir rechnen mit einem bis zwei zusätzlichen Gästen. Trotzdem möchten wir für einen Run vorbereitet sein.» Auch er kennt Rough Sleepers, die sich nicht zu einem warmen Schlafplatz überreden lassen.

Nicht alle Obdachlosen sind auf Notschlafstellen angewiesen. «Viele helfen sich selber und dürfen bei Bekannten übernachten», sagt der Leiter der Sozialhilfe Ruedi Illes. Trotzdem sei auch die Sozialhilfe für einen Ansturm gewappnet. Im ärgsten Fall kann sie noch mal zwölf Matratzen im Aufenthaltsraum anbieten, sollte es nächste Woche auch den härtesten Obdachlosen zu kalt werden.

Soziale Institutionen wie der Schwarze Peter, die Gassenküche und Soup&Chill nehmen gute Schlafsäcke, warme Kleidung und weiteres Outdoormaterial als Spenden entgegen. 

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