Gefährlich getunte E-Bikes flitzen durch Basel und die Polizei guckt hinterher

E-Bike-Fahrer können ihr Gefährt problemlos schneller machen als erlaubt. Die Basler Polizei hat das Problem noch nicht erkannt.

Wäre der getunte Motor eines E-Bikes derart auffällig, würde es wohl auch die Polizei bemerken.

Nicht alle E-Bikes auf Basler Strassen fahren so schnell, wie sie dürften. Manche, die eigentlich für 25 km/h zugelassen sind, fahren tatsächlich 40. Andere Stromervelos mit einem gelben Nummernschild, die bis zu 45 km/h fahren dürfen, fahren in Wirklichkeit 60 oder 70. Tuning machts möglich.

Wie einfach es ist, sein Elektrovelo zu frisieren, zeigt ein Blick ins Internet. Dort findet man Tuning-Sets für E-Bikes, die durch den Hersteller eingebauten Geschwindigkeitsbegrenzungen ohne Weiteres aufheben können. Damit lässt sich das Velo bis zu doppelt so schnell machen. Ein Online-Händler verkauft in der Schweiz auch elektronische Räder, die laut Insidern auf eine Geschwindigkeit von über 80 km/h kommen.

Keine einzige Busse in Basel

Solche Räder sind auch auf Basler Strassen unterwegs, sagt ein lokaler Velohändler, der anonym bleiben will. Ein anderer erklärt, wie er spezielle Speedkits für Kunden einbaut, die die E-Bike-Fahrer dann während der Fahrt ein- und ausschalten können. Eigentlich machen sich diese Fahrer strafbar, wenn sie ohne gelbes Nummernschild über 25 km/h fahren. Aber es sei für die Polizei fast nicht nachzuweisen, dass ein Fahrer sein Speedkit während der Fahrt eingeschaltet hatte, sagt der Velohändler.

Für die Polizei Basel-Stadt sind getunte E-Bikes derzeit kein Thema. Man habe in dieser Hinsicht noch «keine Auffälligkeiten festgestellt», erklärt der Sprecher vom Justiz- und Sicherheitsdepartement, Martin Schütz.

Falls ein Verdacht aufkomme, würde das Rad technisch geprüft und es drohe eine Verzeigung. In Basel-Stadt sei das bisher aber noch nicht vorgekommen, so Schütz. Die Polizei habe in Basel-Stadt auch noch nie eine Busse an E-Bike-Lenker wegen zu schnellen Fahrens ausgestellt.

Kontrollen im Baselbiet?

In Deutschland sucht die Polizei hingegen Wege, die überschnellen E-Bike-Fahrer auszubremsen. Sie hat erkannt, welche Gefahr von diesen Gefährten ausgeht. Die Kontrollen erweisen sich aber als schwierig, weil die technische Manipulation am Motor kaum sichtbar ist.

Im Baselbiet ist die Polizei bereits weiter als in Basel-Stadt, weiss ein E-Bike-Händler aus der Region. Er habe schon gesehen, wie die Polizei dort mobile Kontrollen durchführt. Das verdächtige E-Bike werde auf einer Rolle auf seine Maximalgeschwindigkeit getestet. 

Die Baselbieter Polizei kann die Kontrolle weder bestätigen noch dementieren. Polizeisprecher Adrian Gaugler sagt, die Kantonspolizei mache «keine aktiven Kontrollen» bei E-Bike-Fahrern – es sei denn, ein Elektrovelo würde auffällig.

In der Stadt Zürich wird die Polizei im Rahmen von regulären Verkehrskontrollen aktiv, wobei etwa ein bis zwei zu schnelle E-Bikes pro Monat ins Netz gehen. Die Bussen der Polizei würden schnell einige Hundert Franken kosten, schreibt der «Tages-Anzeiger» unter Berufung auf die Polizei.

Wer tunt, ist nicht versichert

Fahren mit getunten E-Bikes ist unter anderem deshalb gefährlich, weil die Räder nicht für höhere Geschwindigkeiten konzipiert sind. Die Gabel, Bremsen und Pneus würden die höheren Geschwindigkeiten nicht mitmachen, sagt ein weiterer Velohändler aus Basel. Der Lenker riskiert deshalb einen Unfall.

Aber nicht nur das: Macht der Lenker mit getuntem Motor einen Unfall, ist er im Schadensfall nicht versichert, weil er illegal unterwegs war. Davor warnen Versicherungen bereits seit Längerem.

Vielen Fahrern sei das egal, sagt der Velohändler, der selber Speedkits einbaut. «Geschwindigkeit macht süchtig. Wer ein neues E-Bike mit 25 km/h Begrenzung fährt, dem ist das nach kurzer Zeit zu langsam. Er kommt zu uns und sagt: Ich will mehr.»

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