Hat das Kleinbasel ein Legionellen-Problem?

Legionellen in der Dusche oder im Schwimmbecken können schwere Krankheiten verursachen. Ein Leser fragt, ob es im Kleinbasel derzeit eine Häufung solcher Fälle gibt.

Legionellen im Wasser sind erst dann gefährlich, wenn sie über den feinen Nebel der Wassertröpfchen eingeatmet werden. (Bild: Imago)

«Stimmt es, dass es in der Umgebung von Roche im Kleinbasel zu einer ungewöhnlichen Häufung von Lungenentzündungen, verursacht durch Legionellen, gekommen ist?»

Die Frage, die uns ein Leser zuschickte, machte uns hellhörig. In Genf sprach der Kantonsarzt kürzlich von einer Legionellen-Epidemie. Die Zahl der Erkrankungen in der Schweiz steigt kontinuierlich seit einigen Jahren.

Gibt es auch in Basel eine Epidemie? Sind Basler durch ihr Leitungswasser gefährdet? Und gibt es womöglich einen Zusammenhang zur hiesigen Pharmaindustrie? Nein, nein und nein, lauten die kurzen Antworten darauf. Doch im Laufe unserer Recherche ergaben sich trotzdem erstaunliche Erkenntnisse zum Thema Legionellen.

Wir meldeten uns beim Leser, der die Frage gestellt hatte, wie er denn darauf gekommen sei. Er verwies uns an seine Mutter, die aufgrund von Legionellen erkrankt war.

«Ich bin fast daran gestorben», erzählt die Mutter am Telefon. Als sie ins Unispital eingeliefert wurde, habe man ihren Fall gleich dem Kantonsarzt gemeldet. Das ist üblich, wenn ein Patient an einer Legionellose – also einer Krankheit verursacht durch Legionellen – erkrankt.

Kantonslabor nimmt Proben

Legionellen im Wasser sind nicht per se gefährlich. Sie können aber in der Dusche oder zum Beispiel auch im Whirlpool über die Luft eingeatmet werden. Dann besteht die Gefahr einer sogenannten Legionärskrankheit, die wie eine schwere Lungenentzündung verläuft.

Wo die Mutter des Lesers in Kontakt mit Legionellen kam, weiss sie nicht. Jedenfalls hat das Kantonslabor bei ihr zu Hause Proben genommen, um zu untersuchen, ob Legionellen im Leitungswasser zu finden sind. Über den Befund weiss die Frau noch nichts.

Die Wasserproben könnten zeigen, ob in bestimmten Gegenden eine höhere Konzentration von Legionellen im Leitungswasser auftritt und vielleicht mit dem dortigen Wasser oder den Leitungen etwas nicht stimmt.

Mehr Fälle als in Vorjahren

Jedes Jahr würden in Basel-Stadt zwischen fünf und 15 Fälle von Legionellose gemeldet, sagt der stellvertretende Kantonsarzt Simon Fuchs. Allein von Mai bis Juli 2017 wurden jedoch bereits 16 Fälle gemeldet – 10 davon im Kleinbasel, wo auch die Mutter unseres Lesers wohnt.

Bei diesen Fällen gebe es «keinen Hinweis auf eine gemeinsame Quelle der Erkrankung», erklärt Fuchs. Er geht deshalb von Einzelfällen aus, die nicht direkt zusammenhängen. Die Abklärungen seien aber weiterhin im Gange.

Dieses Jahr gibt es also leicht mehr Erkrankungen durch Legionellen in Basel als in den Vorjahren. Das kann Zufall sein. Denn laut Fuchs würden die Zahlen von Jahr zu Jahr «stark schwanken». Am Leitungswasser scheint es jedenfalls nicht zu liegen.

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