Künftiges Stadtquartier Klybeck plus: Auf einen grossen Schritt folgt die Kritik

Die Testplanung für die Zukunft des Industrieareals Klybeck als neues Stadtquartier ist abgeschlossen. Nun geht es vom Elfenbeinturm der Ideensammlung runter in die bürokratischen Gefilde der konkreten Arealplanung. Gesprächsbedarf gibt es aber weiterhin. 

Das Industrieareal soll als Stadtquartier neu erblühen. (Bild: BASF)

Seit einem Jahr läuft die Testplanung für die Umwandlung des Industrieareals Klybeck von BASF und Novartis zum neuen Stadtquartier. Es geht um neues Leben auf 300’000 Quadratmetern Fläche, die sich heute wie ein mächtiger Riegel zwischen die Stadtquartiere Matthäus und Klybeck schiebt. Nur noch ein Streifen am Rheinufer soll weiterhin von der Pharmaindustrie, namentlich von Novartis, weiter genutzt werden.

Vier renommierte Architektur- und Planerbüros entwickelten Ideen für die Zukunft des Quartiers. Diese wurden in einen Mitwirkungsprozess eingebracht, bei dem weitere Ideen eingebracht werden konnten. Die Testplanung floss in eine «Synthesenplanung», die nun ihren Abschluss fand. Die Resultate wurden an einer – vorerst – letzten Beteiligungsveranstaltung vorgestellt.

In einer Medienmitteilung gibt das Bau- und Verkehrsdepartement, das zusammen mit den Arealbesitzern Novartis und BASF die Federführung bei der Planung hat, die Resultate bekannt.

Noch ist nicht klar, ob alte Industriebauten (hier der markante Produktionsbau 90 K) weiter genutzt werden können.
  • Der Klybeckplatz (heute die Kreuzung Klybeck-/Gärtner-/Mauerstrasse) soll zum Zentrum und Knotenpunkt des Quartiers werden: mit Läden, öffentlichen Einrichtungen und einer S-Bahnstation (sofern die Herzstück-Planung erfolgreich verläuft).
  • An diesem Ort sollen «attraktive Ost-West-Verbindungen zwischen Wiese und Rhein» geschaffen werden. Unter anderem auch mit einer neuen Tramverbindung.
  • Die Rhein- und Wieseuferpromenaden sollen aufgewertet werden.
  • Die heutigen Industrieareale der BASF und Novartis sollen künftig geöffnet werden (auch zu den auch künftig von Novartis genutzten Büro- und Forschungsgebäuden).
  • Zur Grün- und Freiraumversorgung sollen Stadt- und Quartierplätze «mit hoher Aufenthaltsqualität» gestaltet, zudem «quartiernahe» Frei- und Kulturrräume im ganzen Planungsperimeter verteilt werden.
  • Es ist ein Wohnanteil von mindestens 50 Prozent geplant, dabei soll der Anteil günstiger Wohnungsbau im Minimum 15 Prozent betragen.

Jetzt folgt ein Stadtteil-Richtplan

Jetzt wird es konkreter: Die Ideen sollen laut Mitteilung der Regierung «Lösungsansätze für die nun anstehenden Arbeiten für einen übergreifenden Stadtteil-Richtplan» bieten. Als nächstes sollen «vertiefte Studien» folgen. Dies insbesondere zum Klybeckplatz als zentralem Knotenpunkt mit Verkehr- und Freiraumachse und mit Anschlüssen an Rhein und Wiese. «Vertieft untersucht» werden sollen auch die Verteilung der Nutzungen sowie die Anforderungen an Wirtschaftsflächen und den Bedarf an neuem Schulraum.

Wie es mit der erwünschten Erhaltung von bestehenden Industriebauten weitergehen soll, ist offen. «Die Schutzfähigkeit der auch im Interesse der Identitätsbildung erhaltenswerten Gebäude muss ebenfalls abgeklärt werden», heisst es in der Medienmitteilung. Konkret bedeutet dies, dass im Moment nicht klar ist, ob Bauten, die als erhaltenswert befunden werden, mit einem verhältnismässigen Aufwand auch von Altlasten befreit werden können. Es bestehe die Idee, in dazu geeigneten Gebäuden «Initialnutzungen» zu ermöglichen.

Grundsätzlich wollen die Planer das «bisher offene und proaktive Beteiligungsverfahren» weiterführen. Wie das genau ablaufen wird, sei noch offen und hänge vom Verlauf der weiteren Planungsarbeiten ab, schreibt die Regierung.

Dass es nach wie vor Bedarf an Mitsprache gibt, ist gewiss. In ersten Reaktionen zeigt sich, dass die Erkenntnisse der verantwortlichen Planer nicht nur gut ankommen. So bemängelt der Dachverband der Wohngenossenschaften Nordwestschweiz, dass nur 15 Prozent des Wohnanteils für «günstigen Wohnungsbau» vorgesehen ist. «Um eine gute soziale Durchmischung auf dem Areal zu schaffen, muss mindestens 50 Prozent der Nutzungsfläche nach dem Prinzip der Kostenmiete, also ohne Gewinnabsichten, langfristig der Spekulation entzogen werden», fordern die Wohngenossenschaften in einer Medienmitteilung.

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