Stellen Sie sich vor: Es ist Mittwoch, fünf Uhr. Der Arbeitstag ging pünktlich zu Ende. Und Sie haben die Zeit und Energie, etwas Sport zu treiben. Dass Schwimmen viele gesundheitliche Vorteile hat, haben Sie schon oft gehört. Also beschliessen Sie, ins Hallen- oder Freibad zu gehen. Doch, kaum sind Sie angekommen, ist jede Bahn besetzt. Von Vereinen. Von Schulklassen. Von Freizeitsportlern. Das Becken ist förmlich am Überschwappen – so viele Leute sind im Wasser. Die Lust aufs Schwimmen vergeht. Ihr einziger Gedanke: «Nächstes Mal gehts ins Fitnessstudio.»
Dieses Szenario ist in Basel-Stadt Alltag.
Laut den Betroffenen müssen seriöse Bahnenzieher schon seit Längerem damit leben, dass es ausgerechnet in der Stadt des Rheinschwimmens keine anständige Möglichkeit gibt, den Sport auszuüben. «Das Rialto ist und bleibt – neben der provisorischen Ballonhalle beim Freibad Eglisee – bis auf Weiteres das einzige Hallenbad in der Umgebung», sagt ein Freizeitschwimmer auf Anfrage der TagesWoche, der namentlich nicht erwähnt werden möchte.
«Vier Kurzbahnen müssen reichen, das ergibt 1/50’000stel Bahn pro Einwohner. Und jetzt – während den Frühlings- und Sommermonaten – haben wir nur das Joggeli», sagt er. «Hier reichen die Schwimmbahnen, die den Freizeitschwimmern zur Verfügung stehen, von hinten bis vorn nicht.»
Wie kommt das?
Die Fläche des Kantons Basel-Stadt ist begrenzt
«Die Fläche des Kantons Basel-Stadt ist begrenzt, das ist die Realität», sagt Simon Thiriet, Mediensprecher des Erziehungsdepartements. «Das bedeutet für Schulraum, Eis-, Wasser- und Rasenflächen immer dasselbe: Es ist eng und wir müssen uns überall dort für unsere Anliegen einsetzen, wo neuer Raum entsteht.» Aktuell sei das der Fall bei der Neuplanung des Klybeck-Areals, wo sich das Sportamt früh eingebracht hat und nun versucht, ein Schwimmbecken zu realisieren. Grundsätzlich bestimme aber der Grosse Rat über das Budget, welche Leistungen erbracht werden können bzw. müssen.
Eine gesetzlich festgelegte Pflicht für eine bestimmte Anzahl Schwimmbahnen für die Öffentlichkeit gebe es nicht. Doch mit den drei Gartenbädern St. Jakob, Bachgraben, Eglisee/Frauenbad und dem Rhein stünden Freizeitschwimmern einige Möglichkeiten zur Verfügung. «Selbstverständlich ist es unser Anliegen, möglichst vielen Schwimmfans – seien sie in einem Verein organisiert oder Privatpersonen – Schwimmbahnen anzubieten», sagt Thiriet. Dafür arbeitet das Sportamt eng mit dem Schwimmverband zusammen.
Keine ausreichende Lösung
Wenn sich jemand beschwert, dass es nicht genug Platz gibt, höre das Erziehungsdepartement der Person zu, erkläre ihr die Situation (Basel-Stadt hat als dicht besiedelter Kanton eine begrenzte Anzahl an Sportanlagen zur Verfügung) und versuche, eine Lösung zu finden.
«Werktags stellen wir ab sechs Uhr abends das Sportbecken im Joggeli dem Schwimmverband zur Verfügung, wovon alle Vereine profitieren», sagt Thiriet. Aber: «Im Lehrschwimmbecken des Gartenbads stehen am Montag und am Dienstag jeweils zwei Bahnen und am Dienstag und am Donnerstag jeweils vier Bahnen zur Verfügung. Zudem steht im Familienbad des Joggelis das 50-Meter-Schwimmbecken zur Verfügung.»
Ob das eine ausreichende Lösung ist?
Nicht wirklich.
Die Hallen- und Freibäder werden überrannt. Die Menschen, die nach der Arbeit gerne Längen schwimmen würden, haben nicht genügend Platz zum Trainieren. Und das ruiniert den Spass am Sport. «Wenn so viele Leute auf einer Bahn schwimmen, bestimmt die Mehrheit was und wie geschwommen wird», sagt der Freizeitschwimmer. «Meistens entspricht das nicht den Erwartungen derjenigen, die ein ernsthaftes Training absolvieren wollen. Dazu gehöre ich: Da kann ich gleich in meiner Badewanne planschen gehen.»