Das einzige Reformhaus im Gundeli war einmal. Ende März musste die Drogerie Vitalis mit breiten Bio-Angebot für immer schliessen. Wer die Hintergründe erfahren will, stösst auf Schweigen.
Ein Brief an der Ladenfront deutet an, was hinter der Konkursanmeldung stecken könnte. Vitalis-Inhaberin Monica Lüthi schreibt an ihre Kunden, sie sei «wütend, weil es eine für alle Parteien tragbare Folgelösung gegeben hätte».
Was Lüthi damit genau meint, präzisiert sie später in der «Gundeldinger Zeitung»: Die Lösung sei an der «nichtverhandlungswilligen, millionenschweren Eigentümerschaft gescheitert».
Konkurs wegen Zahlungsrückstand?
Auf mehrere E-Mail-Anfragen reagiert Lüthi nicht. Schliesslich teilt sie mit, sie wolle sich nicht mehr dazu äussern. Aber was oder wen meint sie mit «nichtverhandlungswilliger, millionenschwerer Eigentümerschaft»? Ein Quartierbewohner, der mit ihr Kontakt hatte, sagt, die Drogerie habe für das Ladenlokal eine verhältnismässig hohe Miete bezahlt und sei deshalb in Zahlungsverzug geraten.
Die Fundamenta Real Estate AG aus Zug, der die Liegenschaft an der Güterstrasse gehört, sieht das etwas anders. Der Chef der Immobilienfirma Daniel Kuster schreibt, man habe «unter anderem in einem persönlichen Treffen versucht, mit dem Mieter eine Lösung zu finden. Leider liess sich keine Einigung erzielen.» Die Kündigung sei auch nicht aufgrund einer Mieterhöhung erfolgt.
Einigen Quartierbewohnern ist das egal. Für sie ist klar, wer Schuld hat an der Schliessung. Neben Lüthis Brief kleben sie Zettel an die Ladentüre. Auf einem steht: «Eine börsenkotierte, anonyme Zuger Immobilienfirma nimmt dem Quartier den sympathischen und kompetent geführten Laden. Ein Esslokal (von denen haben wir ja noch zu wenige) oder ein Kleidergeschäft mit Billigwaren bringt wohl mehr.» Die unverschämt hohen Mieten würden dem Quartier schaden. Auf einem anderen Zettel steht: «Wir sind: stinksauer! Die Kunden.»
Auch beim Neutralen Quartierverein Gundeldingen ist die Schliessung Thema. Der Präsident Fausi Marti sagt, er habe «eine ganze Reihe an Reaktionen gekriegt». Einige Kunden waren enttäuscht, andere traurig. «Sie empfinden die Schliessung als grossen Verlust.»
Fürs Demeterbrot nach Weil am Rhein
Dass nicht nur der Mietzins zur Schliessung führte, tönt im Brief von Lüthi an. Wie alle Detailhändler in Grenznähe habe man «in den letzten Jahren an Frequenz und Umsatz verloren», schreibt sie an ihre Kunden.
Einige nehmen die Kritik am Konsumverhalten ernst. Eine Kundin, die einen handgeschriebenen Brief an der Ladentür hinterlässt, schreibt: «Vitalis soll es nicht mehr geben? Ist das wirklich wahr? Hätte ich als Kundin mehr tun können?»
Wer im Gundeli künftig Demeterbrot und spezielle Bio-Produkte sucht, wird dies nicht mehr finden. Dafür muss man jetzt ins St. Johann – oder eben über die nahe Grenze.