«Recherchieren Sie doch einmal, was so in der St. Jakobshalle abgeht», schreibt ein Leser*. Die sei nun ja mehrere Monate geschlossen, wegen des Umbaus.
Und während dieser Zeit gebe es keine einzige Veranstaltung weit und breit. Da könne es doch nicht sein, dass «das ganze Personal, das dort fest angestellt ist», genug zu tun habe? Der Leser ist sicher: Das geht nie und nimmer auf. Und überhaupt: Es darf nicht sein, dass man «den Steuerzahler so viel Geld kostet». Für nichts.
Fragen
Eine Nachfrage beim Leser ergibt nicht viel mehr. Ausser der felsenfesten Überzeugung, dass in der St. Jakobshalle etwas nicht stimmen könne. Beispiel aus der Antwort des Lesers: «Man kann natürlich schon sagen, wir haben dies und das zu tun, aber … was macht z.B. ein Verantwortlicher für das Catering, wenn keine Veranstaltungen sind?»
Ein Blick auf den Veranstaltungskalender der St. Jakobshalle zeigt: Die Event-Pause ist dieses Jahr tatsächlich sehr lang. Fanden in den vergangenen Jahren – auch während des Umbaus – jeweils rund sechs Wochen keine Events statt, sind es diesmal über sechs Monate. Die letzte Show fand am 13. April 2018 statt. Als nächstes stehen die Swiss Indoors auf dem Programm – ab 20. Oktober 2018.
Ein halbes Jahr lang ohne Veranstaltungen. Wir fragen beim zuständigen Erziehungsdepartement nach. Die TagesWoche will wissen, wie viele Festangestellte es bei den betreffenden Teams in der St. Jakobshalle (SJH) gibt. Ob der Verdacht zutreffe, dass einige Angestellte während der Event-Pause ebenfalls etwas mehr Pause hätten als sonst. Respektive was diese Angestellten während der eventfreien Zeit tun. Was das Personal kostet. Was der Geschäftsleiter, Thomas Kastl – im Mandat – den Steuerzahler kostet.
Antworten
Die Medienstelle des Erziehungsdepartements (ED) findet keinen Gefallen an den Fragen der TagesWoche. Die Fragen zeugten von «Respektlosigkeit» gegenüber den Mitarbeitern des ED, findet Sprecher Simon Thiriet.
Man sei bei Projektbeginn von eher «ruhigen Sommerzeiten» ausgegangen, doch «zeigte sich im Projektverlauf sehr schnell, dass der Parallelbetrieb für das gesamte Team der SJH einen erheblichen Mehraufwand verursacht», antwortet Thiriet. Eine Renovation von diesem Ausmass stelle «sowohl für das Team der SJH als auch für alle Baubeteiligten eine Herausforderung dar, welche bei der Planung allseits stark unterschätzt worden ist», sagt er.
Doch laufe der Sportbetrieb – inklusive Schwimmhalle – auch diesen Sommer in reduziertem Ausmass weiter. Und Thiriet betont: «Auch während der Sommermonate läuft zudem die Akquisition neuer Events auf Hochtouren weiter.» Dies etwa mit Offertstellungen, Vertragsverhandlungen, Vertragsabschlüssen, Eventplanungen und dergleichen mehr.
Aktuell verfügt die SJH über 17,6 Vollzeitstellen, die dem Geschäftsführer unterstellt sind. Derzeit seien allerdings nicht alle Stellen besetzt: «Mit der Wiederbesetzung vakanter Stellen wird bis zur Neueröffnung der Halle im Herbst 2018 zugewartet», so Thiriet.
Die Vermutung, dass etwas «nicht stimmen könne», weist der ED-Sprecher von sich: Da alle Mitarbeitenden nach einem Jahresarbeitszeitmodell arbeiteten, würde die im Winter geleistete Mehrarbeit stets während der ruhigeren Sommermonate kompensiert. «Niemand macht also auf Kosten des Steuerzahlers mehr Ferien, als ihr oder ihm zustehen», sagt Simon Thiriet.
Unbeantwortetes
Es handle sich bei den Mitarbeitenden des SJH-Teams teils um «langjährige Kantonsangestellte mit festem Anstellungsverhältnis». Simon Thiriet: «Der Kanton kann und will diese Mitarbeitenden nicht wegen der laufenden Hallensanierung einfach vorübergehend freistellen oder ihnen gar kündigen.»
Wie viel die Angestellten die Steuerzahler konkret kosten – und wie viel der Geschäftsführer auf Mandatsbasis verdient –, diese Fragen beantwortet Thiriet nicht.
Der ED-Sprecher deutet gar an, es gebe derzeit eher mehr zu tun als sonst. Simon Thiriet: «Der Parallelbetrieb mit den Bau- und Eventphasen dauert inzwischen bereits drei Jahre und bedeutet für sämtliche Beteiligten eine grosse Zusatzbelastung.»
*Name der Redaktion bekannt