«Diese Praxis ist ein Witz»: Warum für Ausländer eine Trauung am Wochenende meist ins Wasser fällt

Nur wer sehr gut Deutsch kann, bekommt für die Heirat auf dem Basler Standesamt einen Termin am Freitag oder Samstag. 

Eine Marktlücke fürs geplante Ozeanium: Wer beim Standesamt auf dem Trockenen sitzt, sagt eben unter Wasser Ja. (Bild: John Phillips/UK Press)

Als M.H.* beim Standesamt einen Termin für seine Trauung buchen wollte, wurde er herb enttäuscht. M.H. ist Schweizer, seine Frau besitzt aber den griechischen Pass und ihre Deutschkenntnisse sind schlecht. An einem Freitag oder Samstag sei deshalb nichts möglich, sagte ihm der Sachbearbeiter. Grund: Dann seien keine Übersetzer verfügbar.

So wie M.H. und seiner Braut ergeht es wohl vielen Paaren, die an der Rittergasse heiraten wollen und nicht beide Schweizer sind. Bei Paaren, die nicht gut Deutsch können, werden Termine an den beliebten Tagen Ende Woche vom Standesamt von vornherein ausgeschlossen. Das zeigt auch eine verdeckte Anfrage der TagesWoche.

Die Mitarbeiterin sagt am Telefon, ein Termin am Freitag oder Samstag sei unter keinen Umständen möglich, wenn die zukünftige Ehefrau nicht sehr gut Deutsch spreche. Auch dann nicht, wenn das Paar selbst einen Dolmetscher mitbringe.

Termine nach Willkür

«Diese Praxis ist ein Witz», findet M.H. Sie diene nur dazu, einige Paare auszusortieren und Schweizer Paaren den Vorrang für die Wochenendtermine zu lassen. Termine am Freitag und Samstag sind nicht nur besonders beliebt, sondern auch darum beschränkt verfügbar, weil das Standesamt nur an zwei bis drei Freitagen und einem Samstag pro Monat für Trauungen öffnet.

Das Standesamt erklärt seine Praxis damit, dass Trauungen mit einem Dolmetscher einen «spürbaren Mehraufwand» verursachten. Warum das an einem Freitag ein Problem ist, an einem Montag oder Dienstag aber nicht, kann Mediensprecher Toprak Yerguz vom zuständigen Justiz- und Sicherheitsdepartement nicht sagen.

Die Zusatzkosten für den Dolmetscher tragen ohnehin die Paare. Yerguz erklärt: «An Tagen, an denen mehrere Trauungen stattfinden, verursacht dieser Mehraufwand jedoch schnell Verspätungen. Diese gehen zulasten der nachfolgenden Brautpaare.» Das habe das Basler Standesamt dazu bewogen, keine Trauungen mit Dolmetscher an Freitagen und Samstagen zu machen.

In Arlesheim kein Problem

In anderen Kantonen gibt es keine derartigen Restriktionen. Auf dem Standesamt in Arlesheim im Nachbarkanton Basel-Landschaft sind Trauungen an Samstagen genauso begehrt wie in Basel. Sie werden zwar nur an Kantonseinwohner vergeben – aber ein «Nein» für Ausländer mit schlechten Deutschkenntnissen gibt es nicht. Die Paare müssen den Dolmetscher einfach selbst aufbieten und bezahlen.

Yerguz betont, dass in Basel-Stadt «ausländische Staatsangehörige mit genügend Deutschkenntnissen» an allen möglichen Tagen heiraten könnten. Die Regelung trifft somit nicht alle Ausländer, aber mehrheitlich Ausländer.

Es trifft fast alle Ausländer

Klar ist: Es dürfte alle Ausländer ausser vielleicht österreichische und deutsche Staatsangehörige betreffen. Denn wenn das Standesamt unsicher ist, ob beide künftigen Eheleute über genügend Deutschkenntnisse verfügen, vergibt es die Trautermine erst nach dem Vorbereitungstermin, bei dem die Sprachkenntnisse geprüft werden. Und nach diesem Vorbereitungsgespräch sind die beliebten Termine auf absehbare Frist bereits alle vergeben.

M.H. liess sich also an einem Mittwoch trauen, das Fest fand dann am darauffolgenden Samstag statt. «Wir haben uns damit arrangiert. Aber es wäre schon toll gewesen, wenn die Trauung und das Fest am selben Tag stattgefunden hätten.»

* Name der Redaktion bekannt.

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