Trolleybusse sind wieder in

Der Trolleybus hat in vielen Schweizer Städten Tradition. In Basel verkehren seit bald zehn Jahren keine solchen Vehikel mehr. Doch womöglich wird sich das wieder ändern.

Dieser alte Trolleybus aus Basel kam nach seiner Ausmusterung nach Rumänien. (Bild: Steve Morgan/Wikimedia Commons)

«Da schau! Ein Trolleybus!» War ich damals fünf- oder achtjährig? Ich erinnere mich nicht. Geblieben sind nur diese Worte meines Vaters und die anschliessende Erklärung, was diese Busse besonders macht. In Basel begeistern Väter ihre Buben höchstens noch mit: «Schau, ein Dieselbus!» Die Trolleybusse sind verschwunden. Warum eigentlich?

In Lausanne, Bern und Zürich fahren munter Trolleybusse. Warum nicht in Basel?

Das fragen sich die Tageswoche-Leser diese Woche.

Am 31. Juli 1941 fuhren die ersten beiden Trolleybusse zwischen dem Claraplatz und dem Friedhof Hörnli. Strombetriebene Busse waren nicht etwa der letzte Schrei der Technik, sondern eine Notlösung. Der Zweite Weltkrieg hatte Treibstoff rar gemacht, die Basler Strassenbahnen mussten daher auf andere Antriebe umsatteln.

Fast genau 67 Jahre später fuhr der letzte Basler Trolleybus ins BVB-Depot. Dem Ende der elektrisch betriebenen Busse ging eine rege politische Debatte voran. Mit der Initiative «Ja zum Trolleybus» versuchten Befürworter den Bus gegen Regierung und BVB zu verteidigen. Für sie hatte der Strom-Antrieb viele Vorteile. Unter anderem, dass der Trolleybus leiser als die Gas- oder Dieselbusse und das Tram ist. Gleichzeitig fahren Trolleybusse emissionsfrei und verbrauchen an Haltestellen beinahe keinen Strom.

Die Initiative wurde an der Urne abgelehnt. In Basel fuhren fortan nur noch Busse mit den beiden anderen Antriebsarten, Gas und Diesel. Genau, wie es der Gegenvorschlag der Regierung wollte. Sie argumentierte, dass drei verschiedene Antriebsarten nicht wirtschaftlich seien. Schon nur, weil es drei unterschiedliche Infrastrukturen brauche: Diesel- und Gastankstellen und eine Oberleitung. Mit den umweltfreundlicheren Gasbussen waren die ökologischen Ziele in den Augen der Regierung erfüllt.

Der Neoplan-Trolleybus der BVB hatte den Spitznamen «Bodesuuri».

Trolleybus statt Tram

Warum aber wurde der Trolleybus in Basel abgeschafft und in anderen Städten erhalten? Über den Werdegang der Trolleybusse und die politischen Debatten an den zahlreichen Einsatzorten liesse sich wohl eine Dissertation schreiben. In den steilen Strassen von Lausanne beispielsweise hat die höhere Anfahrkraft des Elektro-Antriebs grosse Vorteile. So fädeln sich die Busse schneller in den Verkehr ein.

In anderen mittelgrossen Städten wie Winterthur oder Luzern wiederum ersetzen die Trolleybusse ein Tramnetz. Die Busse der Verkehrsbetriebe Luzern (VBL) erinnern äusserlich an Trams. Das sei bewusst so gewählt, sagt Beat Nater, der Stellvertretende VBL-Geschäftsführer. «Der Trolleybus ist das Rückgrat unseres Liniennetzes. 55 Prozent der Passagiere transportieren wir mit Trolleybussen durch das Zentrum.» Mit einem Fassungsvermögen von 230 Passagieren können sie deutlich mehr Gäste transportieren als Dieselbusse. Diese bedienen die weniger frequentierte Luzerner Peripherie.

Luzern denkt nicht daran, die Trolleybusse abzuschaffen. Naters sieht in ihnen gar die Zukunft. «Die elektrisch betriebene Mobilität wird immer wichtiger.» Bei grossen Buskompositionen reicht die Kraft der heutigen Batterien noch nicht. Eine zusätzliche Energiequelle bleibt nötig. «Damit sind die Trolleybusse wieder im Trend. Über partielle Fahrleitungsteile können
Trolleybusse ihre Batterieladung laufend ergänzen», so Nater. So würden einige wenige Streckenabschnitte mit Fahrleitungen reichen, um die Busbatterie aufzuladen.

Steigt Basel doch wieder um?

Bis 2020 hat Basel die Gelegenheit, wieder auf den Trolleybus aufzuspringen. Dann müssen die BVB ihre 38 Gasbusse ausmustern und neue beschaffen. Die BVB werde sich voraussichtlich nächstes Jahr für die eine Antriebstechnologie entscheiden, sagt BVB-Sprecher Benjamin Schmid. «Zu berücksichtigen gilt es dabei insbesondere die hohen Anforderungen des BVB-Liniennetzes.» Die Busse müssen lange Strecken mit vielen Steigungen und vielen Passagieren aushalten.

Dass in zwei Jahren in Basel wieder Elektrobusse verkehren, sei durchaus möglich, so Schmid. «Auch weitere, bisher noch weniger bekannte Technologien werden geprüft.» Die BVB arbeite dabei mit anderen Verkehrsbetrieben zusammen. Es könnte aber auch sein, dass auch die Gasbusse bleiben.

BastA!-Grossrat Beat Leuthardt ist das zu vage. Er will mit einem Vorstoss für  E-Busse kämpfen. «Wessels als Eigner der BVB soll endlich von veralteten Dieseltechnologien Abstand nehmen und den Trolleybus beziehungsweise E-Busse wiedereinführen», fordert er. Dafür müsste Basel die entfernten Fahrleitungen nicht zwingend wieder aufhängen. Die E-Busse, die mit modernen Elektro-Batterien betrieben werden, könnten sich laut Leuthardt auch anders aufladen. Zum Beispiel über Kontakte an Haltestellen.

Vielleicht werden auch Basler Väter bald wieder zum Nachwuchs sagen: «Da schau, ein Trolleybus.»

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