Die einzigen Nachteulen auf denkmal.org finden sich im Logo der beliebten Basler Ausgehplattform. Fotos bunter Partyvögel sucht man hingegen vergebens. Stattdessen ein ausgesprochen nüchtern gehaltenes Angebot an Ausgehmöglichkeiten: Ort, Anlass, zwei, drei Schlagworte zum Stil, fertig.
Das kommt an. An Wochenenden lockt das Portal locker 3200 Ausgehfreudige auf seine Seite, rund 30’000 informieren sich dort im Laufe eines Monats, was in Basel musikalisch läuft.
Von solchen Besucherzahlen träumt mancher Veranstalter oder Anzeiger. Der digitale Veranstaltungskalender der «Programm Zeitung» zum Beispiel weist nur ein Drittel davon aus, und dies, obschon dort das kulturelle Spektrum wesentlich weiter gefasst ist und auch redaktionell mehr geboten wird.
Kommerzfrei bleiben
Viel mehr lokale Vergleiche gibt es kaum. Die regionalen Medien, welche diese Agenden traditionellerweise führten, haben das Angebot in den letzten Jahren redimensioniert, ausgelagert oder – wie auch die TagesWoche – ganz eingestellt. Der Aufwand lohnt sich finanziell nicht.
Auch nicht bei Denkmal.org. Das kleine Team betreibt die Plattform ehrenamtlich, seit 13 Jahren. Nun droht auch hier ein Trümmerhaufen. «Der Unterbau der Website ist veraltet», erklärt Nicolas Schmutz, der sie bald zehn Jahre inhaltlich betreut. «Die Website zickt immer mehr, irgendwann wird sie gar nicht mehr funktionieren.»
Gründer Reto Kaiser, der das Framework einst programmiert hat, lebt mittlerweile in Zürich und geht neuen Projekten nach. Die anderen drei vom Team können die technischen Probleme nicht alleine lösen. Oder es mangelt an Zeit – wie dem frischgebackenen Vater Christophe Schwyzer.
Darum suchte das Viererteam schon Ende 2017 eine Nachfolgelösung. Sie bemühten sich um Kooperationen mit Zeitungen, sprachen mit Kaufinteressenten. Aber anders als viele andere Internet-Start-ups beschlossen sie am Ende, ihr Baby nicht zu Geld zu machen.
«Die Website soll weiterhin frei von Werbung sein», sagt Schmutz. Man wolle eine kuratierte Auswahl an musikalischen Veranstaltungen bieten, «wo kommerzielle Anlässe und Subkultur den gleichen Stellenwert haben». Und Schwyzer ergänzt: «Die Idee war, etwas für die musikinteressierte Szene zu machen, zum Nutzen der Partygänger oder Konzertbesucher und weniger mit Fokus auf die Werbeinteressen der Veranstalter.»
So ehrenhaft die Absichten der Denkmal-Macher auch sein mögen: Der technische Aufbau der Website veraltet rasant. Für das externe Programmieren eines neuen Website-Fundaments braucht es eine einmalige Investition von 20’000 Franken. Wie das Budget errechnet wurde, kann man auf denkmalmit.org lesen, der neuen Website, mit der sich die Denkmal-Crew direkt an die Nutzerinnen und Nutzer wenden.
Basels Nachtvögel sollen sich finaziell für den Weiterflug der Eule engagieren. Um alle zu erreichen, streut die Denkmal-Crew ihr Anliegen nicht nur im Netz, sondern verteilt auch im Ausgang ganz «old-school» analoge Papier-Flyer.
Auf die Szene-Solidarität ist Verlass
Eine Crowdfunding-Aktion auf einer der gängigen Plattformen haben die Denkmal-Macher nicht gestartet. Sie wollen den Aufwand fürs Fundraising schlank und so frei von Schnickschnack wie möglich halten, ganz nach ihrer Website-Philosophie also. Ausserdem soll die neue Website darauf sensibilisieren, dass in der Nachtkultur eben nicht alles gratis ist und selbst eine simple Infoplattform kostet.
Ein schwieriges Unterfangen. «Darum hoffen wir, den grossen Infrastrukturbrocken auch mit Stiftungsgeldern decken zu können», sagt Schmutz. Ein Teilbetrag wurde von der Jugendkulturpauschale Basel-Stadt bereits zugesichert, weitere Anfragen sind noch offen. «Mit kleinen Spenden ab 5 Franken hoffen wir dann, laufendende Material- und Supportkosten decken zu können», so Schwyzer.
Die Szene-Solidarität ist inzwischen angelaufen. Ein paar Clubs und Gönner haben schon gespendet, dazu zählt der neu gegründete Verein Denkmal mit bereits 60 Passivmitgliedern, die jährlich 25 Franken zahlen.
Schmutz und Schwyzer sind dementsprechend frohen Mutes, dass Denkmal bis im Sommer auf einem neuen technischen Fundament stehen wird. Doch damit die Zukunft von Basels nichtkommerzieller Ausgehplattform nicht nur technisch gesichert ist, braucht es noch ein paar Nachwuchs-Nachtschwärmer, die sich ehrenamtlich beteiligen und die Eule füttern wollen. Den Elan und Idealismus wird die jetzige Crew kaum weitere 13 Jahre weiterziehen.