Kaum aus den Ferien zurück, landen die Passagiere am EuroAirport Basel schnell wieder auf dem Boden der Realität. Nicht nur sorgen die langen Wartezeiten bei der Passkontrolle regelmässig für genervte Gesicher, auch die Buslinie 50, die den Flughafen mit dem Bahnhof SBB verbindet, wird als Ärgernis empfunden.
«Derzeit lassen viele Passagiere ihren Frust bei uns aus, weil sie sich über die Buslinie 50 aufregen», sagt Lorenz Amiet. Er präsidiert die IG EuroAirport, die 200 Mitglieder zählt und gegenüber Fluggesellschaften, Flughafen und Behörden die Anliegen der Passagiere aus der Region vertritt.
Die Reklamationen, die aktuell bei der Interessengemeinschaft eingehen, betreffen die letzte Betriebsstunde der Buslinie 50. Nach Mitternacht fährt der 50er-Bus nämlich nur noch zweimal ab dem EuroAirport – um 0.02 Uhr und um 0.35 Uhr.
«Keine gute Visitenkarte»
Dies führe nicht nur während den Ferienzeiten immer wieder zu Problemen, sagt Amiet. «Da in der letzten Betriebsstunde noch viele Flieger landen, stauen sich gegen Mitternacht Hunderte von Passagieren an der Bushaltestelle.»
Durch die vielen Verspätungen, die der EuroAirport momentan verzeichne, werde das Problem zusätzlich verschärft: «Nicht selten kommt es vor, dass bis zu 500 Passagiere sehr lange auf den Bus warten müssen oder gar nicht erst mitfahren können, weil der Bus so überfüllt ist. Sie müssen dann ein teures Taxi nehmen.» Ein unzumutbarer Zustand, findet Amiet: «Die Touristen erhalten so einen ersten schlechten Eindruck von Basel. Das ist keine gute Visitenkarte für Basel.»
Für die IG EuroAirport ist deshalb klar: Es braucht mehr Busse am EuroAirport zwischen Mitternacht und ein Uhr. Mit der Unterstützung von LDP-Grossrat André Auderset, der eine Interpellation eingereicht hat, will die Interessengemeinschaft nun von der Basler Regierung wissen, ob die BVB den Kurs der Buslinie 50 nach Mitternacht ausbauen könnten.
Ob dieses Anliegen im Interesse des Kantons und der BVB ist, ist unklar. Auf die Fragen der TagesWoche möchten derzeit weder BVB noch der Kanton näher eingehen, weil sie der Interpellationsantwort von Auderset nicht vorgreifen wollen.
Nicole Stocker, Sprecherin des Bau- und Verkehrsdepartements, meint aber: «Die BVB und der Kanton haben die Entwicklungen auf der Buslinie 50 sehr genau im Auge und stehen auch in regelmässigem Austausch mit dem EuroAirport. In den vergangenen Jahren haben wir das Angebot kontinuierlich ausgebaut und konnten die Situation so optimieren.»
EuroAirport relativiert
Vivienne Gaskell, Sprecherin des EuroAirports, bestätigt, dass es am Flughafen in letzter Zeit vermehrt zu Verspätungen gekommmen ist. Sie spricht von einem «herausfordernden Sommer». Gaskell sagt: «In den ersten sieben Monaten dieses Jahres hatten wir im Durchschnitt drei Landungen pro Tag zwischen 23 und 24 Uhr. Davon waren gut zwei verspätet – also 70 Prozent.» Vergangenes Jahr seien es noch 58 Prozent gewesen.
Die Verspätungen seien inbesondere auf «externe Faktoren» zurückzuführen, die ausserhalb der Kontrolle des EuroAirports lägen. Gaskell meint damit Faktoren wie die Überlastung im europäischen Luftraum, Streiks, Gewitter, Mangel an Fluglotsen in anderen Kontrollzentren. «An einzelnen Tagen ist es auch zu mehr Verspätungen gekommen. Allerdings ist die Zahl von 500 wartenden Passagieren am EuroAirport übertrieben.»
Auch sagt Gaskel, dass es in Bezug auf das Busangebot nach Mitternacht gar nicht so viele Reklamationen gebe. Die seien an einer Hand abzuzählen. «Wenn, dann beklagen sich die Passagiere, dass es nicht genug Taxis gibt», so Gaskell. Dennoch würde der EuroAirport einen Ausbau des Busangebots nach Mitternacht grundsätzlich begrüssen.
Das Problem scheint die Reisenden allerdings noch nicht wirklich zu stören. Bei Basel Tourismus beschweren sich laut dessen Direktor Daniel Egloff die Touristen zwar regelmässig über den EuroAirport – allerdings wegen langen Wartezeiten beim Check-in, bei der Passkontrolle oder am Gepäckband. Leidiges Warten auf den Bus zu später Stunde scheint dagegen kein Thema zu sein: «Bezüglich Buslinie 50 ist es momentan ruhig», so Egloff.