Umgestaltung St.-Alban-Anlage: Wieder erhitzen Parkplätze die Gemüter

Die Basler Regierung will die Verkehrssicherheit und den Tramverkehr in der St.-Alban-Anlage verbessern. Bürgerliche Grossräte sperren sich dagegen, weil dafür Parkplätze verschwinden müssten.

Ginge es nach den bürgerlichen Grossräten, müsste unter anderem dieser stolze Baum bei der Tramhaltestelle St.-Alban-Tor gefällt werden.

Es gehört mittlerweile fast zur Gewohnheit, dass die Meinungen in der Umwelt-, Verkehrs- und Energiekommission des Grossen Rats (UVEK) massiv auseinanderdriften, wenn es um Verkehrsfragen geht. So auch im aktuellen Fall beim Anliegen des Regierungsrats, die Verkehrssicherheit in der St.-Alban-Anlage zwischen Hard- und Gellertstrasse zu erhöhen und die Dreier-Tramhaltestelle St.-Alban-Tor umzugestalten.

Im entsprechenden Kommissionsbericht steht also einmal mehr ein Mehrheits- einem Minderheitsantrag gegenüber. Streitpunkte sind Parkplätze und die freie Fahrt für den Autoverkehr.

Die Verkehrssituation bei der Kreuzung Zürcher-, Gellert- und Sevogelstrasse muss unbestrittenermassen verbessert werden.

Unbestritten ist lediglich, dass die Verkehrssituation bei der Einmündung der St.-Alban-Anlage in die Zürcher-, Gellert- und Sevogelstrasse ein unsicheres «Flickwerk» ist. Und dass die Haltekanten der Tramhaltestelle behindertengerecht erhöht werden müssen. Zähneknirschend nehmen die bürgerlichen Kommissionsmitglieder überdies zur Kenntnis, dass die Hälfte der 18 Parkplätze an der St.-Alban-Anlage nicht zu retten ist. Sonst aber stossen die vorgeschlagenen Massnahmen rund um die neu zu gestaltende Tramhaltestelle auf harsche Opposition.

Tramtrassee vom Autoverkehr befreien

Die Regierung möchte nämlich das Tramtrassee so gut wie möglich vom Autoverkehr befreien. Dies in erster Linie in der Fahrtrichtung stadtauswärts, was eben die Aufhebung der Parkplätze vor den Geschäftshäusern gegenüber der Grünanlage bedingen würde. Auch der Velostreifen muss dort verbreitert werden. Die Tramhaltestelle auf dieser Strassenseite würde wie heute eine Insel bleiben.

Anders in der Fahrtrichtung stadteinwärts. Dort ist neu eine Kaphaltestelle geplant (bei einer Kaphaltestelle dient der Trottoirrand als Einsteigekante). Um den Velofahrern dort den schmalen Weg entlang der hohen Trottoirkante zu ersparen, ist ein sogenannter Bypass, also eine Umfahrung übers Trottoir eingeplant.

Diese Haltestellenlösung hat nun aber zur Folge, dass der stadteinwärts fahrende Autoverkehr bei einfahrenden Trams gestoppt werden müsste. Zur Stosszeit zwischen 7.30 und 8.30 Uhr morgens könnte sich eine Warteschlange von maximal 45 Metern bilden. Dafür kann das Tram seine Fahrzeit auf der kurzen Strecke zwischen St.-Alban-Tor und Hardstrasse während Zeiten mit viel Verkehr spürbar verkürzen.

Für die Umgestaltungsarbeiten beantragt die Regierung einen Kredit von 11,3 Millionen Franken.

In die Grünanlage hineinbauen

Die Kommissionsmehrheit mit den grünen und linken Grossräten stellt sich hinter diese Massnahmen. Nicht so die bürgerliche Minderheit. Sie stört sich, wie erwähnt, an der Aufhebung der Parkplätze. Das ist insofern erstaunlich, weil wegen des Neubaus des Kunstmuseum-Parkings im Umkreis von 500 Metern sowieso etliche Parkplätze auf Allmend gestrichen werden müssen. Die bürgerliche Kommissionsminderheit würde aber stattdessen bei der Einmündung der St.-Alban-Vorstadt in die St.-Alban-Anlage lieber einen Verzicht auf ein separates Tramtrassee in Kauf nehmen.

Auf der anderen Strassenseite bei der Grünanlage stört sich die Minderheit daran, dass die Autos stadteinwärts die Haltestelle durchfahren müssen. Hier sollte ihrer Ansicht nach die separate Autospur bestehen bleiben. Weil hierfür aber viel Platz nötig ist, müsste das Trottoir in die grüne St.-Alban-Tor-Anlage hinein verschoben werden. Das würde einen drei Meter breiten Grünstreifen kosten und die Fällung von voraussichtlich fünf Bäumen nach sich ziehen. Dazu müssten neue Stützmauern für den Park gebaut werden.

Für die Kommissionsmehrheit kommt ein Eingriff in die St.-Alban-Anlage «nicht infrage». Die Grünanlage habe einen historischen Wert – der Baumbestand stamme zu einem grossen Teil aus der Zeit, als noch der Hofgärtner des Bayrischen Hofs in Basel tätig gewesen sei. Die Fällung der Bäume würde bei der Anwohnerschaft überdies «mit Sicherheit» auf grossen Widerstand stossen, schreibt sie im Kommissionsbericht.

Grundsatzdiskussion um Parkplätze programmiert

Ausserdem könnte unter dem Strich auch der Autoverkehr nicht gross profitieren, müsste er doch gerade zu Spitzenzeiten den Trampassagieren, die auf dem Weg zur Haltestelleninsel die Strasse überqueren, den Vortritt gewähren.

Die Komissionsmehrheit vereint acht, die Minderheit, die eine Rückweisung des Geschäfts beantragt, sieben Stimmen. Die Mehrheitsverhältnisse im Grossen Rat präsentieren sich ähnlich gespalten. Es zeichnet sich also eine heftige Grundsatzdiskussion über Parkplätze und den Autoverkehr ab.

Nächster Artikel