Wie viele Regierungsräte braucht es für ein neues Strassenschild?

Die Basler Strassenschilder erhalten historische Kurzerläuterungen. Aber nicht ganz alle. 

De Wette bekommt eine Hintergrunderklärung. (Bild: Hans-Jörg Walter)

Wie viele Regierungsräte sind nötig, um ein Strassenschild auszuwechseln?

Drei sind es. So zumindest beim ersten der insgesamt 975 Strassenschilder in der Stadt, das am Montag in einem halboffiziellen Akt mediengerecht ausgewechselt wurde. 

Neu sollen die Namen auf den Schildern in kurzen Worten erklärt werden. Das erste betroffene Schild, das der De Wette-Strasse beim gleichnamigen Schulhaus, erhält nun den kleingedruckten Hinweis: «Wilhelm Martin Leberecht De Wette (1780–1849), Theologe an der Universität Basel».

Nicht alles ist erklärbar

Schön zu wissen. Interessanter waren die weitergehenden Ausführungen zur Person De Wette, die der Historiker André Salvisberg am Neubeschilderungsanlass vortrug: So kam De Wette als politischer Flüchtling nach Basel. Dann machte er Karriere an der Uni, die ihn fünfmal zum Rektor wählte. Aber mehr als die Lebensdaten und der Beruf haben auch im Kleingedruckten nicht Platz.

Dies dürfte den Verantwortlichen auch bei vielen weiteren Strassenschildern Kopfzerbrechen bereitet haben. Dies, und dass sich nicht jeder Strassenname in abschliessender Deutlichkeit erklären lässt. So musste man sich bei der Freien Strasse damit begnügen, dass es sich hier «vermutlich» um eine «Bezeichnung für eine öffentliche Strasse» handelte. Eine Erklärung, die wohl eher verwirrt als aufklärt, wenn man nicht weiss, dass der Münsterhügel einst Privatgebiet des Basler Bischofs war (was auf dem Schild aber aus Platzgründen fehlt).

Bei 50 Strassenschildern wird auf eine Erklärung verzichtet. Bei der Amselstrasse zum Beispiel oder der Herbstgasse – Namen, die sich von selber erklären. Für die Spitalstrasse indes, wo sich bekanntlich nicht nur die Redaktion der TagesWoche befindet, gibt es eine Erklärung: «Ab 1842 von der Hebelstrasse aus entstandener Spitalkomplex», heisst es da etwas schwülstig. Und bereits offenbart sich ein Fehler: 1842 hiess die Hebelstrasse noch «Neue Vorstadt», wie auf dem historischen «Loeffelplan» aus dem Jahr 1862 ersichtlich wird.

Drei Regierungsräte und der Chef der Nomenklaturkommission, Paul Haffner, passten noch knapp hinters Schild.

Als Erstes werden die Verantwortlichen nun die Achse vom Bahnhof SBB über die Elisabethenstrasse und die Freie Strasse über den Rhein bis zum Claraplatz neu beschildern. Dreissig neue Tafeln werden nötig sein, 5000 Franken muss der Kanton dafür springen lassen. Die restliche Umbeschilderung wird dann in loser Folge über die kommenden Jahre verteilt werden. Alles in allem werden die neuen Schilder rund 100’000 Franken kosten.

Aber warum jetzt drei Regierungsräte?

Nun noch einmal zurück zur Eingangsfrage beziehungsweise zur Kurzerläuterung, warum gleich drei Regierungsräte anwesend waren:

Sicherheitsdirektor Baschi Dürr war da, weil er für die Namensgebung der Strassen zuständig ist. Baudirektor Hans-Peter Wessels, weil seine Leute die Schilder bestellen und aufhängen müssen. Beide waren sie da, weil sie sich gerne mit positiv besetzten Themen in der Öffentlichkeit präsentieren.

Was aber ist mit dem dritten Mann? Gesundheitsdirektor Lukas Engelberger war es. Er kann sich mit den Lorbeeren schmücken, das Ganze im Jahr 2008 als Grossrat mit einem Vorstoss in Gang gebracht zu haben. Eine eigene Strasse wird er dafür aber nicht erhalten. Zumindest noch nicht. Denn auf die Basler Schilder kommen nur Persönlichkeiten, die nicht mehr unter uns weilen.

Und zum Schluss hier noch ein Bonmot aus Baschi Dürrs Munde: Man habe darauf verzichtet, den St. Alban-Berg mit der Erläuterung «österreichischer Komponist der Zweiten Wiener Schule» zu versehen. Wäre allerdings höchst originell gewesen. So wird man sich hier dereinst wie bei all den St.-Alban-Bezeichnungen mit dem Verweis auf das gleichnamige Kloster begnügen müssen.

Wer selber herausfinden möchte, warum welche Strasse welchen Namen trägt, kann das auch in der wohligen Wärme der heimischen Stube tun.

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