1832 starb der Basler Polizeidirektor Johannes Wieland: Es war das Ende jenes Mannes, der zusehen musste, wie sich die beiden Basel blutig trennten. 1898 kam er dann zu spätem Ruhm, als der Platz am nordwestlichen Ende des Schützenmattparks nach ihm benannt wurde.
Heute ist der Wielandplatz nicht mehr wirklich rühmlich. 5900 Quadratmeter zugeteerte Fläche, mit einer unübersichtlichen Verkehrsführung und abgefahrenem Strassenbelag. Nicht mehr wirklich eines Mannes würdig, der unter Louis XVIII in die französische Ehrenlegion aufgenommen worden war.
Auch der Kanton hat längst erkannt, dass der Wielandplatz einer gröberen Überholung bedarf. Die Kanalisation muss saniert werden, die Elektroleitungen, die Trottoirbeläge und auch einige Bäume haben ihre Lebensdauer erreicht. Dabei soll der Platz ein Facelifting erhalten: eine klarere Strassenführung mit Tempo 30, mehr Grünflächen und eine behindertengerechte Bushaltestelle.
Das alles ist nicht neu: Im September 2011 wurden die Anwohner erstmals über die geplante Umgestaltung informiert. Passiert ist bis heute: nichts.
Das liegt nicht nur am Kanton oder nur an den Anwohnern. Es ist eine Verstrickung mehrerer Umstände, die zum Stillstand am Wielandplatz führte. Da wäre die finanzielle Lage des Kantons, aufgrund derer man entschied, das Projekt zu redimensionieren. Da wären einige Anwohner, die trotz eines verspäteten Mitwirkungsverfahrens nicht zufrieden waren und eine Petition gegen das Vorhaben einreichten. Und da ist der politische Prozess, der bei jedem Projekt zur Geduld zwingt.
Die Bagger kommen frühestens 2021
Auch der Wielandplatz muss sich in Geduld üben: Bis er in neuem Glanz erstrahlt, werden über zehn Jahre ins Land gezogen sein seit dem Start der ersten Informationsveranstaltung. «Erfahrungsgemäss dauert es rund zwei bis zweieinhalb Jahre nach Grossratsbeschluss bis zum Baubeginn», erklärt Marc Keller, Mediensprecher des Baudepartements.
Denn nach dem Parlamentsbeschluss stehen das konkrete Bauprojekt, das Baubewilligungsverfahren mit allfälligen Einsprachen und die Ausschreibung für die Bauarbeiten an. Läuft alles nach Plan, können die Bagger Anfang 2021 auffahren und sollen Ende 2022 fertig sein.
«Die Information über die Umgestaltung des Wielandplatzes hatte einen suboptimalen Start», sagt auch Angelina Koch vom Stadtteilsekretariat Basel-West. Zwar seien die Anwohner informiert worden, allerdings über ein fixfertiges Projekt. «Das hat viel Unwillen geschürt», sagt sie. Aber: «Durch eine Begleitgruppe mit Quartiervertretern wurde das Projekt durch verschiedene Nutzende diskutiert, auch die Petenten waren Teil davon.» Es hat denn auch einige Veränderungen im Projekt gegeben. Unter anderem wurden keine Parkplätze abgebaut und trotz Tempo 30 wird es noch zwei Fussgängerstreifen über den Platz geben.
Das Projekt, das am Ende realisiert werden soll (und noch durch zwei Gremien muss), wird typisch schweizerisch sein: ein Kompromiss. Man wird für mehr Grünflächen sorgen, Rücksicht nehmen auf Kinder und Alte und auch auf den Individualverkehr mitsamt Parkplätzen. Es wird aber keine radikale Veränderung geben, kein Restaurant oder eine autofreie Zone, die den Platz zu einem Quartiermittelpunkt machen könnten.
Was ist überhaupt sinnvoll?
So wird es am Ende wohl kommen wie beim «Trauma Rütimeyerplatz», wie Koch es nennt. Die Quartierbevölkerung konnte sich einbringen – mit dem Resultat, dass heute niemand wirklich zufrieden ist. Das passiert, wenn man auf Individualinteressen Rücksicht nimmt. Aber was könnte man anderes tun?
«Als Stadtteilsekretariat ist es für uns wichtig, dass ein Prozess vor allem auch formal richtig abläuft», erklärt Koch. Es sei nicht an ihr, über die Qualität des Projektes zu urteilen. Sie gibt aber dennoch einige Denkanstösse: «Wir müssen übergeordnete Interessen im Auge behalten: Welche Mobilität wollen wir in Zukunft? Wie müssen wir auf die Klimaerwärmung reagieren? Und wie können wir den Platz sicher gestalten, besonders für schwächere Verkehrsteilnehmer.»
Unter dem Strich ist für Koch aber klar: «Das jetzige Projekt ist sicherlich eine Verbesserung.» Wie aufwendig die Überarbeitung der ursprünglichen Pläne war, kann das zuständige Baudepartement nicht sagen. Auf Anfrage heisst es, dass die Fragen zum Projekt erst beantwortet werden können, nachdem es durch den Regierungsrat gegangen ist.
Angelina Koch denkt aber schon viel weiter: «Wir müssen uns grundsätzlich fragen, wie wir die Bevölkerung einbinden wollen», sagt sie. Ist es richtig, nur die Anwohner mit einzubeziehen oder ist es nicht eher die ganze Stadt, die ihre Ideen und Forderungen einbringen können soll? Wird man dadurch näher an ein perfektes Endresultat kommen oder wird es nur noch viel länger dauern, bis sich in dieser Stadt etwas ändert?
Verbesserungspotenzial gibt es immer
Es sind interessante Denkanstösse, welche die geplante Umgestaltung des Wielandplatzes mit sich gebracht hat. Und es bleibt die Hoffnung, dass von nun an alles nach Plan läuft, damit die Anwohner, die ihre Forderungen durchboxen konnten, das noch erleben.
So oder so: Ein grosses Problem wird auch nach der Neugestaltung nicht gelöst sein – der sogenannte Suchverkehr um das Schützenmattstadion bei Veranstaltungen. Um den zu beheben, bräuchte es eigentlich ein unterirdisches Parkhaus.
Aber das ist eine andere Baustelle.