In der Finanzwelt sorgt «Basel» derzeit für Aufregung. Diese vier Punkte helfen dabei, zu verstehen weshalb.
Wer einen Banker in Aufregung versetzen will, muss nur ein Wort sagen: «Basel». Ziemlich sicher folgen dann empörte Ausrufe wie «Überregulierung!» oder «Fesseln!». Wieso aber treibt der Name unserer Stadt den Puls von Direktoren und Aktionären der Finanzinstitute rund um den Globus derart in die Höhe?
Der Grund für die Aufregung sitzt in einem hohen Turm nahe des Bahnhof SBB. Dort – im Gebäude der Bank für internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) – tagt vierteljährlich der sogenannte Basler Ausschuss für Bankenaufsicht. Dieses Gremium, in der Branche der Einfachheit halber «Basel Committee» genannt, erlässt Regeln, welche die Stabilität erhöhen und die Geldinstitute krisenresistenter machen sollen. Vielen Bankern gefällt das nicht.
Was Banker bewegt, sollte auch uns als Bankkunden interessieren. Inspiriert von einem Artikel bei «Politico.eu» haben wir deshalb die wichtigsten Gründe dafür aufgelistet, weshalb uns «Basel» auch fern jedes Lokalpatriotismus nicht egal sein darf.
Was tut das «Basel Committee»?
Gegründet wurde der Ausschuss 1974, nachdem einige grosse Banken Konkurs gegangen waren. Das Ziel war es, in der Bankenbranche einheitliche Sicherheitsstandards zu etablieren. Das Basel Committee richtet sich dabei nicht direkt an die Banken, sondern an die Aufsichtsbehörden der einzelnen Länder. In der Schweiz beispielsweise an die Finma (Finanzmarktaufsicht).
Dafür erlässt der Ausschuss Richtlinien und Empfehlungen. Etwa darüber, wie hoch die Eigenkapitalreserve einer Bank sein sollte. Der jüngste Katalog solcher Empfehlungen wird «Basel III» genannt und soll schrittweise «Basel II» ersetzen. Die Aktualisierung wurde nötig, nachdem die Finanzkrise ab 2007 Geldinstitute weltweit ins Wanken und Börsenkurse zum Fallen gebracht hatte. Eine weitere Überarbeitung von «Basel III» (fälschlicherweise auch als «Basel IV» bezeichnet) wird in den kommenden Wochen bekannt gegeben.
Was will «Basel III»?
Das vorgeschlagene Regelwerk ist umfangreich und äusserst komplex. Im Kern jedoch geht es darum, zu verhindern, dass Banken am Kapitalmarkt zu grosse Risiken eingehen und dadurch anfällig auf Krisen werden. Eine Möglichkeit dieses Risiko einzugrenzen, ist beispielsweise die Vorschrift, dass sich in der Bilanz einer Bank die Schulden (Fremdkapital) und die Guthaben (Eigenkapital) in einem bestimmten Verhältnis befinden müssen, also eine Verschuldungsgrenze. Diese Regeln sind bekannt und an vielen Orten auch bereits in Kraft.
Neu hinzukommen sollen künftig Regeln darüber, wie der nötige Kapitalbedarf berechnet werden muss. Die meisten Grossbanken nutzen heute eigene, hochkomplexe, Kalkulationsmethoden, um ihre Risiken zu managen. Dieser Praxis will das Basel Committee einen Riegel schieben. Ihr Argument: Die Methoden seien zu komplex und deshalb fehleranfällig. Ausserdem sei es den Banken so möglich zu tricksen.
Was ist gegen sicherere Banken einzuwenden?
Seit es das Basel Committee gibt, wehren sich viele Banken gegen die verschärften Regeln. Sie sehen sich in ihrer unternehmerischen Freiheit eingeschränkt. Ausserdem beklagen sie die erhöhten Kosten, die durch die neuen Kapitalvorschriften entstehen. Sie drohen damit, dass es ihnen mit «Basel III» unter Umständen nicht mehr möglich sei, den Bedarf an Hypotheken und Krediten zu decken.
Schützenhilfe haben die Banken von der EU bekommen. In Brüssel stört man sich insbesondere am erwarteten Regelwerk zur Berechnungsmethode.
Und was hat das jetzt mit mir zu tun?
Sollte tatsächlich eintreffen, was die Banken prognostizieren, dann werden Kredite und Hypotheken künftig knapper und vor allem teurer. Das hätte ungeahnte wirtschaftliche Auswirkungen, insbesondere auf eine KMU-lastige Volkswirtschaft wie die Schweiz. Jobs könnten rarer werden und Mieten ebenso steigen wie die Preise für Dienstleistungen.
Doch das Basel Committee und andere Aufsichtsvertreter bezweifeln die Drohung der Banken. Sie sagen, das Gegenteil trete ein. Sicherere Banken seien eher in der Lage, eine Volkswirtschaft zuverlässig mit Geld zu versorgen und würden im Fall einer Krise nicht auch gleich andere Wirtschaftszweige mitreissen.
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Für diesen Artikel haben wir uns bei den Kollegen von «Politico.eu» inspirieren lassen.