Hans Rudolf Matter über den Anlageskandal der ASE Investment AG und seinen Rücktritt als CEO der Basler Kantonalbank.
«Natürlich habe ich mir meinen Abgang von der Basler Kantonalbank ein wenig anders vorgestellt», sagt Hans Rudolf Matter, CEO der BKB, der in der Folge des ASE-Anlageskandals per Ende des Jahres zurücktritt. Als operativer Chef des Instituts habe er sich in der Pflicht gefühlt, die Verantwortung zu übernehmen für Fehlleistungen, die auch innerhalb seiner Bank vorgekommen seien. Dann müsse der CEO hinstehen, um Reputationsschäden von der Bank abzuwenden. «Mein Rücktritt ist ein Signal, dass wir unsere Botschaft des Fair-Banking ernst nehmen.»
Aus diesem Grunde ist die BKB auch bereit, sich gegenüber Ersatzforderungen von Kunden kulant zu zeigen – womit die BKB freilich keine Haftpflicht anerkennt. Der mutmassliche Betrug an den Kunden geht vollständig zu Lasten der ASE Investment AG. Diese hat im Laufe der Jahre die Vermögensverwaltung von insgesamt 620 Personen mit BKB-Konten betreut, ausgestattet mit Vollmachten dieser Kunden – und dabei einen Schaden von rund 100 Millionen Franken angerichtet. Die meisten dieser Personen waren zuvor nicht Kunden der BKB. Für die Basler Kantonalbank wurden Probleme erst ersichtlich, als die Konten einzelner ASE-Kunden regelmässig überzogen und damit für die BKB zum Kreditrisiko wurden.
Luftige Firmen
Und dort, so sagt Hans Rudolf Matter, sei auch der BKB ein Fehler unterlaufen: «Wir haben uns zu stark auf das Kreditrisiko konzentriert; das eigentliche Risiko blieb uns verborgen.» Die Gegenmassnahmen bezogen sich zunächst ausschliesslich auf dieses Kreditrisiko. Dabei hätte man es durchaus besser wissen können. Denn die ASE in Gestalt ihres Geschäftsführers Martin Schlegel war schon 2007 kein unbeschriebenes Blatt. Schlegel wurde jedenfalls schon damals in Verbindung gebracht mit Max Entertainment, einer Firma, die hauptsächlich aus Luft bestand, aber Investoren anwarb – und mit deren ebenso luftigen Nachfolgefirmen, die nach dem gleichen Geschäftsprinzip funktionierten.
Sobald auch der BKB klar im März dieses Jahres klar wurde, dass die ASE offenbar ihre Kunden abzockte, indem sie Abrechnungen manipuliert hatte, war es die Basler Kantonalbank, die im Kanton Aargau Strafanzeige erstattete und damit den ganzen Falle juristisch erst ins Rollen brachte.
Strengere Auflagen
Die BKB hat mittlerweile ein paar Lehren aus der Affäre gezogen: Externe Vermögensverwalter werden genauer unter die Lupe genommen und strengeren Auflagen unterworfen. Das hat bereits dazu geführt, dass einige solcher Vermögensverwalter von der Zusammenarbeit mit der BKB ausgeschlossen wurden. Drei Mitarbeitern der BKB-Filiale in Zürich wurde gekündigt, vier weitere wurden verwarnt. Die Leitung des Private Banking in Zürich wurde neu besetzt und das dortige Bonussystem dem in der ganzen Bank geltenden angepasst. Die Geschäftstätigkeit des Private Banking in Zürich wird substantiell eingeschränkt.
Sündenfall: Der Gang nach Zürich
Diese Massnahmen deuten es an: Der eigentliche Sündenfall der BKB ist nicht, dass sie einen betrügerischen externen Vermögensverwalter zu spät entlarvt hat. Viel entscheidender war der Entscheid, am Standort Zürich eine Private-Banking-Filiale zu eröffnen, diese mit von aussen engagierten Mitarbeitern zu bestücken und sich mit dem Lohnsystem an Zürcher Gepflogenheiten in diesem Sektor anzupassen. Über diese Filiale liefen nämlich nicht nur die anrüchigen Geschäfte der ASE, sondern die nicht minder anrüchigen Geschäfte mit amerikanischen Steuerflüchtlingen, welche die BKB auf die «schwarze Liste» der US-Steuerfahnder brachten – weshalb sie sie nun bis Ende dieses Jahres am liebsten wieder loswerden möchte.
Hans Rudolf Matters Abgang, so tragisch er für ihn ist, ist also auch folgerichtig. Denn der Gang nach Zürich war ja nicht zufällig; er entsprach der Strategie der Bankführung. Und dazu gehört nicht nur Hans Rudolf Matter, der jetzt die Verantwortung auf sich nimmt. Diese Strategie wurde auch vom Bankrat abgesegnet – auch dieser sollte Verantwortung übernehmen wie der CEO der BKB.