Geht es um die Messe Basel, kommt Regierungspräsident Guy Morin ins Schwärmen. Über den attraktiven Standort mitten in der Stadt. Über das internationale Flair, das von Ausstellern und Gästen aus aller Welt auf Basel ausstrahlt. Über den Erfolg des Unternehmens, das nicht wie viele andere Messen am staatlichen Tropf hängt. An der letztjährigen Art Basel redete sich Morin vor geladenen Chefredaktoren aus der ganzen Schweiz derart in Euphorie, dass ein Zürcher Journalistenkollege verunsichert fragte, ob der Regierungs-präsident wirklich ein Grüner sei.
Aber Morin hat natürlich recht. Die Entwicklung der MCH Group ist beeindruckend. Die Art Basel verteidigt in schwierigem Umfeld erfolgreich ihre Rolle als wichtigste Kunstmesse der Welt. Und die Uhren- und Schmuckmesse Baselworld beschert dem Stadtkanton als Hauptaktionär Jahr für Jahr schöne Einnahmen. Grund genug zur Freude.
Doch Morin und seine Regierungskollegen tragen auch direkt Mitverantwortung für die Messe. Namentlich Wirtschaftsminister Christoph Brutschin und Finanzministerin Eva Herzog, die gemeinsam mit ihrem Baselbieter Amtskollegen Peter Zwick im Verwaltungsrat der MCH Group einsitzen.
Bereits vor Wochen berichtete die TagesWoche über Aussteller und Zulieferfirmen, die der Baselworld willkürliche Geschäftspraktiken vorwarfen. Die Recherchen zur aktuellen Titelgeschichte (ab Seite 6) fördern weitere delikate Details zutage – über lukrative Aufträge, die an Lebenspartner vergeben werden. Über teure Werbepakete für Aussteller, ohne die eine attraktive Standzuteilung unmöglich zu sein scheint. Und über eine Unternehmensphilosophie, die regionale Dienstleister und Gastronomen zunehmend vom Geschäft ausschliesst.
Hinter der schicken Fassade brodelt es heftig. Bei aller Begeisterung für die MCH Group: Die Kantonsvertreter im Verwaltungsrat haben auch Aufsichtspflichten zu erfüllen – damit sich die Steuerzahler als Miteigentümer noch lange für «ihre» Messe begeistern können.
Artikelgeschichte
Erschienen in der gedruckten TagesWoche vom 20.04.12