Die Basler Kantonalbank versucht, nach den Skandalen glaubwürdig zu bleiben. Vergeblich.
Perfekt choreografiert war die gut einstündige Show der Basler Kantonalbank vor 2500 Miteigentümern. «Sie zeigen uns mit Ihrem Erscheinen Ihre Verbundenheit», eröffnete Bankratspräsident Andreas Albrecht sein Referat. Er sprach über die beiden Skandale, den ASE-Betrugsfall und die Verwaltung von Vermögen amerikanischer Steuerflüchtlinge, die das «Selbstverständnis der BKB erschüttert haben». Genauso wie Albrecht beteuerten auch Regierungsrätin Eva Herzog und Bankdirektor Guy Lachappelle, die Bank habe Fehler gemacht, aber jetzt ihre Lehren daraus gezogen.
Eva Herzog sprach vom belasteten Vertrauen der Kundinnen und Kunden in die Bank. Dies zeige sich auch darin, dass die Kundengelder der Kantonalbank abgenommen hätten. Tatsächlich verlor das Stammhaus der BKB letztes Jahr knapp 900 Millionen Franken oder 6,1 Prozent Kundengelder. Und deshalb setzte die Bank an der Veranstaltung alles daran, Vertrauen zurückzugewinnen.
Ende der Harmonie
Doch die Bemühungen der BKB waren vergebens. Kam die Eigentümerversammlung noch wie aus einem Guss daher, wars schon bald vorbei mit der perfekten Choreografie. Eva Herzog erklärte in einem Interview mit der «Basler Zeitung», wenn das Steuerabkommen mit den USA im Parlament in Bern scheitern sollte und es tatsächlich zu einer Klage gegen die BKB komme, «dann ist die Existenz der Bank bedroht». Die TagesWoche fragte bei der BKB nach. Diese dementierte umgehend: «Auch im Falle einer Klage wäre die Aufrechterhaltung des Geschäftsbetriebs hundertprozentig gewährleistet».
Was stimmt jetzt? Übertreibt die Regierungsrätin, um die Parlamentarier unter Druck zu setzen, damit diese dem Abkommen doch noch zustimmen, oder verharmlost die BKB, um ihre Kundinnen und Kunden zu beruhigen. Wie auch immer: Wenn die zuständige Regierungsrätin und die Kantonalbank einander widersprechen, trägt das wenig dazu bei, verlorenes Vertrauen zurückzugewinnen.
Auch kaum Vertrauen schafft, dass sich Fernsehmoderator Reto Lipp in der Fernsehsendung «Arena» für das Steuerabkommen stark machte, einen Tag nachdem er im Solde der BKB deren PR-Anlass moderierte hatte.
Vor allem aber hat die BKB den wichtigsten Schritt noch immer nicht getan, um das Vertrauen der Kundinnen und Kunden nachhaltig wieder- herzustellen: Wer trägt welche Verantwortung dafür, dass es überhaupt so weit kommen konnte, dass die Zürcher Filiale einen solchen Schlamassel anrichten konnte? Wer hat entschieden, dass die Zürcher Filiale ausserhalb des Konzerns wie ein ungesteuerter Satellit funktionieren konnte? Wer hat zugelassen, dass in Zürich Löhne bezahlt wurden, die dermassen stark an Rendite gekoppelt waren, dass diese die Mitarbeiter offenbar animierten, selbst hochriskante Geschäfte einzugehen?
Erst wenn diese Fragen geklärt, die Verantwortlichen benannt sind und diese auch die Konsequenzen für ihre Fehlentscheide tragen müssen, erst dann ist die Voraussetzung dafür geschaffen, verlorenes Vertrauen wieder-herzustellen.
Doch statt Transparenz zu schaffen, hält sich die Basler Kantonalbank bei Anfragen oft bedeckt: Auf die Fragen der TagesWoche etwa, wie viel Kundengelder die BKB bis heute verloren habe und wie viele Konten in den vergangenen Tagen aufgelöst worden seien, schickt die Bank eine allgemeine Stellungnahme mit dem Vermerk: «Wir verzichten gegenwärtig auf die Beantwortung von Detailfragen.»
Eine Antwort liefert die Bank dann aber doch, wenn auch eher unfreiwillig in Gestalt des Kurses des Partizipationsscheins. Dieser sei ein Gradmesser für das Vertrauen in die Basler Kantonalbank, erklärte Bankdirektor Guy Lachappelle an der PS-Versammlung. Der Partizipationsschein (PS) verlor bereits im letzten Jahr 22 Prozent an Wert. Kaum war die perfekt inszenierte PS-Versammlung vorbei, brach der Kurs des Inhaberpapiers noch einmal regelrecht ein und verlor innert weniger Tage über zehn Prozent.
Artikelgeschichte
Erschienen in der gedruckten TagesWoche vom 07.06.13