Die britische Organisation Oxfam hat eine Liste mit den schlimmsten Steueroasen der Welt vorgelegt. Die Schweiz belegt Rang vier, vor allem weil sie Hand dazu bietet, anderen Ländern das Steuersubstrat zu entziehen.
Immer wieder macht die britische Hilfsorganisation Oxfam darauf aufmerksam, wie extrem der Wohlstand auf der Welt verteilt ist. Die 62 reichsten Personen des Planeten besitzen gleich viel wie die 3,6 Milliarden ärmsten Menschen, errechnete Oxfam unlängst.
Jetzt zeigt die Organisation, wer dafür massgeblich mitverantwortlich ist: unter anderem die Schweiz. Sie steht an vierter Stelle und verpasst damit einen Podestplatz im Ranking der übelsten Steueroasen der Welt. Die vollständige Liste:
- Bermudas
- Cayman Islands
- Niederlande
- Schweiz
- Singapur
- Irland
- Luxembourg
- Curaçao
- Hong Kong
- Zypern
- Bahamas
- Jersey
- Barbados
- Mauritius
- Britische Jungferninseln
100 Milliarden Dollar Steuereinnahmen entgehen alleine den Entwicklungsländern pro Jahr, schätzt Oxfam. Das würde reichen, um 124 Millionen Kindern, die keinerlei Zugang zu Bildung haben, in die Schule zu schicken, hat die NGO berechnet. Darüber hinaus könnten dank Investitionen ins Gesundheitswesen 6 Millionen Kinder jährlich vor dem Tod bewahrt werden.
Weltmeister im «Profit Shifting»
Die Schweiz sorgt auf verschiedene Weise dafür, dass Unternehmen ihre Gewinne in Entwicklungsländer nicht abliefern müssen. Sie bietet gemäss Oxfam ideale Voraussetzungen für sogenanntes «Profit Shifting», also das Verschieben von Gewinnen in steuergünstige Gefilde. Konzerne, die ihren Sitz in der Schweiz haben, saugen die Gewinne ihrer Ländertöchter etwa durch den Verkauf von Lizenzen oder die Vergabe interner Darlehen ab.
Durch die geplante Unternehmenssteuerreform III würden die Holdingprivilegien zwar aufgegeben, dafür kommen neue Instrumente, die Oxfam der Trickkiste für Steuervermeidung zurechnet, etwa die Patentbox, mit der sich Forschungsausgaben abziehen lassen.
Basel-Stadt bleibt für Steuertrickser attraktiv
Zudem soll der Steuersatz für Unternehmen radikal gesenkt werden. In Basel beispielsweise von 22 Prozent auf 11 bis 13 Prozent. So bleibt der Kanton für Konzerne und deren Praxis der Steuerminimierung attraktiv.
Global betrachtet sanken die Unternehmenssteuern in den letzten zehn Jahren von durchschnittlich 27,5 Prozent auf 23,6 Prozent. Die Löcher in den Staatshaushalten werden vorwiegend durch eine Erhöhung der unsozialen Mehrwertsteuer gestopft. In der Subsahara-Region macht die Mehrwertsteuer mittlerweile 67 Prozent der gesamten Steuererträge aus.
Das Oxfam-Ranking könnte nicht das einzige bleiben, das die Schweiz in ein schlechtes Licht rückt. Sowohl die G20 wie auch die EU wollen in den kommenden Monaten Schwarze Listen von Steueroasen veröffentlichen, die auch Sanktionen zur Folge haben könnten.