Südeuropäische Spitäler schulden Roche 1,5 Milliarden

Die Krisenländer Portugal, Spanien und Griechenland haben grösste Mühe, das Gesundheitswesen angemessen zu finanzieren. Das bekommen die beiden Basler Pharmakonzerne Roche und Novartis zu spüren. Öffentliche Spitäler werden teilweise nicht mehr beliefert.

Der Spardruck führt zu prekären Verhältnissen in Portugals Spitälern, die nicht mehr umfassend mit Medikamenten beliefert werden. Das Bild zeigt einen Ärztestreik in Lissabon Mitte Juli 2012. (Bild: Keystone)

Die Krisenländer Portugal, Spanien und Griechenland haben grösste Mühe, das Gesundheitswesen angemessen zu finanzieren. Das bekommen die beiden Basler Pharmakonzerne Roche und Novartis zu spüren. Öffentliche Spitäler werden teilweise nicht mehr beliefert.

Südeuropäische Spitäler schulden dem Basler Pharmakonzern Roche 1,5 Milliarden Franken. Das geht aus dem aktuellen Halbjahresbericht hervor. Die Rückstände konnten seit Ende 2011 um rund 600 Millionen Franken abgebaut werden. Roche führt dies vor allem auf die verbesserte Lage in Spanien zurück, wo die Zentralregierung den klammen Regionen mit 35 Milliarden Euro unter die Arme greift. «In Spanien hat sich die Lage wieder normalisiert», sagt Roche-Sprecherin Silvia Dobry. Alle Spitäler würden beliefert, da alte Schulden beglichen wurden.

Schwierig ist die Situation für Roche in Portugal und Griechenland. In Griechenland sind wichtige Krebsmedikamente nur noch in den grössten Spitälern erhältlich. Andere Spitäler werden in vielen Fällen nur gegen Barzahlung beliefert. Allerdings konnte laut Dobry mit der staatlichen Krankenkasse EOPYY eine Vereinbarung getroffen werden über die Lieferkonditionen.

Im Juni 2011 hatten mehrere Pharmafirmen die Medikamentenlieferung an griechische Spitäler eingestellt. Der damalige griechische Gesundheitsminister Andreas Loverdos beschuldigte Roche danach, für Engpässe in der Gesundheitsversorgung verantwortlich zu sein. 

Auch in Portugal hat Roche seine Lieferbedingungen verschärft, da die angehäuften Rückstände mittlerweile zwei bis drei Jahre alt sind. Gemäss Roche-Sprecherin Dobry ist ein Viertel der portugiesischen Spitalkapazitäten davon betroffen. Die grossen Onkologiekliniken würden aber nach wie vor beliefert. «Der Zugang ist gewährleistet», versichert Dobry. 

Auch Novartis hat reagiert

Der andere Basler Pharmamulti Novartis ist aufgrund seiner Produktepalette weniger ins Spitalgeschäft involviert als Roche. Trotzdem wirken sich die finanziellen Schwierigkeiten der öffentlichen Haushalte in den südeuropäischen Krisenstaaten auf das Geschäft von Novartis aus. Deshalb habe der Konzern das Inkasso verstärkt und für mehrere Teams in den betroffenen Ländern das Geldeintreiben zur Priorität erklärt, teilt Sprecher Satoshi Sugimoto auf Anfrage mit.

Zudem seien Notfallpläne entwickelt worden, falls sich die Lage verschlimmert. Seit Ende 2011 liefert Novartis öffentlichen Spitälern mit der schlechtesten Zahlungsmoral Medikamente teilweise nur gegen Barzahlung. Wie hoch die ausstehenden Beträge sind, will Novartis nicht mitteilen. 

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