Die Swisscom trauert um ihren CEO. Carsten Schloter wurde am Dienstagmorgen tot aufgefunden. Die Polizei geht von Suizid aus. Bundesrätin Leuthard zeigte sich bestürzt.
Die Medienmitteilung der Swisscom von Dienstagmorgen ist knapp: «Swisscom trauert um CEO Carsten Schloter». Er sei am Montagmorgen an seinem Wohnort im Raum Freiburg tot aufgefunden worden. «Die Polizei geht von einem Suizid aus, die genaueren Umstände werden abgeklärt», schreibt das Unternehmen. Mit Rücksicht auf die Familie würden keine weiteren Angaben gemacht.
Der 49-jährige Carsten Schloter war seit 2006 CEO von Swisscom, zum Telekomunternehmen stiess der Deutsche bereits 2000. Er führte zunächst Swisscom Mobile, bevor er zum CEO ernannt wurde. Schloter, der in Paris Betriebswirtschaft studiert und dort einen Grossteil seiner Jugend verbracht hatte, startete seine berufliche Laufbahn bei Mercedes-Benz in Frankreich.
Bundesrätin Leuthard bestürzt
«Verwaltungsrat, Geschäftsleitung und die Mitarbeitenden sind zutiefst betroffen und sprechen der Familie und Angehörigen ihr Beileid aus», wird Hansueli Loosli, Präsident des Verwaltungsrates, in der Medienmitteilung zitiert. Die Führung des Unternehmens werde ad interim vom stellvertretenden CEO Urs Schaeppi übernommen, Leiter von Swisscom Schweiz.
Mit grosser Bestürzung hat Bundesrätin Doris Leuthard vom unerwarteten Hinschied von Schloter Kenntnis genommen, wie das Eidgenössisches Departement für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation (Uvek) mitteilt. «Carsten Schloter hat die Swisscom in einem heftig umkämpften und sich rasch wandelnden Markt erfolgreich positioniert und dabei den Service public weiter gestärkt», würdigte Leuthard die Verdienste des Verstorbenen in einer Medienmitteilung.
Harter, aber fairer Verhandlungspartner
Mit Schloter verliere das bundesnahe Unternehmen Swisscom einen herausragenden Chef und die Schweizer Wirtschaft eine prägende Figur. Der Familie des Verstorbenen sprach sie ihr Beileid und ihr grosses Mitgefühl in dieser schweren Situation aus.
Ziemlich dieselben Worte der Würdigung wählte syndicom für den CEO. Die Gewerkschaft schreibt in einer Medienmitteilung weiter aber auch, dass «Carsten Schloter ein verlässlicher, manchmal harter, aber immer ein kluger und auch fairer Verhandlungspartner» gewesen sei. Er habe sich zudem ohne Einschränkung zur Sozialpartnerschaft bekannt und die Interessen der Mitarbeitenden als berechtigte Anliegen ernst genommen.
Moderne Kommunikationsgesellschaft setzte auch Schloter zu
Mit der «Schweiz am Sonntag» führte Schloter ein Interview im Mai zur 1:12-Initiative. Der Swisscom-CEO gewährte damals auch Einblicke in sein Privatleben. Er bezeichnet sich im Gespräch als Opfer der modernen Kommunikationsgesellschaft. «Ich stelle bei mir fest, dass ich immer grössere Schwierigkeiten habe, zur Ruhe zu kommen.» Gerade als Manager sei man immer unterwegs und könne sich nur unschwer aus dem Informationsfluss ausklingen.
Auch das Auseinanderbrechen seiner Ehe vor ein paar Jahren habe nicht wirklich zu einer Änderung geführt, gab Schloter zu. «Ich würde Ihnen gern sagen, dass ich Lehren daraus gezogen habe. Wenn es so wäre», zitierte ihn die Zeitung. Er stehe noch immer unter dem Eindruck, dass er eigentlich weniger geschäftliche Verpflichtungen haben sollte (das gesamte Interview ist nicht online, aber ein Teil).
Konkurrenten zeigen sich betroffen
Auch Swisscom-Konkurrenten reagierten mit Bestürzung. Telekomfirma Orange sprach von einem «schwarzen Tag für die Schweizer Wirtschaft und die ICT-Branche, die einen ihrer besten Manager verliert». Keiner habe den Wettbewerb in der Telekombranche so geprägt wie Carsten Schloter in den vergangenen Jahren.
«Wir schätzten Carsten Schloter als äusserst weitsichtigen, analytischen und herzlichen Kollegen, der trotz des harten Wettbewerbs ein immer äusserst fairer Mitbewerber war», hiess es in einer Mitteilung.
Sunrise-Präsident Dominik Koechlin erklärte, in tiefer Betroffenheit habe er vom Tod erfahren. «Im Namen des Verwaltungsrates von Sunrise und des gesamten Unternehmens möchte ich seinen Angehörigen und der Swisscom mein aufrichtiges Mitgefühl aussprechen», so Koechlin.
Vertrauenswürdig, dynamisch, visionär
Unter den Sozialpartnern habe Schloter immer den Dialog unterstützt, sagte Alain Carrupt, Co-Präsident der Gewerkschaft Syndicom. Der Präsident des Telekomverbands Asut, Peter Grütter, hat Schloter «als dynamische Person erlebt, die direkt, offen und sympathisch war». Schloter sei kein Manager gewesen, der nur in Zahlen dachte. «Wenn er sich für etwas engagierte, war es immer der ganze Mensch Carsten Schloter, der sich engagierte.» Gleichzeitig habe er sein Unternehmen hervorragend positioniert. Innerhalb der Asut habe sich Schloter stets konstruktiv eingebracht, sagte Grütter weiter. «Man musste mit ihm nie um ein Problem herumreden.»
Der Präsident der Eidgenössischen Kommunikationskommission (ComCom), Marc Furrer, würdigte Schloter als einen Menschen mit Visionen, der «weit über den Gartenhag der Swisscom» hinausgeschaut habe. Sie hätten oft zusammen volkswirtschaftliche und gesamtpolitische Gespräche geführt, sagte Furrer der Nachrichtenagentur sda.
Schloters Haltung sei sehr souverän gewesen. Er habe beispielsweise viel dazu beigetragen, dass der runde Tisch zu Glasfasernetzen ein Erfolg geworden sei. Der Schmerz über den Tod Schloters sei gross, sagte der ComCom-Präsident. «Es tut mir persönlich sehr leid.»