«Wir haben Albrecht den Rücktritt nicht nahegelegt»

Die Regierung habe Andreas Albrecht nicht den Rücktritt aus dem Bankrat nahegelegt, sagt Finanzdirektorin Eva Herzog im Interview. Sie hätte sich auch einen Neuanfang mit ihm vorstellen können.

«Manchmal muss man ein Zeichen setzen»: Finanzdirektorin Eva Herzog über den Rücktritt von BKB-Bankratspräsident Andreas Albrecht. (Bild: GEORGIOS KEFALAS)

Die Regierung habe Andreas Albrecht nicht den Rücktritt aus dem Bankrat nahegelegt, sagt Finanzdirektorin Eva Herzog im Interview. Sie hätte sich auch einen Neuanfang mit ihm vorstellen können.

Frau Herzog, Andreas Albrecht tritt als Bankratspräsident zurück. Wann haben Sie vom Rücktritt erfahren?

Er hat mich am Donnerstagabend nach der Bankratssitzung darüber informiert. Wir haben uns vorher über einen Rücktritt unterhalten, er hat ja mit verschiedenen Leuten über diese Möglichkeit gesprochen.

Was haben Sie ihm geraten?

Wir haben in der Regierung darüber gesprochen – und was ich sagen kann: Wir haben ihm den Rücktritt nicht nahe gelegt. Dieser Entscheid reifte in ihm – bis er ihn dem Bankrat eröffnete.

Herr Albrecht hofft, dass der Druck auf die Basler Kantonalbank durch seinen Rücktritt geringer wird.

Vielleicht wäre ein Neuanfang auch mit ihm möglich gewesen. Der Bankrat hat ja nicht bewusst falsch gehandelt: Er hat gemeint, dass es rechtens ist, was er tut, er hat sein Reglement über das Market Making begutachten lassen. Und auch die Finanzmarktaufsicht hat den Rücktritt von Andreas Albrecht nicht gefordert. Er ist gegangen, weil er einen Vertrauensverlust wahrnahm, der der Bank schaden könnte. Ich habe grossen Respekt davor, dass er diesen Entscheid so getroffen hat, zugunsten der Bank.

Wer hat den Vorschlag gemacht, dass Andreas Sturm interimistisch übernimmt?

Ich war in diese Entscheidung nicht einbezogen. Der Entscheid fiel an der Bankratssitzung.

Sturm ist aus seiner Partei und dem Grossen Rat ausgetreten. Er hat den ersten regierungsrätlichen Vorschlag für ein neues BKB-Gesetz damit vorweggenommen. Musste er das?

Nein, nach dem aktuellen Gesetz nicht. Aus der Partei müsste er sowieso nicht austreten. Er will offenbar nicht nur interimistisch das Amt übernehmen.

Es dürfte Sie freuen, dass der Gesetzesvorschlag schon freiwillig übernommen wird.

Durchaus, es scheint, als ob der Grosse Rat doch ein gewisses Verständnis für unseren Vorschlag hat. Das freut uns natürlich.

Die BKB ist unter Dauerbeschuss. Kehrt jetzt endlich Ruhe ein?

Das hoffen wir alle. Die neue Leitung hat Lob erhalten von der Finanzmarktaufsicht. Dem noch neuen CEO Guy Lachapelle wurde attestiert, dass er in die richtige Richtung geht. Das ist eine Aufmunterung in dieser nicht sehr angenehmen Situation. Nun muss die Bank den Tatbeweis antreten. Das Image der BKB hat gelitten – und es ist auch den Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Bank zu wünschen, dass Ruhe einkehrt.

Die Ersatzwahl für das Präsidium dürfte im Januar stattfinden.
Grossratspräsident Conradin Cramer sagte gegenüber der Nachrichtenagentur sda, dass diese angesetzt wird, wenn Andreas Albrechts Rücktrittschreiben formell eingetroffen sei.

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