Wochenendlich in Vals

Schnee, Berge und eine wärmende Therme: Vals ist der perfekte Ort für ein romantisches Weekend.

Um sie dreht sich fast alles in Vals: die Therme von Peter Zumthor. (Bild: Dani Winter)

Schnee, Berge und eine wärmende Therme: Vals ist der perfekte Ort für ein romantisches Weekend.

«Ils viennent de Bâle», sagt die SBB-Kondukteurin zu ihrem französischen ­Kollegen im TGV. «Normalement ils ­mangent la soupe de farine.» Das hat man davon, wenn man die ökologischen Fussstapfen seiner Kollegen auswetzen will und mit dem ÖV anreist. Nichts anderes aber kommt infrage, wenn man nach Vals geht. Zumal wenn man, wie wir, die Romantik sucht. Die gibt es spätestens ab Chur, von wo einen die Rhätische Bahn den Ufern des Vorderrheins entlang nach Ilanz bringt. Von dort geht es in einer spektakulären Postautofahrt hinauf nach Vals, wo uns der Chauffeur des Hotels Therme erwartet.

Keine Stunde später hängen unsere ­müden Gebeine bereits im wärmenden Wasser des Thermalbads. Es ist übrigens dasselbe Wasser, das die Mineralquelle ­etwas weiter talwärts in grüne Fläschchen füllt. Also nicht dasselbe ­natürlich, nur das gleiche.

In diesem warmen Wasser also ­baden wir, mal draussen, mal drinnen, ­immer umgeben von der andernorts hinlänglich ­beschriebenen Architektur des Herrn Zumthor, der übrigens auch eine Pfeffermühle für Alessi entworfen hat, die man im Therme-Laden kaufen kann. Wir gleiten in einen der kleinen Pools, lassen unsere Blicke über die Schichten von Valser Gneis gleiten, aus denen das Bad gebaut ist, und lauschen den eigenwilligen Klängen von Fritz Hauser. Besonders schräg sind diese, wenn man vor dem Bad ein paar ­relaxierende Kräuter geräuchert hat.

Ein Kingsize-Bett, hausgemachte Pralinen und die Auswahl von Büchern (u.a. Martin Suter) und CDs (u.a. Fritz Hauser) im Zimmer sowie die ambitionierte Küche von Peter Jörimann (15 Gault-Millau-Punkte) im Hotel-Restaurant komplettieren das Verwöhnprogramm im Hotel. ­Ausserhalb desselbigen ist Vals erfreulich beschaulich geblieben.

Ein halbstündiger Spaziergang durch Dorf und Valé (sprich: «Flee») führt zur Talstation der Bahn, die uns in 8er-Gondeln nach Gadastatt bringt. Wer Ski ­fahren oder boarden will, findet hier ein kleines, feines Gebiet, das auch Free­ridern gefällt. Einziger Nachteil: Oben hat es keine Sesselbahnen, nur Schlepplifte.

So toll boarden ist, romantisch ist es nicht. Also wählen wir den Winterwanderweg über Frunt und den Staudamm nach Zervreila, wo es ein Beizli hat, dessen Personal im Umgang mit Prominenten speziell geschult ist. Unbehelligt essen wir einen Heidelbeerkuchen, dann mieten wir beim Wirt zwei Rodelschlitten und fahren den herrlichen, aber noch etwas zu lang­samen Schlittelweg hinunter ins Dorf.

Die Valser sind grosse Schlittler vor dem Herrn. Selbst Grossmütter stürzen sich mit ver­wegenem Grinsen den steilen und nicht einmal offiziell als Schlittelweg bezeichneten Winter­wanderweg von Gadastatt nach Leis hinab. Wenn man es ihnen gleichtun will, muss man den Schlitten aber schon im Tal mieten. Sonst gibt es im Restaurant Ganni etwas weiter unten welche.

Die vom Fahrtwind erkalteten Glieder wärmen wir wieder im Bad. Wir sind nicht die Einzigen. Daher der wichtigste Tipp zum Schluss: Am besten geniesst man Vals in der Nebensaison.

  • Anzapfen: Restaurant Zervreila beim Stausee; Flee-Bar bei der Talstation.
  • Abfahren: Mit dem Schlitten von ­Zervreila ins Flee oder von Gadastatt via Leis ins Dorf. 
  • Ausspannen: Bäder, Massagen und das volle Wellness-Programm in der Therme
  • Ausgehen: Die Tanzbeine schwingt man in der «Färberei» / G’s Music Club.

 

Artikelgeschichte

Erschienen in der gedruckten TagesWoche vom 04.01.13

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