Beats wie eine weiche Matte

Jan Blomqvist spielt herzerwärmenden Elektro, der sich als Song definiert – und holt damit en passant auch die Popliebhaber ab. Hingehen, heute Abend im Hinterhof.

Bunte Suppe, die er auftischt: Jan Blomqvist. (Bild: Christian Dammann)

Jan Blomqvist spielt herzerwärmenden Elektro, der sich als Song definiert – und holt damit en passant auch die Popliebhaber ab. Hingehen.

Organischer Techno? Warme Beats? Elektro-Spa? Man muss nur mal bei «Dancing People Are Never Wrong» reinhören, um diesen Crossover zu erfahren. Nicht den Originaltrack der Basler Band The bianca Story, sondern den Remix, gedehnt auf achteinhalb Minuten. Vom Ursprung bleibt da nur noch die geschnittene Gesangsspur von Sängerin Anna Gosteli übrig.

Im Clip dazu tanzen junge Menschen in Zeitlupe, im Gras, zwischen Bäumen, und so klingt der Track auch: Wie auf eine weiche Matte legt sich der Beat, knistert, knackst und blubbert, bis er strahlendurchflutet aufgeht wie die Morgensonne nach einer durchtanzten Nacht. Der prachtvolle Remix stammt von Jan Blomqvist.

«Dancing People Are Never Wrong» war seine erste Remix-Arbeit, daraus resultierte ein gemeinsamer Auftritt am feinen deutschen Fusion-Festival, von wo auch der Clip stammt, und er legt Zeugnis ab, wie porös bei Blomqvist die Grenzen zwischen strahlendem Pop und Clubsounds gebaut sind, wie gestrig ihm die Schneide zwischen Lied und Track erscheint. Denn Blomqvist, der nach eigenen Angaben 2013 an jedem Wochenende in zwei verschiedenen Clubs auftrat, denkt sich seine Aufgabe als DJ vom Song her, nicht vom Track.

Aufgewachsen in der deutschen Kleinstadt Celle und durch Rock und Punk sozialisiert, stiess er erst nach einem Umzug nach Berlin auf elektronische Musik und eignete sie sich an, ohne seinen Schaffensprozess komplett zu verändern.

Zwischen Konzert und Club

Noch immer schreibt er Songs auf der Gitarre, bevor er sie für den Club produziert, und versteht sich auch live als DJ, der zeitgleich Musiker ist – oder vielmehr «Dirigent in einem Orchester», wie er sich in einem Interview beschrieb: «Ich spiele meinen Track mit meinen zehn Spuren, mische diese live wie im Studio zusammen. Ich kann dadurch im Club, wenn ich merke, dass es gerade abgeht, alles rausnehmen und den Bass solo stellen. Das kann ein DJ nicht.»

Wie fliessend er die Übergänge schafft, zeigen nicht nur seine Studio-Kollaborationen etwa mit seinem Labelchef Oliver Koletzki im Track «The Devil In Me» – Blomqvist übernimmt hier den am Gesangspart –, der auch in der  Akustikversion erstaunlich eindringlich funktioniert, sondern vor allem seine Auftritte, die zwischen Konzertatmosphäre und Clubnacht pendeln. Blomqvists Live-Verständnis elektronischer Musik erinnert konzeptuell an den Echtzeit-Elektro von James Blake, und tatsächlich ist auch der Wahlberliner live mit einem Pianisten und Schlagzeuger unterwegs – und spielt seinen «organischen Elektro» derart bandkompatibel, dass er auch «all die Rock- und Popmusikleute aufgreift, ohne dass die es merken.» Clever. 


Hinterhof
, Basel. Fr, 20. Dezember, 23 Uhr.

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