Der Euro hat seinen Aufwärtstrend fortgesetzt und ist im Devisenhandel deutlich über 1,22 Franken gestiegen. Analysten verwiesen zur Begründung darauf, dass die Euro-Schuldenkrise abflaue.
In der Spitze kostete ein Euro kurz vor Mittag 1,227 Franken. Das war der höchste Stand seit dem 15. Dezember 2011. Am Nachmittag notierte die europäische Gemeinschaftswährung leicht darunter bei 1,226 Fr. nach 1,208 Fr. am Montag letzter Woche.
Der Euro hat sich damit weiter vom Mindestkurs der Schweizerischen Nationalbank (SNB) von 1,20 Franken entfernt. Noch im vergangenen Sommer hatte die SNB diese Marke mit milliardenschweren Devisenkäufen verteidigen müssen.
Im Dezember betrug der Berg an Devisenreserven der SNB umgerechnet rund 427,2 Mrd. Franken, wie die Nationalbank am Montag in einer Eingabe beim Internationalen Währungsfonds (IWF) bekannt gab. Der Wert hat sich gegenüber November (rediviert: 427,4 Mrd. Fr.) kaum verändert. Gewinnen andere Währungen gegenüber dem Franken nun an Wert, so könnte die SNB bedeutende Bewertungsgewinne verbuchen.
Auch der Dollar legte am Montag zum Franken zu, und zwar von 91,3 auf 91,8 Rappen. Der Euro notierte zum Dollar vorübergehend über 1,34 Dollar und damit auf dem höchsten Stand seit Ende Februar 2012.
Entspannung an Anleihemärkten
Beobachter erklären die Entwicklung vor allem mit einem Abflauen der europäischen Schuldenkrise. An den Anleihemärkten krisengeschwächter Euroländer wie Spanien und Italien hat sich die Lage markant entspannt.
Zu Wochenbeginn meldete die Zentralbank Spaniens den vierten Rückgang von Bankausleihungen spanischer Kreditinstitute bei der Europäischen Zentralbank (EZB). Allerdings liegt das Niveau immer noch auf sehr hohem Niveau.
Unterstützung hatte der Euro auch von der Geldpolitik erhalten. Die EZB lehnt eine abermalige Leitzinssenkung vorläufig ab. EZB-Chef Mario Draghi hatte schon im Juli erklärt, die Notenbank werde alles tun, um den Euro zu erhalten. Im September doppelte er nach und erklärte, die EZB sei bereit, notfalls unbeschränkt Staatsanleihen notleidender Euro-Staaten zu kaufen.
Auf dem falschen Fuss erwischt wurden einige Spekulanten, in erster Linie Hedgefonds aus den USA und Grossbritannien, die hohe Beträge auf ein Auseinanderfallen des Euroraums gesetzt haben.
Zuversichtliche Goldman Sachs
Ob der Euro seinen Aufwärtskurs fortsetzen wird, ist unter Beobachtern strittig. Die US-Investmentbank Goldman Sachs beispielsweise gibt sich zuversichtlich. Sie sprach unlängst eine Kaufempfehlung für die Gemeinschaftswährung aus und setzte ein Kursziel von 1,37 Dollar.
Zurückhaltender sind dagegen etwa die Devisenexperten der deutschen Commerzbank, die insbesondere auf die konjunkturelle Schwäche im Euro-Raum verweisen. Tatsächlich befinden sich zahlreiche Volkswirtschaften Europas immer noch im Konjunkturtal, grosse Länder wie Spanien oder Italien stecken in einer tiefen Rezession.