Wer wird die neue Conchita? Im Finale des 60. Eurovision Song Contest wird am Samstag ein neuer Pop-Champion gesucht. Top-Favorit ist Schweden – einmal mehr: Das Land gewann den Wettbewerb schon fünf Mal, zuerst 1974 mit ABBA, zuletzt 2012 mit Loreen.
Den Final werden voraussichtlich 100 Millionen Zuschauer am Fernseher verfolgen. In der Wiener Stadthalle wollen 10’000 Fans die Interpreten anfeuern und bejubeln. Die Show kostet etwa 25 Millionen Euro. Ein Blickfang ist die riesige Bühne in Form eines überdimensionalen Auges, die zahlreiche Show-Effekte ermöglicht.
Als Top-Favorit gilt der Schwede Måns Zelmerlöw mit «Heroes». Aber auch die drei Tenöre von Il Volo aus Italien («Grande Amore»), der Belgier Loïc Nottet («Rhythm Inside»), der Israeli Nadav Guedj («Golden Boy»), Elnur Huseynov aus Aserbaidschan («Hour of the Wolf»), die Russin Polina Gagarina («A Million Voices») oder das estländische Duo Elina Borg&Stig Rästa («Goodbye to Yesterday») liegen weit vorne in der Gunst der Wettbüros.
Zur Feier des 60. Geburtstags des ESC wurde erstmals Australien als Kandidat eingeladen. Die Australier sind seit der ersten TV-Übertragung von 1983 treue Fans. Catherine Strong von der Universität Melbourne erklärt das mit den multikulturellen Wurzeln vieler Australier. 28 Prozent der Einwohner seien im Ausland geboren.
Auch Australiens Kandidat Guy Sebastian ist ein Einwanderer. Er wurde in Malaysia geboren und kam als Kind nach Australien. Seine Familie hat einen gemischten kulturellen Hintergrund, mit Herkunftsbezügen zu Sri Lanka, Portugal und Grossbritannien. Sebastian gehört zu den Favoriten. Sollte er gewinnen, müsste ein europäisches Land den Wettbewerb ausrichten.
Kein Behindertenbonus
Die beiden Halbfinals vom Dienstag und Donnerstag brachten kaum Überraschungen. Einzig, dass die finnische Punkband Pertti Kurikan Nimipäivät (PKN) mit ihren vier behinderten Mitgliedern ausschied, verwunderte einige. Zuvor hatte es von Kennern geheissen, dass es sich kein zivilisiertes Land leisten könne, Handicapierte schlecht zu klassieren – die Wetten auf die Combo waren dementsprechend hoch.
Der «Rausschmiss» bedeutet aber auch, dass man die Band für voll genommen und ihr keinen Behinderten-Bonus gegeben hat. Auch die nach einem Autounfall von der Hüfte abwärts gelähmte Polin Monika Kuszynska profitierte nicht von Mitleid: Die Buchmacher hatten ihr ganz richtig einen Finaleinzug prophezeit.
Bekanntlich nicht gereicht hat es der Genferin Mélanie René. Patriotisch mitfiebern dürfen Schweizer Zuschauer am Samstag dennoch: Die Baslerin Joanna Deborah Bussinger alias Debrah Scarlett tritt zusammen mit Mørland für das Land ihrer Mutter, Norwegen, an. Der Song des Duos, «A Monster Like Me», war von Anfang als Mitfavorit gehandelt worden.